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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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hatte ich geantwortet. „Kommt er vom Süden, dann weiß man nicht.“
    „Was passiert dann?“, hatte Klops gefragt.
    „Dann brennt der ganze Scheiß auf“, hatte ich
gesagt.
    „Sagt man nicht, er brennt ab?“
    „Zuerst flammt es auf, und dann brennt es ab.“
    „Was?“
    „Der ganze Scheiß. Das Camp. Alles.“
    „Und das Schloss?“
    „Das retten wir.“
    „Wir haben ja noch nicht mal einen Wallgraben mit
Wasser drin“, hatte Klops gesagt. „Das Feuer kommt nicht aus dem Wald.“
    „Was? Wie meinst du das?“
    Ich wusste auch nicht genau, was ich meinte. Es war
nur ein Bild, ein Gedanke. Ein Feuer wird kommen. Wie ein plötzlicher Traum,
wenn man wach ist.
     
    Der Brief von Mutter war kürzer als üblich. Das
Papier war schmutzig, als hätte sie beim Schreiben Abendbrot gegessen und dabei
etwas darüber vergossen. Einige Buchstaben waren undeutlich. Ein F konnte
aussehen wie ein B. Aber ich verstand, was sie schrieb.
    Sie würde verreist sein, wenn ich nach den
Sommerferien zurückkam. Das würde sie mir später erklären, wenn sie wieder da
war.
    Ich sollte bei ihrer Freundin wohnen, die nicht
meine Freundin war. Sie hatte einen Sohn, der war drei Jahre jünger als ich,
und der war auch nicht mein Freund. Das Haus, in dem sie wohnten, war in einer
langweiligen Straße, dort gab es keine Geschäfte.
    Alles ist geregelt, schrieb Mutter. Du
brauchst dir keine Sorgen zu machen.
    Alles wird gut.
    Nicht, wie du denkst, dachte ich, zerknüllte den
Brief und steckte ihn in die Tasche. „Schlechte Nachrichten?“
    Lennart hatte sich neben mich auf die Treppe
gesetzt. „Meine Mutter“, antwortete ich. „Also schlechte Nachrichten.“
    „Ich kann nicht zurück nach Hause fahren“, sagte
ich. „Was?“
    „Es ist niemand da, wenn ich im Herbst zurückkomme.“
    „Das klingt wirklich nicht gut.“
    „Wie bei Janne.“ Ich nickte zu Janne, der auf dem
Hof stand und einen Ball gegen die Holzwand warf, dunk-dunk-dunk-dunk-dunk.
    „Er kommt in eine Pflegefamilie.“
    „Das ist doch dasselbe.“
    „Was wirst du machen?“
    „Ich fahr nicht.“
    „Ach nein?“
    „Ich werd's denen zeigen.“
    „Was willst du denen zeigen?“, fragte Lennart.
    „Was man tun kann. Wohin ich fahren werde.“
    „Und wohin fährst du?“
    „Das ist ein Geheimnis. Noch.“
    Micke wollte mit mir hinter dem Holzschuppen reden, in dem schon lange
kein Feuerholz mehr gelagert wurde. Im Hauklotz steckte noch eine Axt.
Irgendein Erwachsener mit der Kraft von fünf Männern hatte die Axt im letzten
Sommer in den Klotz gehauen. Ich hatte versucht, sie herauszuziehen, es aber
nicht geschafft.
    „Was ist mit dir los?“, fragte Micke.
    „Vielen Dank auch für deine Hilfe.“
    „Was meinst du?“
    „Wie war das mit Weine, hä? Was habt ihr gegen ihn unternommen?“
    Micke sah sich um, als ob uns jemand belauschen könnte. Aber die
meisten standen vorm Speisesaal und warteten auf das Abendessen.
    „Wir müssen uns doch erst mit dir beratschlagen“, sagte Micke. „Wir
konnten uns doch nicht einfach so auf ihn stürzen.“ Er sah sich wieder um.
„Außerdem ist er ja nicht allein, das weißt du doch.“
    „Vielleicht sind sie sogar mehr als wir“, sagte ich. „Oder fast. Bald
sind sie vielleicht mehr als wir.“
    „Das spielt keine Rolle. Wir sind stärker.“
    Jetzt sah er aus, als könnte man ihm vertrauen. Ich wurde wieder
unsicher. Sein Lächeln hatte mir nicht gefallen, aber vielleicht war er nur
nervös gewesen, als Weine mir ein Bein stellte.
    „Wenn es Krieg gibt, sind wir stärker“, sagte
Micke. „Gegen die ziehen wir nicht in den Krieg“, sagte ich. „Gegen wen denn?“
    Eine Betreuerin tauchte in der großen Tür zum Speisesaal auf. Alle
strömten hinein. Drinnen hörte ich eine andere Betreuerin brüllen. Die Fenster
standen offen und das Gebrüll wurde über den See davongetragen.
    „„Sitzt STILL! RUHE! Hört auf zu KLAPPERN!“
    Ich nickte zum Speisesaal. Das war die Antwort auf Mickes Frage.
    „Bald kommen sie raus und suchen nach uns“, sagte
er. „Ich möchte wissen, was es zu essen gibt“, sagte ich. „Ich möchte wissen,
was es zum Nachtisch gibt“, sagte Micke. Ich musste lachen.
     
    10
     
    Die Alte wirkte doppelt so groß wie sonst. Die Betreuerinnen hatten
mich in ihr Zimmer geschleppt, weil ich mich geweigert hatte zu essen. Das
hatte ich nicht geplant, aber als der Teller vor mir stand, war ich unfähig,
überhaupt den Löffel zu heben.
    Die Alte war nicht allein.
    „Du kennst doch

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