Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
haben wir zusammen das Unmögliche geschafft und dieses Dorf gerettet. Wie Hayato immer sagte: ›Der einzelne Baum fällt im Sturm um, der Wald bleibt stehen.‹«
»Doch man braucht auch einen Kapitän, um das Schiff sicher durch den Sturm zu bringen«, ergänzte Yori und zog vielsagend die Augenbrauen hoch.
Jack lachte. Yori musste immer das letzte Wort haben.
Toge trat auf die Veranda und klatschte um Aufmerksamkeit bittend in die Hände. Dann winkte er Jack und die anderen zu sich. Seit Akumas Tod und seiner Ernennung zum Dorfoberhaupt hatte sich seine Laune sichtlich gebessert.
»Wir brauchen den Schwarzen Mond nicht länger zu fürchten«, wandte er sich an die Dorfbewohner. »Lasst uns deshalb feiern!«
Die Bauern klatschten und johlten.
»Wir haben viel verloren, aber jetzt, da Akuma tot ist, haben wir auch wieder eine Zukunft. Ermöglicht wurde uns das durch diese Samurai. Dafür werden wir ihnen immer dankbar sein.« Mit diesen Worten verbeugte er sich tief vor Jack und seinen Freunden.
Die Dorfbewohner jubelten ihnen zu und verbeugten sich dann ebenfalls vor ihren Rettern.
Yoshi trat humpelnd zu Jack und schenkte ihm ein zahnloses Lächeln.
»Ich fand immer, ein Kind sei keine Vase, die gefüllt, sondern ein Feuer, das entfacht werden müsse 5 «, sagte er. »Und dein Feuer brennt heller als alle, die ich kenne.«
Sein Lob machte Jack verlegen. »Ich wollte euch nur helfen«, antwortete er.
Er stieg von der Veranda herunter. Unten erwartete ihn Sora mit seiner Frau und seiner Tochter Miya.
»Danke für deinen Glauben an uns, Jack«, sagte Sora und verbeugte sich tief. »Ohne dich hätten wir unsere Tochter nie wiedergesehen.«
Miya trat vor und überreichte Jack einen neuen Strohhut.
»Für die Heimreise«, sagte sie.
Jack nahm das Geschenk mit einer Verbeugung entgegen. Im selben Moment kam Kunio auf den Dorfplatz gerannt. »Samurai!«, rief er außer Atem. »Samurai nähern sich dem Dorf!«
5 »Ein Kind ist keine Vase, die gefüllt, sondern ein Feuer, das entfacht werden muss.« François Rabelais, französischer Schriftsteller und Arzt (1494–1553)
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Koban
Die Feier endete abrupt und die Dorfbewohner blickten ängstlich zu Toge, der ein besonders ernstes Gesicht machte. Sofort erteilte er den Befehl, alle Nahrungsmittel zu verstecken und das Dorf auf die Ankunft der Samurai vorzubereiten.
»Daimyo Ikedas Samurai kommen nur zu uns, wenn es darum geht, die Reissteuer einzutreiben«, erklärte Sora Jack. »Die Steuer für die letzte Ernte haben sie allerdings schon geholt. Deshalb kann ich mir nur denken, dass sie deinetwegen kommen!«
Die Dörfler beseitigten rasch alles, was auf ein Fest hindeuten konnte, und Sora schob Jack, Miyuki und die anderen Samurai in den Reisspeicher und schloss das Tor hinter sich. Durch Ritzen in der Holzwand konnten sie nach draußen spähen, ohne selbst gesehen zu werden.
Toge und Yoshi erwarteten die Ankunft der Samurai auf der Veranda, die restlichen Bauern versammelten sich auf dem Dorfplatz. Hufgetrappel ertönte und schon bald darauf kamen zehn schwer bewaffnete Samurai auf den Platz geritten. Sie stiegen ab und ihr Anführer marschierte geradewegs auf die Veranda zu. Toge und Yoshi verbeugten sich tief und hielten den Blick zu Boden gesenkt, während der Samurai sich näherte.
»Was ist mit eurer Brücke passiert?«, wollte er wissen.
»Akuma hat sie zerstört«, antwortete Toge.
»Wo steckt dieser Unruhestifter jetzt?«
»Er ist tot.«
Der Samurai sah Toge überrascht an. »Tot? Wer hat ihn umgebracht?«
»Ein paar ronin «, erklärte Toge.
»Ihr habt herrenlose Samurai angeheuert?«, rief der Samurai ungläubig. »Womit habt ihr sie bezahlt?«
»Mit Reis. Etwas anderes haben wir nicht.«
Der Samurai lachte und ließ den Blick über die Bauern mit demütig gesenkten Köpfen wandern. »Kein Wunder, dass ihr alle so hungrig ausseht!« Damit wandte er sich wieder an Toge und legte die Hand an sein Schwert. »Und wo ist der Gaijin-Samurai?«
Toge schluckte nervös und blickte unverwandt zu Boden.
»Los, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Du hast gesagt, er sei hier.«
»Unglaublich!«, flüsterte Sora empört. »Ausgerechnet Toge hat euch verraten.«
Jack war gleichermaßen fassungslos. Er wusste, dass Toge verbittert war, aber er hatte ihn nicht für einen Verräter gehalten.
»Das erklärt Toges Abwesenheit, während du Akumas Lager ausgekundschaftet hast«, flüsterte Yori.
»Keine Sorge, du bekommst deinen Lohn«, sagte der
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