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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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seine Stimme. Er stand den beiden Männern gegenüber, denen er und Gregoria schreckliches Leid verdankten. »Wo ist Florence?« Er lief zur Tür und sperrte sie ab.
    Rotondas Kopf schnellte herum, er starrte Francesco an. »Ich hoffe, es gehört zu Eurem Plan, Legatus«, schnarrte er auf Italienisch, »dass er das Sanctum abgefangen hat, das Ihr mir senden wolltet.«
    »Nicht direkt, Eminenz.« Er hatte den Kasten auf dem Rücken des Franzosen ebenso erkannt. »Aber ich werde sehen, was ich Gutes daraus machen kann.«
    »Wenn ich noch einen Ton auf Italienisch höre, jage ich dem Kardinal eine Kugel in seinen Schädel«, warnte Jean und ließ sie vorerst im Glauben, er verstünde sie nicht. Mit einer Hand zog er den Schlüssel aus dem Schloss und steckte ihn ein.
    Francesco lächelte. »Darf ich Seiner Eminenz Eure Forderungen wenigstens noch übersetzen oder werdet Ihr dann abdrücken?«
    »Wenn die Übersetzung mir länger vorkommt als das, was ich sage, werde ich ihn töten«, grollte Jean. Er wartete, bis der Legatus die Forderung übersetzt hatte. »Wo ist Florence, und was ist in der eisernen Kiste auf meinem Rücken?«
    Francesco hob langsam die Schultern. »Ich weiß es nicht, weder das eine noch das andere. Ich bin nur ein Gesandter, ein Handlanger im Dienste eines Kardinals.« Er sah, dass die Geduld seines Gegenübers begrenzt war. »Bevor Ihr abdrückt, bedenkt: Nach dem ersten Schuss werden meine Leute erscheinen und Euch töten. Ihr befindet Euch in meinem Haus, Chastel. In der Höhle des Löwen.«
    »Wohl eher in einem stinkenden Abwasserrohr, in dem eine Ratte haust. Ihr, Legatus, habt so viel gemein mit einem Löwen wie stinkender Morast mit klarem, reinen Wasser. Und vor Eueren Leuten fürchte ich mich nicht. Solange der Kardinal in meiner Gewalt ist, werden sie es nicht wagen, mir etwas zu tun.« Jeans Kiefer mahlten. »Es wird Zeit, dass Ihr Eueren Lohn erhaltet.«
    Der blonde Mann hob die Arme. »Ihr wollt einen unbewaffneten Mann erschießen? So einer seid Ihr nicht, Chastel. Ihr …«
    Jean hob den Arm, zielte kurz und drückte ab. Die Kugel durchbohrte die Brust und durchschlug den Rücken.
    Aber der Legatus fiel nicht.
    »Was zum Teufel …« Jean schlug geistesgegenwärtig mit dem Kolben der Muskete zu – doch Francesco wich aus! Schneller als alles, sogar als eine wütende Bestie, tauchte er unter dem Schaft weg.
    »Ihr seid ein Nichts!« Im nächsten Augenblick stand er vor Jean und versetzte ihm einen Hieb, die ihn von den Beinen hob und bis zur anderen Seite des Schreibtischs fliegen ließ; er fiel auf die Kante, ließ die Muskete los und stürzte rücklings auf den Boden. »Das Sanctum schützt mich!«
    Während Jean noch versuchte, sich aufzurichten, erschien der Legatus, packte ihn an den Schultern und schleuderte ihn empor gegen die Decke. Er krachte gegen die Holzvertäfelung, die Eisenkiste drückte sich in sein Fleisch, und er kehrte wie ein Stein auf die Dielen zurück; und dennoch erschien ihm dieser Aufschlag harmloser als der Zusammenstoß mit der Decke. Jeder Knochen im Leib, sein gesamter Rücken und der Brustkorb schmerzten. Aber er gab nicht auf und stemmte sich mit seinen Armen vom Boden hoch.
    »Ein echter Kämpfer, wie ich es von Euch erwartet habe.« Francesco griff ihm in die langen weißen Haare und zog ihn auf die Füße, mit der anderen Hand riss er ihm die Riemen der Kiste von den Schultern. »Ich mache Euch erst gar nicht den Vorschlag, die Seiten zu wechseln. Ihr seid ohnehin blind vor Liebe«, meinte er gehässig. »Ihr vögelt sie sicher unentwegt, die alte Äbtissin?«
    Jean zog seinen Dolch und stach dem Legatus in die Genitalien. Aufschreiend ließ ihn Francesco los, eine Hand krampfte sich in den blutenden Schritt.
    Jeans Hand schloss sich um den Riemen des Kistchens und schwang es gegen den Kopf des vornüber gebeugten Legatus. Eisen und Schädel kollidierten, es knackte grauenhaft, das gesamte Gesicht des Mannes verschob sich. Er wurde nach hinten geschleudert und fiel rückwärts mit dem Kopf durch die Fensterscheibe, die Splitter schnitten in seine Kopfhaut.
    Der Legatus stieß einen Schwall halb erstickter Worte aus, die sich nach einem ungläubigen »Wie kannst du es wagen« anhörten, und versuchte benommen, sich wieder zu erheben.
    Jean taumelte zu ihm und sah, dass Francescos Nacken genau über dem unteren Fensterrahmen schwebte. Einem Rahmen, in dem eine rasiermesserscharfe Glaskante steckte. Das war seine Chance! Er schmetterte das Kistchen

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