Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
Akiko, Yamato und Yori zu finden, die ihm geholfen hatten. Neko dagegen hatte niemanden, der sie tröstete. Jack konnte sich gut vorstellen, was sie alles durchgemacht hatte, und fasste einen Entschluss. Dieser Akuma war grausam und unbarmherzig – schlimmer als ein Teufel.
»Ich werde nach Okayama zurückkehren«, erklärte er schließlich.
Sora sah ihn erschrocken an. »A-a-aber du darfst noch nicht gehen!«
»Keine Angst, ich komme wieder«, erklärte Jack. »Mit anderen Samurai!«
Die Nachricht von Jacks Vorhaben verbreitete sich wie ein Lauffeuer und er wurde bereits als Retter des Dorfes gepriesen. Ihm selbst kamen im Nachhinein allerdings Zweifel, ob er sein Versprechen auch würde einlösen können. Vielleicht konnte er den einen oder anderen Samurai ja zum Mitmachen überreden, aber was passierte, wenn herauskam, dass er ein Gaijin war? Die Dorfbewohner hatten das in ihrer Aufregung offenbar vergessen.
Mit Ausnahme des Dorfältesten Yoshi. »Nimm Toge mit«, riet er, als sie beim Mittagessen in Junichis Haus über Jacks Plan beratschlagten. »Er kann sich als dein Diener ausgeben, das verleiht dir einen höheren Status.«
Toge wirkte zwar nicht sonderlich begeistert, aber er hatte keine Wahl.
»Und du, Sora, gehst als Vertreter des Dorfes mit.«
»Ich auch!«, meldete sich Kunio freiwillig.
»Wenn es unbedingt sein muss«, brummte Junichi schicksalsergeben, obwohl er erleichtert schien, den Jungen einige Tage los zu sein.
»Neko kommt auch mit«, verkündete Jack.
»Wozu?«, brummte Toge. »Sie kocht miserabel.«
»Willst du stattdessen für mich kochen?«, fragte Jack.
Toge schwieg.
Als schließlich alle Reisevorbereitungen getroffen waren, neigte der Tag sich bereits dem Ende zu.
»Wir brechen morgen Früh auf«, entschied Jack.
Als Jack im Morgengrauen aufwachte, fühlte er sich ausgeruht und die Bedenken vom Vortag hatten sich verflüchtigt. Auch das Wetter schien mitzuspielen. Strahlend stand die Wintersonne über der unberührten Schneedecke, die die Ebene von Okayama überzog, und die in Kurven zum Horizont führende Straße war deutlich zu erkennen.
Die Bewohner des Dorfes hatten sich auf dem Dorfplatz versammelt, um Jack und seine Gefährten zu verabschieden. Gepäck und Proviant wurden unter den fünfen aufgeteilt und diesmal sorgte Jack dafür, dass Neko nicht zu viel tragen musste.
»Kunio!«, rief er, als der Junge gerade das kleinste Bündel nehmen wollte. »Ein starker Bauer wie du schafft den Reissack und den Kochtopf doch sicher mühelos.«
Kunio lächelte tapfer, weil er vor den anderen Jungen das Gesicht wahren wollte.
»Natürlich«, sagte er und schwang sich keuchend den schweren eisernen Topf und den sperrigen Sack auf den Rücken. Schwankend folgte er Jack und den anderen.
Sie gingen zwischen schneebedeckten Reisfeldern hindurch, überquerten die Brücke bei der Mühle und ließen Tamagashi bald hinter sich. Neko sprang fröhlich neben Jack her und freute sich sichtlich, zur Abwechslung einmal nicht die Sklavin des Dorfes zu sein.
Da sie die Straße vor sich sahen, kamen sie gut voran und am Nachmittag tauchten die ersten Häuser von Okayama auf. Toge konnte dieselbe heruntergekommene Unterkunft mieten wie beim ersten Mal. Neko und der erschöpfte Kunio blieben dort zurück und passten auf das Gepäck auf. Auf dem großen Platz von Okayama herrschte reges Treiben.
»Markttag«, erklärte Toge und führte Jack durch die Menge und an Ständen vorbei, an denen von Fisch, Seide, Gewürzen, Öl und Holz bis hin zu landwirtschaftlichen Geräten und Tontöpfen alles verkauft wurde.
»Gut zu wissen«, sagte Jack, der sich den Hut tief ins Gesicht gezogen hatte. »Dann ist auch die Auswahl an Samurai größer.«
Da es auf dem Marktplatz selbst zu hektisch zuging, um jemanden anzusprechen, beschloss Jack, sich in ein kleines Teehaus in einer Ecke des Platzes zu setzen. Von dort hatte man einen guten Blick auf das Geschehen draußen, außerdem war es ein beliebter Treffpunkt für ronin. Noch wichtiger war freilich, dass Jack von hier gut fliehen konnte, wenn er als Ausländer erkannt wurde.
Toge bestellte, wie es seiner Rolle entsprach, eine Kanne Tee für seinen Herrn, schenkte eine Tasse ein und kniete sich dann zusammen mit Sora neben Jack. Zu dritt suchten sie den Markt mit Blicken aufmerksam nach einem geeigneten Samurai ab.
Jack entdeckte fast sofort einen passenden Kandidaten. Er trug einen einfachen schwarzen Kimono und einen ordentlich gestutzten Bart. An
Weitere Kostenlose Bücher