Sanctum
wurde hellhörig. Sie wollten Severina mitnehmen?
»Ja, Sir, verstehe. Dann soll der Hubschrauber direkt hier landen. Wir stehen vor einem Truck und einem Kleintransporter am Englischen Turm.«
Er drehte sich zur Seite, sah direkt in den offenen Transporter – und nickte Eric zu. »Da drin alles sicher? Was ist mit den Lycaoniten?«
»Alle tot«, antwortete er reflexartig.
»Gute Arbeit. Das Bergungsteam dürfte in ein paar Minuten hier sein. Sorg dafür, dass hier keine Spuren bleiben.«
Die Kleidung! Er wurde für einen aus Zanettinis Team gehalten. »Ja«, sagte er und ging auf Severina zu, um nach ihr zu sehen. Er meinte zu sehen, dass sich ihr Brustkorb noch ganz schwach hob und senkte.
»Man fragt sich, wo das kleine Miststück plötzlich hergekommen ist. Team Blau sollte doch verhindern, dass sie das Hotel verlässt. Und was hatte sie hier bei den Lycaoniten zu suchen?« Der Mann mit der Pistole näherte sich Severina ebenfalls. Als er Erics Gesicht genauer sah, stutzte er. »Wer bist …«
Eric schickte den beiden Männern eine Garbe aus dem M16 entgegen. Sie wurden getroffen und fielen nacheinander in den Schnee, ohne zurückschießen zu können. Bevor der zweite Mann aufschlug, kniete Eric schon neben Severina nieder – und hatte das Gefühl, schlagartig in eine andere Zeit versetzt zu werden. Er befand sich wieder in Plitvice, in dem Hotelzimmer, nach dem Angriff der Bestie. Severinas Gesicht verwandelte sich in das von Lena, die ihn Hilfe suchend anstarrte und kraftlos zur Seite sank …
Das Rattern von Rotoren zerriss Erics Erinnerung. Er sah die Umrisse des Hubschraubers, der in hundert Metern Entfernung auf der Straße landete.
Verdammt – was sollte er tun? Er konnte versuchen, Lena so schnell wie möglich in die Pension zu bringen und ihr das Sanctum zu geben. Nur so wäre ihr Leben zu retten. Aber wenn er das tat, würde Zanettini mit dem Welpen entkommen!
Severina hustete und rang nach Luft. Das Blut füllte ihre Lungen, roter Speichel rann aus ihrem Mund. »Ich muss zum Helikopter«, sagte er mit Tränen in den Augen und hinkte davon. »Halt durch, bis ich zurückkomme. Du wirst nicht sterben!«
Eric nahm dem erschossenen Mann seine Pistole ab und ging zum nächsten Auto irgendeines Einheimischen, schlug die Scheibe des Opel Commodore ein und öffnete die Tür. Ein Automatikmodell, günstig für sein verletztes Bein. Ab und zu hatte er doch Glück.
Eric raste mit dem geknackten Auto auf den Hubschrauber zu. Der Pilot hielt die Rotoren am Laufen und wartete. Offensichtlich ging er noch davon aus, dass es sein Teamkollege besonders eilig hatte, zu ihm zu kommen.
Eric wischte den Schweiß von seiner Stirn. Wieder verschwamm die Sicht, aus dem Pochen in seiner Schläfe war ein anhaltendes Reißen geworden. »Bringen wir es zu Ende.« Er trat das Gaspedal trotz der Schmerzen durch und raste ins grelle Licht des Suchscheinwerfers. Der Pilot schien nun doch zu begreifen, dass das, was sich vor ihm abspielte, nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Der Hubschrauber hob ab – aber zu spät.
Eric steuerte den Wagen frontal in die Kufen und sprang aus dem Opel. Die Kufenspitzen krachten durch die Frontscheibe und verhakten sich, die Schnauze prallte gegen das Dach. Da das Auto immer noch viel Geschwindigkeit besaß und weiterfuhr, zog es den Helikopter weiter nach unten, die Rotorblätter tauchten in den Schnee ein und wirbelten ihn auf. Das Kreischen des Motors wurde schriller, der Pilot versuchte, den nahenden Absturz zu verhindern.
Da brach das erste Blatt, der Hubschrauber neigte sich zur Seite, das Heck schwenkte herum. Er kippte auf die Seite, die Rotorstummel verkeilten sich im gefrorenen Boden, der Motor fraß sich fest und erstarb mit einer kleinen Explosion; Flämmchen züngelten aus dem Antrieb.
Eric lag im Schnee, Feuerschein beleuchtete ihn goldgelb. Er zielte und schoss in die Kanzel. Der Pilot sackte zusammen.
Mit Wucht wurde die Schiebetür geöffnet, eine Hand schoss plötzlich aus der Öffnung und klammerte sich an der Kante fest. Zanettini erschien in der Tür, wälzte sich aus dem Helikopter und fiel hinter den Kufen in den Schnee. Irgendetwas hielt er im Arm. Er blickte auf.
Eric zielte ihm direkt zwischen die Augen. Wenn ich diesen Schuss versenke, dann … Er schoss.
Zanettini riss instinktiv die Hände vor den Kopf.
Die Kugel traf … den Welpen!
Eric hatte das Gefühl, als würde sein Herz unter seinem tödlichen silbernen Mantel zu schlagen aufhören. Der
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