Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
Schlag gegen Akuma getan!«
»Gehen wir!«, sagte Jack. Sie mussten fliehen, solange es noch ging.
»Wo ist Sora?«, fragte Hayato.
Miyuki und Jack sahen einander an. Vor lauter Eile hatten sie den Alten ganz vergessen.
»Er müsste die Pferde doch längst losgebunden haben«, sagte Miyuki.
Jack blickte zum Stall hinüber, aber Sora war nirgends zu sehen. Miyuki machte einige aufgeregte Zeichen Richtung Neko, aber auch sie wusste nicht, wo Sora war.
Doch dann sah Jack ihn plötzlich im flackernden Schein des Feuers zur Rückseite der Baracke laufen.
»Wo will er denn hin?«, fragte Hayato ärgerlich.
»Bleibt hier!«, befahl Jack. »Ich hole ihn.«
Er rannte zum Lager zurück, ständig darauf gefasst, einem Banditen zu begegnen. Hinter der Baracke stieß er auf Sora, der die Arme durch ein offenes Fenster streckte.
»Was machst du da?«, zischte Jack. »Wir müssen sofort von hier verschwinden!«
Sora sah ihn flehend an. »Das geht nicht …«
Er trat zur Seite und das tränennasse Gesicht eines Mädchens wurde sichtbar.
»Ich habe meine Tochter Miya gefunden!«
34
Rettung
Hinter Miya standen noch weitere Mädchen mit traurigen Gesichtern.
»Warum hast du das nicht früher gesagt?«, fragte Jack.
Sora rang schluchzend die Hände. »Ich hatte ja keine Hoffnung mehr, dass ich sie je wiedersehen würde. Aber als das Mädchen den Tee servierte, dachte ich … vielleicht …«
»Aber Hayato hat die Baracke angezündet!«, rief Jack.
Sora riss erschrocken die Augen auf und begann in Panik an den Gitterstäben des Fensters zu rütteln, aber die Stäbe gaben nicht nach. Jack schob ihn zur Seite. Man hatte die Mädchen in ein vom Hauptraum abgetrenntes Zimmer gepfercht.
»Könnt ihr den Raum verlassen?«, fragte er Miya leise.
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Die Tür ist nachts abgeschlossen und davor steht immer ein Wächter.«
Jack betrachtete die rückwärtige Wand der Baracke. Sie war aus dicken Baumstämmen gezimmert, durch die er unmöglich eindringen konnte. Im Hintergrund hörte man bereits das lauter werdende Knistern des Feuers. Bald war es zu spät, die Mädchen zu retten.
»Geh zum Wäldchen und gib Miyuki Bescheid«, befahl er Sora. »Ich versuche deine Tochter und die anderen Mädchen zu befreien.«
Sora nickte, blieb aber reglos stehen, weil er sich nicht von seiner Tochter losreißen konnte.
Jack gab ihm einen Schubs. »Beeil dich!«
Sora warf einen letzten Blick auf Miya und rannte los.
An der Rückwand befand sich eine Tür, aber sie war verriegelt. Dahinter kam ein zweites Fenster. Jack wollte es gerade in Augenschein nehmen, da fiel sein Blick auf einige dunkle Erhebungen im Schnee. In der hinteren Ecke des Hofes schlief ein Rudel Hunde … mit runden, gut gefüllten Bäuchen.
Langsam wich Jack vor ihnen zurück. Er hatte genug gesehen und wollte die blutrünstigen Bestien nicht aufwecken.
Unbemerkt huschte er um die Ecke, rannte zum Eingang auf der Vorderseite und drückte die Tür auf. Die Banditen lagen kreuz und quer auf dem Boden, notdürftig mit Strohdecken zugedeckt. Viele, die dem Sake übermäßig zugesprochen hatten, lagen wie betäubt da. Andere schliefen fest und schnarchten laut. Über ihnen quoll Rauch durch das dicke Strohdach und bildete zwischen den Dachbalken eine tödliche Wolke. Doch der beißende Gestank des noch brennenden Herdfeuers überdeckte das Feuer im Dach. Jack hoffte inständig, dass er die Mädchen retten konnte, bevor die Banditen aufwachten.
Lautlos und schnell, wie er es beim Großmeister der Ninja gelernt hatte, schlängelte er sich zwischen den Banditen hindurch zu einer Schiebetür im hinteren Teil des Raums. Er öffnete sie einen Spalt. Dahinter befanden sich ein großer Kochbereich und zu seiner Linken eine verriegelte Tür. Neben ihr hockte ein Bandit, der gerade ausgiebig gähnte und dann gelangweilt mit einem Holzspan an seinen Zähnen herumstocherte.
Der Mann war zwar vollkommen ahnungslos, doch schlug er womöglich Alarm, bevor Jack ihn zum Schweigen bringen konnte. In diesem Fall half ihm auch die Lautlosigkeit eines Ninja nicht. Aber vielleicht half ja ein anderer Trick …
Jack sah sich um und hob eine leere Sakeflasche vom Boden auf. Dann drückte er sich den Strohhut tief ins Gesicht, zog beherzt die Tür auf und torkelte in den Raum. Im Dämmerlicht der Küche konnte er den Wächter hoffentlich überrumpeln.
»Hast … du … noch was?«, lallte er und hielt die leere Flasche hoch.
Der Wächter sah ihn kaum an.
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