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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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an der Kette vorbei und fiel mit dem Oberkörper auf den Tisch; seine Finger gaben sein eigenes Blatt frei, die Karten segelten zur Erde.
    Jean ging neben der Treppe in Deckung und lud seine Waffen, dann die fremde Muskete, um über genügend Feuerkraft für das nächste Gefecht zu verfügen.
    Es blieb wider Erwarten sehr still.
    Jean musste sich noch immer tief unter Rom befinden, so dass der Lärm kein Aufsehen erregt hatte. Er kniete sich neben den Mann mit der Kiste auf dem Rücken, schnallte sie ab, legte sie auf den Boden und betrachtete die Schlösser. Es gab insgesamt vier, und es würde dauern, sie zu knacken.
    Jean konnte ohnehin nur versuchen, die Mechanik und Bolzen mit ein paar Kugeln so zu zerstören, dass die Verriegelung aufgab. Aber vielleicht zerstörte das den Inhalt der Kiste.
    Auch das Durchsuchen der Männer erbrachte nichts, keiner von ihnen besaß einen Schlüssel. Er hatte es vermutlich mit einem Boten zu tun, der den wichtigen Inhalt unter schwerer Bewachung überbringen sollte.
    Er sah zur Treppe hinauf. »Bin ich jetzt dort, wo er losging oder wo er ankommen sollte?«, meinte er halblaut und zog sich die Kiste selbst über. Sie wog sicherlich zwanzig Pfund und drückte schwer auf seine Schultern.
    Die Entscheidung, die Treppe zu benutzen, wurde ihm leicht gemacht: Es gab keine Alternative, denn selbst mit einer Lampe und Wasser würde er dennoch ewig in den Tunneln umherirren. Es blieben ihm nur die Stufen nach oben.
    Jean stieg hinauf und stand schließlich vor einer weiteren eisenbeschlagenen Tür, die mit Riegeln gesichert war. Zu seiner Erleichterung ließ sie sich öffnen, dahinter erwartete ihn ein breiter, gemauerter Gang aus rotem Backstein. Die Decke wurde durch Balken gestützt. Es lag auf der Hand, dass dieser Teil nichts mit den Katakomben zu tun hatte und nachträglich erweitert und gesichert worden war; Öllampen brannten in Halterungen an den Wänden und spendeten Licht.
    Jean bewegte sich wie damals im Gevaudan, als er sich auf der Jagd befunden hatte. Seine Stiefel verursachten kein Geräusch, der Lauf der Muskete war halb erhoben, um sie jederzeit in den Anschlag reißen und feuern zu können; die zweite hing vor seiner Brust.
    Der Gang stieg schräg nach oben, beschrieb einen neunzig Grad harten Schwenk und endete nach zehn Schritten vor einer weiteren Treppe aufwärts. Jean folgte ihr und stand vor einer dritten Tür; auch hier befanden sich Sperrbolzen auf der Innenseite.
    Er lauschte an dem Holz, vernahm jedoch nichts. Lass das Glück und die Vorsehung mit mir sein, dachte er, legte die Hand auf die Klinke und schob die Tür auf. Es ging schwerer, als er angenommen hatte, und als er durch den Spalt nach draußen schaute, sah er auf der anderen Seite im schummrigen Licht –
    – viele Bücherrücken, die handschriftlich und auf Italienisch beschriftet waren. Eine Bibliothek? Jean schob sich hinaus und drückte die Tür zu, bevor er sich weiter umschaute.
    Es war keine Bibliothek, sondern ein überfüllter Lagerraum für Schriften, in dem eine einzelne, vergessene Öllampe brannte. Er nahm einen Band zur Hand und blätterte. Er stieß auf jede Menge Zahlen und wenige italienische Wörter. Jean las Einnahmen und Ausgaben. Es erinnerte ihn an Wirtschaftsbücher oder etwas Ähnliches, nichts von Interesse.
    Sorgsam spähte er nach einem Ausgang und fand eine Tür, hinter der es ebenso ruhig war. Jean stahl sich hinaus und stand in einem überdachten Arkadengang, links von ihm lag ein Innenhof.
    Es war Nacht geworden. An den Wänden hingen Fackeln, die Licht verbreiteten, und im Haupthaus brannte hinter jedem Fenster Licht. Jenseits des Hofes, hinter der schützenden Mauer des Anwesens, das ihn ein wenig an die Unterkunft der Ordensschwestern erinnerte, sah er die Silhouetten von Häusern. Er befand sich mitten in der Stadt und nicht, wie er zuerst befürchtet hatte, irgendwo außerhalb auf einem Patriziergut.
    Nicht weit von ihm entfernt befand sich eine kleine Pforte in der niedrigen Mauer, das Übersteigen würde ihm trotz des zusätzlichen und spürbaren Gewichts auf den Schultern gelingen.
    Jean lief von Säulenschatten zu Säulenschatten, bis er die Pforte erreicht hatte, und stellte die fremde Muskete schräg dagegen, um sie als Kletterhilfe zu benutzen. Noch einmal blickte er zum Haupthaus – und sah einen Mann in Kardinalsrot hinter einem der Fenster stehen.
    Der Kleriker redete schnell, wie er an den Lippenbewegungen erkannte, dabei warf er immer wieder die

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