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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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reichte ihn an den Grauhaarigen weiter. Dann stand sie auf und ging an der Garderobe vorbei zur Toilette.
    Als Eric ihr nachsah und eben noch überlegte, was er als Nächstes tun sollte, ging der Blonde an ihm vorbei und trat ebenfalls durch die Tür zum Klo. Seine linke Hand glitt dabei in die Tasche des hellgrauen Mantels.
    Mit Misstrauen folgte Eric ihm und sah die Ferse seines schwarzen Halbschuhs durch die Tür der Damentoilette verschwinden.
    Eric legte eine Hand an den Griff seines Silberdolchs und betrat den kleinen Vorraum mit dem Handwaschbecken. Es roch nach Seife, benutzte Papierhandtücher türmten sich in einem zu kleinen Mülleimer neben dem Becken.
    Der Mann und Emanuela waren verschwunden, aber aus der hinteren der drei Kabinen drang ersticktes Gurgeln, Wasser plätscherte und spritzte. Entweder hatte eine Person erhebliche Probleme beim Urinieren, oder aber der Mann versuchte gerade, die Nonne in der Kloschüssel zu ertränken.
    Eric stellte sich vor die Tür und trat mit aller Kraft dagegen; klirrend und splitternd riss der dünne Eisenriegel samt seiner Halterung aus dem Holz.
    Die Tür krachte dem Blonden gegen den Hintern und schleuderte ihn nach vorn gegen den Wasserkasten. Ein Knie hatte er auf Emanuelas Rücken gelegt, mit dem linken Arm stützte er sich rechtzeitig ab, um mit dem Kopf nicht gegen die Wand zu prallen. Die rechte Hand lag im Nacken der Frau und drückte sie in die randvolle Schüssel.
    »Besetzt?«, fragte Eric und streckte die Arme nach dem Blonden aus.
    Dessen Reaktionsvermögen war beachtlich. Zum einen trat er gegen die Tür und katapultierte sie gegen Eric, der sich erneut und dieses Mal mit seinem gesamten Körper dagegen warf. Er sah, dass der Unbekannte ein Messer gezogen hatte und es in diesem Moment in Emanuelas Nacken rammte. Zu zwei Dritteln fuhr die lange, schlanke Klinge ins Fleisch, an den Wirbeln vorbei ins Kleinhirn; der Körper der Frau erschlaffte auf der Stelle.
    Eric versetzte ihm einen harten Tritt in die Körpermitte, der Blonde flog nach hinten gegen Wand und Wasserkasten. »Wer seid ihr beiden?«
    Der Mann zog sein Messer aus der Nonne und griff Eric an.
    Der wich der heranzischenden Spitze mit einer genau berechneten Seitwärtsdrehung aus und stach dabei von unten zu. Sein Silberdolch schlitzte den Unterarm des Angreifers auf, die Finger öffneten sich und er ließ das Messer schreiend fallen.
    »Wer seid ihr?«, wiederholte Eric seine Frage.
    Der Mann gab trotz seiner schweren, stark blutenden Verletzung nicht auf. Er absolvierte einen einwandfreien Kick, wie er in jeder Kampfsportschule als glänzendes Vorbild hätte dienen können – und war dennoch zu langsam. Eric fing den Fuß ab und drehte ihn ruckartig um mehr als einhundertachtzig Grad. Er hörte die Gelenke krachen und den Mann ein weiteres Mal aufschreien. Er trat ihm beinahe gleichzeitig das Knie des anderen Beins nach hinten weg, so dass der Blonde rückwärts fiel und mit dem Kopf gegen den Rand der Toilette donnerte. Es knackte laut.
    »Scheiße!« Eric konnte die Befragung vergessen. Ein gebrochenes Genick machte jeden normalen Menschen stumm. Aber es blieb ihm noch ein zweiter Mann, draußen im Gastraum.
    Der Geruch des Nonnenblutes fachte die Gier der Bestie in ihm an. Er fühlte heißes Verlangen nach dem Fleisch der Frau, nach dem des Mannes, nach dem Lebenssaft der beiden.
    Hastig wandte er sich von der Kabine ab und flüchtete in den Vorraum. Als er sein eigenes Gesicht im Spiegel sah, erschrak er. Er wirkte auf sich selbst wie ein aufgeputschter Wahnsinniger, mit einem Leuchten in den Augen und einem unheimlichen Grinsen auf den Zügen. Schnell drehte er den Hahn auf und kühlte sich mit kaltem Wasser den Nacken und das Gesicht. Er hoffte, dass sich der Anblick der Bestie so einfach wegspülen ließ.
    Eric verließ die Toilette, ging in den Gastraum und warf sich seinen Mantel über. Es blieb ihm keine Zeit, um Verfolgungsspielchen zu betreiben, daher schritt er ohne Zögern auf den Tisch mit dem Grauhaarigen zu und setzte sich unaufgefordert. Dann schlug er den Mantel etwas zur Seite und hob den Pulli an, damit der Mann seine P9 sah.
    »Ich habe einige Fragen an Sie, die mir Ihr toter Freund und die Nonne, die er umbrachte, nicht mehr beantworten können«, sagte er in einem freundlichen Tonfall, um an den vollbesetzten Nachbartischen keinerlei Verdacht zu erwecken. »Also halte ich mich an Sie. Gehen Sie nicht davon aus, dass Ihr Leben sicher ist, weil wir uns in einer

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