Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
klang hohl und hallte, er musste sich also ein ganzes Stück von ihm entfernt befinden. »Brauchst du Hilfe, um gegen mich anzukommen? Oder vögelst du sie einfach?«
    »Du bist vor ein paar Wochen vor mir geflüchtet. Lass uns sehen, was jetzt ist.«
    »Ich bedauere.« De Morangiès lachte höhnisch. »Auch wenn es mir ein Leichtes wäre, dich umzubringen, ich verzichte darauf. Heute. Es gibt noch andere Dinge zu erledigen, bevor ich dich töte, Chastel. Sehr interessante Dinge übrigens.« Jean hörte Fußschritte. »Sag, wie wirst du eigentlich wieder aus diesem Labyrinth finden?«, fügte er beiläufig hinzu. »Wirst du hoffen, dass die Mädchen dich finden? Oder eilt dir Roscolio zu Hilfe?«
    »Lass das meine Sorge sein, Bestie.«
    »Wie du möchtest. Ich hätte dir einen Weg gezeigt, Chastel. Es wäre der gleiche, wie ihn der Mann genommen hat, dem du folgtest. Er roch unglaublich gut nach Furcht.« Die Stimme des Comtes entfernte sich weiter. »Ich werde erst Roscolio töten, dann schnappe ich mir eine von deinen Frauen nach der anderen, ficke sie und mache sie zu meinesgleichen, um sie dich jagen zu lassen. Wenn du ganz allein bist, Chastel, voller Angst und ohne Hoffnung, sehen wir uns wieder. Au revoir.« Die Schritte entfernten sich schnell.
    Jean sah unverhofft einen Ausweg aus der Finsternis. Er folgte dem Klang der Stiefelsohlen, bis er sie nicht mehr hören konnte, aber wenigstens – so nahm er an – hatte er sich einem Ausgang genähert. Tatsächlich bemerkte er einen schwachen Schimmer aus einem anderen Gang.
    Leise pirschte er sich an das sich bewegende Licht heran und erkannte nach einer Biegung den Mann mit der Eisenkiste auf dem Rücken vor sich. Er lief den Stollen entlang, eine Hand hielt die Laterne, die andere die Pistole, bis er vor einer Eisentür stehen blieb. Mit dem Knauf klopfte er dreimal kurz und zweimal lang dagegen, woraufhin sich ein Guckloch öffnete.
    »Das Geld besiegt alles«, sagte er, dann erklang das Klacken von Schlössern und Riegeln.
    Als die Tür sich öffnete und der Mann einen Schritt auf die Schwelle tat, rannte Jean los. Er rempelte den Gegner von hinten an, woraufhin dieser in den Raum stolperte und zu Boden fiel. Die Eisenkiste rutschte den Rücken hinauf und schlug ihm gegen den Hinterkopf; er erschlaffte.
    Neben der Tür stand ein verblüffter Mann, dessen Muskete an der Wand lehnte. Auf der anderen Seite, an einem Tisch vor einem Treppenaufgang, saßen zwei weitere Aufpasser, die Spielkarten in den Händen hielten.
    Jean schlug dem Mann an der Tür den Pistolengriff gegen die Schläfe, woraufhin dieser zusammenbrach, die Mündungen schwenkten zu den zwei anderen. »Sitzen bleiben!«, herrschte er sie an.
    Sie gehorchten ihm und rührten sich nicht.
    Jean schloss den Eingang mit dem Fuß, ohne die Läufe zu senken. Er erkannte, dass neben dem Tisch und der Tür Ketten aus der Decke hingen, die in einem Loch verschwanden. »Hierher«, rief er und zeigte mit dem Fuß auf den Boden vor sich. »Langsam.«
    Der vordere der Männer stand auf und kam zögernd auf ihn zu, ging auf die Knie und legte sich mit dem Gesicht nach unten hin.
    Der zweite verharrte jedoch an seinem Platz und schaute abwechselnd auf seine Karten und zu Jean. »Verdammt, und ich habe gerade ein gutes Blatt.« Der Münzstapel auf dem Tisch verhieß einen fetten Gewinn.
    »Komm her!«, schrie Jean, eine Pistole auf den Liegenden, die andere auf den Sitzenden gerichtet. »Los!«
    »Du lässt die Finger von dem Geld!«, rief der Mann am Boden drohend. »Wir führen unsere Partie zu Ende.«
    »Haltet das Maul!«, herrschte Jean sie an, um ihnen keine Gelegenheit zu geben, ihn zu überrumpeln. »Beide! Ich will …«
    Erst das Klacken eines Spannhebels in seinem Rücken warnte den Jäger; sein linker Arm schwenkte herum, und er schoss nach dem Mann. Es war der niedergeschlagene Türwächter, der sich von seiner Benommenheit erholt hatte. In den Bauch getroffen, wankte er rückwärts, löste die Muskete aus und traf den Liegenden in die Seite, der aufschrie und sich die getroffene Stelle hielt. Der verbliebene Kartenspieler langte überhastet nach der Kette und bekam sie vor Aufregung nicht sofort zu greifen.
    Jean konnte nicht anders, als auch seine zweite Pistole abzufeuern. Auf einen Knall mehr oder weniger kam es nun auch nicht mehr an.
    Er setzte dem Gegner die Kugel in die Brust, in den Bereich, wo das Herz lag, zog seinen Dolch und sprang vorwärts. Der Mann brach zusammen, griff ein letztes Mal

Weitere Kostenlose Bücher