Sanctum
stand sie vor ihm – und schlug ihm die Faust mitten ins Gesicht.
Eric wurde rückwärts in den Schnee geschleudert. Bevor er etwas sagen konnte, bekam er ihren Stiefel gegen das Kinn und kippte nach hinten. Er besaß keine Energie, um sich zur Wehr zu setzen; er bekam nicht einmal mehr die Arme in die Höhe.
Sie packte ihn mit einer Hand am Hals – und riss ihn mit unglaublicher Kraft hoch. Mit der anderen versetzte sie ihm eine Ohrfeige, die seine Ohren zum Klingeln brachten. Und noch eine. Und noch eine.
Er starrte sie durch einen Schleier an. Er war fassungslos, fühlte sich hilflos … und hintergangen und verraten wie niemals zuvor in seinem Leben. »Was tust du, Severina?«, lallte er.
»Nun, ich töte dich, Eric. Aber vorher will ich dir all die Schmerzen zurückgeben, die du mir und vielen anderen mit deiner selbstgerechten Einstellung zugefügt hast. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du vor mir kriechen und um Erlösung betteln.« Sie sah ihn kalt an. »Schade. Es hätte noch ein bisschen länger dauern sollen. Ich wollte durch mein Paprika-Sanctum gesunden und weitere Spielchen mit dir treiben.«
»Ich verstehe nicht …«
»Ich weiß.« Sie nickte verständnisvoll – und versetzte ihm einen Faustschlag in den Magen. »Du verstehst nichts. Wie sollst du auch wissen, dass du meinen Mann erschossen hast? Er war ein guter Mann, wir waren glücklich, und dann kamst du, der große Jäger aller Wandelwesen, und hast ihn ausgelöscht.« Sie sah, dass er nichts mit ihren Worten anfangen konnte. »Du erinnerst dich nicht einmal an ihn, nicht wahr? Es war in Prag, Eric. Vor etwa zwei Jahren.«
Prag. Vor zwei Jahren. Die Erinnerung kehrte sofort zurück. Es war ein harter Kampf gewesen, eine Schießerei in einem Nachtclub, in dem er den Wer-Bären gestellt hatte. Ein unglaublich zäher Brocken, der mehr Silber als alle anderen benötigt hatte, bis er endlich umgefallen war. Die tschechische Polizei würde den Verlust eines Gangsterbosses nicht betrauern, offiziell war Mihail Sachlik bei einer Auseinandersetzung mit anderen Kriminellen ums Leben gekommen.
Sie ließ ihn fallen und trat ihm mit dem Absatz in den Bauch. Er krümmte sich. »Erinnerst du dich?«, schrie sie, hockte sich auf ihn und zog ihm die Fingernägel durchs Gesicht.
»Nein, du warst nicht bei ihm«, stöhnte er. »Ich hätte dich gesehen …«
»O doch, du hast mich gesehen, Eric.« Sie stand auf und zog ihn wieder in die Höhe, knallte ihn hart gegen die Seite des Lkw. »Ich war immer in seiner Nähe. Immer!« Sie verpasste ihm einen Nierenschlag, und er wankte.
Verzweifelt versuchte er sich zu entsinnen. Keine Frauen, niemals. Mihail hatte lediglich diese Katze besessen, die ihn überallhin begleitete …
»Du bist die Katze?« Erics Sicht trübte sich wieder ein, er stützte sich an dem Lkw ab, um nicht umzufallen. Niemals war er auf den Gedanken gekommen, dass ein Werwesen sich in eine solch kleine Kreatur wie eine Katze verwandeln konnte. Ein Fehler.
»Bravo, kleiner Wolf. Endlich hast du es verstanden.« Sie griff in seine Haare und drückte sein Gesicht gegen die Zugmaschine. »Du würdest mich wohl einen Wer-Mensch nennen, Eric. Die Gestalt einer Frau nehme ich nur bei Bedarf an, denn man hat in dieser Form zu viele körperliche Einbußen in Kauf zu nehmen. Gelegentlich ist es allerdings von Vorteil, auf zwei Beinen zu gehen und Brüste zu haben. Männer sind auf diese Weise leichter zu beeinflussen … und Frauen lieben Katzen über alles. So bekomme ich Vertrauen von beiden Seiten. Raffiniert, wie wir Katzen eben sind.«
Sie ließ ihn los, und er sackte in den Schnee.
Ihre blauen Augen bekamen geschlitzte Pupillen. »Ich musste mit ansehen, wie du meinen Mann getötet hast, und obwohl ich dich einfach nur hassen wollte, bemerkte ich sofort, dass du etwas Besonderes bist. Ich sah deine Arroganz und deinen Hass, ich spürte die primitive Wildheit in dir, wie sie nur Wandelwesen in sich tragen. Du hast mich sofort in deinen Bann geschlagen, hast meinen Hass und mein Verlangen geweckt. Ich wollte dich für den Mord an meinem Mann töten … und ich wollte dich haben.« Sie strich sich mit einer lasziven Geste die Haare aus dem Gesicht. »Ich kann nichts dagegen tun. Ich bin eine Katze. Ich begehre, was ich vernichte. Und ich spiele mit meiner Beute, bevor ich sie erlege.«
Eric kämpfte mit der Ohnmacht. Die Torturen, das Silber, die Kälte … Seine Lider flatterten.
Sie schlug ihm erneut ins Gesicht, dieses Mal mit der
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