Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
einem so jämmerlichen Angebot beleidigen!«, schimpfte er und stellte seine Tasse mit einem lauten Knall ab. »Ich bin vielleicht ein ronin , aber deshalb noch lange kein Bettler!«
Ungehalten packte er seine Schwerter und stapfte hinaus.
»Es ist aussichtslos«, jammerte Sora.
»Wir dürfen noch nicht aufgeben«, erwiderte Jack, obwohl auch seine Hoffnung allmählich schwand.
Mit der Abenddämmerung wurde es auch auf dem Markt ruhiger. Doch sie konnten noch zwei weitere Samurai auf sich aufmerksam machen. Der erste hatte schon von Akuma gehört und suchte sofort das Weite. Der zweite störte sich daran, dass es keinen Ruhm brachte, für gemeine Bauern zu sterben.
»Morgen haben wir bestimmt mehr Glück«, versuchte Jack seine Enttäuschung zu verbergen.
Niedergeschlagen zahlte Toge die Rechnung und sie machten sich auf den Rückweg zu ihrem Quartier. Beim Überqueren der Straße bemerkte Jack, dass ihnen jemand folgte. Ohne sich umzudrehen, wies er Toge an, in die nächste Straße einzubiegen. Doch ihr Verfolger blieb ihnen auf den Fersen.
Sie tauchten in ein Gewirr von Gassen ein und Jack drängte die Bauern, schneller zu gehen, doch sie konnten den Verfolger nicht abschütteln. Schließlich bedeutete Jack Toge und Sora weiterzugehen, während er sich in eine schmale Seitengasse schob. Schritte knirschten im Schnee und Jack packte sein Schwert fester. Eine schattenhafte Gestalt ging an ihm vorbei.
Und blieb stehen.
»Versteckst du dich immer vor Freunden?«
10
Ein alter Freund
Ein Junge mit rundem Gesicht, buschigen Augenbrauen und einem ansehnlichen Bauch sah Jack grinsend an.
»Saburo!« Jack hatte den alten Freund sofort erkannt. »Was machst du denn hier?«
»Dasselbe wollte ich dich gerade fragen.«
Toge und Sora kamen zurück und musterten die beiden verwirrt.
»Du kennst diesen Samurai?«, fragte Toge, der die Schwerter an Saburos Hüfte bemerkt hatte.
»Ob ich ihn kenne? Ich bin drei Jahre lang mit ihm zur Schule gegangen!« Jack umarmte den Freund gegen alle japanische Etikette fest. »Wir waren in Kyoto zusammen auf der Niten Ichi Ry ū .«
»Und Jack war der Liebling der Lehrer«, neckte Saburo ihn mit einem freundschaftlichen Rippenstoß.
»Stimmt. Deshalb hat Sensei Kyuzo mich auch ständig gepiesackt.«
Saburo lachte. »Er musste ja erst noch einen richtigen Krieger aus dir machen!«
»Wie hast du mich überhaupt erkannt?«, fragte Jack.
»Ich habe dich auf dem Markt eine Ewigkeit beobachtet«, erklärte Saburo. »Da ich nicht sicher war, ob du es bist, habe ich gewartet, bis du gegangen bist.«
»Will dein Samuraifreund vielleicht mit uns zu Abend essen?«, warf Sora ein.
Saburo fing an zu strahlen, als er das hörte. »Sehr gern.«
Zu viert kehrten sie zu dem baufälligen Speicher zurück.
»Oh, welch fürstliche Herberge!«, scherzte Saburo, als er die schiefen Holzwände und den schmutzigen Boden sah.
»Ich will nicht weiter auffallen«, erklärte ihm Jack, der bemerkt hatte, dass Saburos achtlose Bemerkung Sora beschämte.
Sora säuberte die Plattform hastig und lud die beiden Freunde ein, darauf Platz zu nehmen.
»Warum bist du also in Okayama?«, fragte Jack.
»Ich mache eine Kriegerwallfahrt.«
»Du?«, rief Jack überrascht. Sein Freund war zwar ein ehrenhafter und gelegentlich auch tapferer Samurai, aber kein geborener Soldat und er hatte auch keinerlei Ehrgeiz in dieser Richtung.
Saburo nickte resigniert. »Auf Wunsch meines Vaters. Nach dem Heldentod meines Bruders in der Schlacht von Osaka habe ich mit meiner Pfeilwunde vom Überfall auf unsere Schule nicht mehr so viel Eindruck gemacht, obwohl ich dir damals das Leben gerettet habe. Du kennst meinen Vater – ein heldenhafter Sohn genügt ihm nicht, er will auch mit meinen Siegen angeben. Dafür hat er mir sogar dieses neue Schwerterpaar geschenkt.«
Saburo reichte Jack zwei prächtige Schwerter. »Sie sollen mir Glück bringen.«
Jack bewunderte die rasiermesserscharf geschliffene Klinge des Langschwerts. »Und wie viele Zweikämpfe hast du damit schon gewonnen?«
»Ich bin unbesiegt.«
»Wirklich!« Jack gab ihm die beiden Waffen beeindruckt zurück. »Dann ist also ein großer Schwertkämpfer aus dir geworden.«
Saburo beugte sich vor und senkte die Stimme. »Das ist nur deshalb so, weil ich noch gar nicht gekämpft habe«, gestand er mit einem listigen Grinsen. »Aber das sage ich meinem Vater nicht.«
Jack lachte. Der gute alte Saburo! Er hatte sich nicht geändert.
»Und du?«, fragte Saburo.
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