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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Hunger und Durst keinerlei Orientierung, wie spät es sein mochte.
    Ab und zu hörten sie das Rieseln von Staub, dann sprangen ein, zwei Steinchen aus der Tuffwand oder der Decke und kullerten über den Boden, bis die Stille zurückkehrte. Jean wurden die Lider schwer.
    »Vielleicht sollten wir abbrechen, Monsieur«, sagte Sarai unvermittelt und er schrak zusammen. Beinahe wäre er eingedöst. »Anscheinend haben die Männer einen anderen …«
    Durch den Gang erklangen Schritte.
    »Gepriesen seien der Herr und sein Sohn Jesus Christus«, vernahmen sie die geflüsterte Losung aus dem Mund einer Frau: Eine der Seraphim war von ihrem vorgeschobenen Posten zu ihnen gelaufen. »Es kommt jemand zur Krypta«, fügte sie hinzu, und Jean meinte, die Stimme von Debora zu erkennen.
    Stoff und Leder rieben leise den Fels entlang, dann war es still; Debora war zurück in ihr Versteck geeilt.
    Eigentlich hätten sie auf Kundschafter verzichten können. Die Unbekannten hatten Lampen dabei, deren Schein von weitem sichtbar war und die Wände der Katakomben entlang huschte. Der Schatten eines Mannes tanzte seinem Herrn voraus und verriet ihn, dann erklangen das Rumpeln schwerer Stiefel und das Klirren von Ketten oder Bändern.
    Jean fragte sich für einen Moment, ob die Männer sogar Florence mit sich führten. Das wäre beinahe ein zu großes Wunder.
    Der erste Mann tauchte in dem Durchgang auf, schwang seine Lampe wie ein übermütiges Kind einen leeren Eimer und erregte damit den Zorn der Nachfolgenden, die ihn wüst beschimpften. Die italienischen Schimpfworte beherrschte Jean mittlerweile alle.
    Er wunderte sich, dass sie so gar keine Vorsicht walten ließen. Sie waren sich sehr sicher, die Einzigen in den Tunneln zu sein, und nicht auf den Gedanken gekommen, dass sich die Bestie in den Katakomben am sichersten bewegen konnte. Jean beschwerte sich nicht darüber, es spielte ihrem Vorhaben sogar in die Hände. Vorausgesetzt, es handelte sich überhaupt um Leute des Legatus.
    Der Mann, der an der Spitze ging, griff urplötzlich in eine der Loculi und zog einen Totenschädel heraus, drehte sich abrupt um und drückte ihm dem Nächsten beinahe ins Gesicht; dazu stieß er einen schrillen Schrei aus.
    Jetzt wurden die Flüche lauter, der Spaßvogel wich lachend in die Krypta zurück, während ihm ein Dutzend Bewaffneter nachfolgte. Sie trugen einfache Kleidung und hohe Stiefel, die meisten schleppten Rucksäcke, einer hatte eine kleine, eiserne Kiste auf dem Rücken, in die verschiedene lateinische Sprüche eingetrieben waren. Eine dicke Kette, die sich rundherum schlang, sicherte sie zusätzlich.
    Jean verstand, dass sie auf das Überraschungsmoment angewiesen waren, um gegen die Männer zu gewinnen.
    Der Träger der Kiste ließ sich auf den rechten der Sarkophage fallen und ächzte schwer, wollte die Riemen von den Schultern streifen und wurde sofort von seinem Anführer angeschnauzt. Drei andere Männer gingen zu dem Grab, in dem die Kerzen und Fackeln aufbewahrt wurden, und nahmen welche heraus. Anscheinend war ihr Weg länger.
    Jean riskierte es und nahm seine Muskete in die Hand. Die Laterne brauchte er nicht, die Männer hatten genügend Licht mitgebracht. Es war vereinbart worden, dass der Angriff mit seinem ersten Schuss begann. Er konnte nicht länger warten, denn mit jedem Lidschlag stieg die Gefahr, dass die Seraphim im ersten Stock der Krypta entdeckt wurden.
    Er legte auf den Anführer an, zog die Hähne der Muskete zurück – ausgerechnet, als für einen Moment Stille unter den Männern eintrat.
    Der Anführer schaute überrascht zur Empore und öffnete den Mund, da löste Jean aus. Die erste Kugel schlug genau in Höhe der Nase ein, der Getroffene machte einen Schritt rückwärts und stürzte. Dem Mann hinter ihm flogen Splitter des austretenden Geschosses in die Wange und ins Auge; kreischend fiel er auf die Knie und hielt sich das Gesicht.
    Jean hatte sich bereits ein neues Ziel gesucht und sandte den nächsten Gegner mit einem Treffer in die Brust auf den Fels, dann ließ er die Muskete fallen und zog seine beiden Pistolen.
    Die Seraphim feuerten ebenfalls. In der kleinen Kammer erklang das Donnern der Treibladungen zehnmal so laut und quälte die Ohren; ein grelles Pfeifen dröhnte in Jeans rechtem Ohr, als Sarai ihre Waffen abschoss.
    Die unter Beschuss genommenen Männer wussten nicht, wie ihnen geschah. Bevor sie ihre Widersacher überhaupt gesehen hatten, lagen acht von ihnen tot oder verwundet am Boden.
    Zu

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