Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
bisher wollte uns kein einziger Samurai helfen, nur dieser Ausländer«, gab Yoshi zu bedenken.
Toge schüttelte den Kopf. »Das Risiko ist zu groß. In Okayama habe ich gehört, dass der Shogun alle Ausländer verbannt hat. Wer einen Gaijin aufnimmt, wird dafür mit dem Tode bestraft!«
»Damit wäre das entschieden«, sagte Junichi. »Als Oberhaupt dieses Dorfes erkläre ich hiermit, dass der Junge sofort von hier verschwinden muss.«
Er bedeutete Kunio, die Tür zu öffnen. Und noch bevor Jack Einwände erheben konnte, hatte Toge ihn schon auf die Veranda geschoben und die Tür hinter ihm zugeschlagen. Im nächsten Moment ging die Tür noch einmal auf und sein Strohhut flog heraus.
So viel zur Dankbarkeit, dachte Jack, bückte sich und hob ihn auf.
Er ließ den Blick über die verschneite Landschaft und das ärmliche Dorf wandern, dessen Türen ihm jetzt verschlossen blieben. Um seine Überlebenschancen stand es schlecht. Er hatte kein Dach über dem Kopf und nichts zu essen und Hilfe war nirgendwo in Sicht. Wieder einmal war er ganz allein und ohne Freunde auf sich selbst gestellt.
Obgleich nicht ganz allein. Er spürte einen Blick auf sich. Neko beobachtete ihn vom Ende der Veranda. Auf ihrem schmutzigen Gesicht mischten sich Verwirrung und Trauer und ihre Augen flehten ihn stumm an, er möge nicht gehen. Doch er zog seine Sandalen an und betrat die ungepflasterte Straße.
Vom Dorfplatz aus führten Wege in alle Himmelsrichtungen und er überlegte, welchen er nehmen sollte. Von seinem eigentlichen Reiseweg war er kilometerweit entfernt und die Sonne stand schon tief am Himmel. Er würde an diesem Abend also nicht mehr weit kommen. Entweder er kehrte nach Okayama zurück oder er marschierte auf dem kürzesten Weg nach Südwesten zur großen Küstenstraße. Doch die Ebene, die er dazu durchqueren musste, war kahl und den Elementen preisgegeben. Die Berge im Norden waren zu unwegsam und gefährlich und lagen außerdem in der falschen Richtung. Der Wald schien noch die besten Überlebenschancen zu bieten. Er bot Schutz vor Wind und Wetter und lag mehr oder weniger in der Richtung, in die Jack sowieso musste. Womöglich fand er dort auch etwas zu essen. Er warf sich also sein Bündel über die Schulter, winkte der bekümmerten Neko traurig zum Abschied zu und verließ das Dorf in Richtung Westen.
Aus den Augenwinkeln sah er noch, wie die Bauern ihm mit ihren hageren Gesichtern aus ihren Hütten nachsahen. Aber er hatte kein Mitleid mehr mit ihnen. Sie saßen am warmen Feuer und hatten zu essen. Draußen war es schon jetzt empfindlich kühl und er fröstelte. Mit Bangen sah er einer weiteren Nacht im Freien entgegen. Der Reis vom Vortag war nur noch eine ferne Erinnerung und Hunger nagte in ihm. Nicht einmal seine letzte Mahlzeit hatte ihn der geizige Toge aufessen lassen!
Er hatte gerade die Dorfgrenze erreicht, da sprang Neko hinter dem letzten Haus hervor. Atemlos überreichte sie ihm eine kleine Tüte mit einigen hastig zusammengekratzten Batzen Reis.
»Danke, Neko«, sagte Jack und nahm die Tüte mit dem kostbaren Proviant mit einer Verbeugung entgegen.
Er verstaute sie in seinem Bündel und ging Richtung Wald weiter. Als Letztes sah er noch, wie Neko sich zum Abschied verbeugte. Hoffentlich bekam sie keine Schwierigkeiten, weil sie ihm geholfen hatte.
Die Sonne verschwand hinter dem Horizont und die Dämmerung brach rasch herein. Es wurde schlagartig kalt und im Wald war es schon bedrohlich dunkel. Jack war noch nicht weit gegangen, da hörte er hinter sich eilige Schritte.
Sofort bog er vom Weg ab und versteckte sich hinter einem Baum. Er zog sein Schwert, um sich notfalls zu verteidigen. Hatten die Bauern ihre Meinung geändert? Oder handelte es sich womöglich um den gefürchteten Akuma und seine Banditen?
Sein Verfolger kam immer näher.
Jack hielt den Atem an, erstarrte und versuchte mit dem Baum zu verschmelzen. Er hatte bei den Ninja gotonpo erlernt, die Kunst des Verbergens, die ihn vor seinen Feinden so gut wie unsichtbar machte.
Eine Gestalt rannte an ihm vorbei, blieb aber kurz darauf an einer Weggabelung stehen.
Jack spähte um den Baumstamm herum und erkannte Neko, die mit verzweifeltem Gesicht den Wald absuchte. Sie wollte gerade weiterrennen, als er aus seinem Versteck hervortrat.
»Was willst du?«, fragte er.
Neko gestikulierte wie wild mit den Händen, aber Jack konnte sie nicht verstehen. Er zuckte nur mit den Schultern und schüttelte bedauernd den Kopf.
Neko ließ die
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