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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Kardinals erinnerte, der sie im Schutz der Säulen angesprochen hatte. Je länger sie darüber nachdachte, desto seltsamer kam ihr sein Verhalten vor. Sie musste über diesen Mann Erkundigungen einziehen. Allerdings fiel ihr das schwer, da sie kein Italienisch sprach. Sie bemühte sich bereits jetzt, ein bisschen mehr als die üblichen Standardfloskeln aufzuschnappen. Bald kam das Geld ihrer Familie aus dem Alsace, und es würde ausreichen, um neben Miete und Essen auch einen guten Lehrmeister zu bezahlen.
    Während Gregoria ihren Gedanken nachhing, bemerkte sie plötzlich eine Gestalt, die den Hut viel zu tief ins Gesicht gezogen trug und die eben unter ihr in den Eingang des Hauses huschte. Ihr Misstrauen befahl ihr, ins Zimmer zurückzukehren und ihren Silberdolch zu nehmen.
    Schritte erklangen auf den Stufen, die über die Dielen wanderten und vor ihrer Tür anhielten; es klopfte, aber so zögerlich, dass sich Gregorias um die Waffe verkrampfte Hand ein wenig entspannte.
    »Wer ist da?«
    »Ich bin ein Freund von Bruder Matteo, Äbtissin.«
    »Ich kenne keinen Bruder Matteo.«
    »Aber gewiss erinnert Ihr Euch an den Benediktiner, der die Kerzen vor den Bildern und Statuen austauscht.«
    Vorsichtig öffnete Gregoria die Tür einen Spalt. Sie sah einen älteren Mann, der die Kleidung eines einfachen Kaufmanns trug und sein bartloses Gesicht nur widerwillig zeigte. »Was will er von mir?«
    »Nichts. Ich bin es, der mit Euch sprechen muss. Es geht um Euer Anliegen.«
    »Woher weiß ich, dass ich Euch trauen kann?«
    »Weil Ihr in einem anderen Fall bereits tot wärt.« Er drängte sich durch den Spalt. »Rasch, Äbtissin, lasst mich ein, ehe man uns sieht. Das Haus, in dem Ihr Euch befindet, ist nicht sicher und wird gewiss beobachtet.«
    Gregoria wich zurück, die Hand mit dem Stilett hielt sie locker neben sich, so dass ihr Besucher die Waffe nicht sehen, sie aber jederzeit zustechen konnte. »Noch habe ich nichts vernommen, was mich dazu bringt, Euch zu vertrauen.«
    »Ich gestehe Euch zu, dass Ihr in einer verzwickten Lage seid und es für Euch nicht leicht ist, Gönner und Feinde voneinander zu unterscheiden.« Der Mann nahm den Hut ab; halblanges, hellbraunes Haar kam zum Vorschein. »Doch wenn ich Euch sage, dass auch ich verabscheue, was Francesco im Auftrag anderer unternimmt, würdet Ihr mir dann etwas mehr vertrauen?«
    Der Name ihres Feindes versetzte Gregoria einen eiskalten Stich.
    »Wer seid Ihr, Seniore?«
    »Ich bin Marco Lentolo und wurde von einem Freund, den Ihr zu einem späteren Zeitpunkt treffen werdet, zu Euch geschickt. Es gibt Menschen in Rom, die Euren Worten Glauben schenken, Äbtissin.« Er setzte sich. »Und ich weiß von der Bestie.«
    Gregoria wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Lentolo sah ihr die Überrumpelung an. »Wie wäre es, wenn Ihr mir alles berichtet, was Ihr bereits Rotonda verraten habt, damit wir auf dem gleichen Stand sind wie unser gemeinsamer … Feind?«
    Gregoria erschrak. Also hatte ihr Gefühl sie nicht getrogen! »Wieso sollte der Kardinal mein Feind sein?«, fragte sie dennoch, darum bemüht, sich ihre Erregung nicht anmerken zu lassen.
    »Er ist Jesuit, und er ist es, der Francesco aussendet, um seine Arbeit zu tun.«
    »Woher weiß ich, dass dies keine Falle ist? Vielleicht seid Ihr es, der mit Francesco gemeinsame Sache macht.«
    »Das, Äbtissin, könnt Ihr wohl nur herausfinden, wenn Ihr hier so lange wartet, bis Rotonda seine Leute schickt, um Euch zu entführen und dorthin zu bringen, wo er Euer Mündel gefangen hält.« Er zog den zweiten, schäbigen Stuhl heran. »Setzt Euch und hört mir zu, solange Ihr nicht in der Lage seid, mir zu vertrauen.«
    Sie kam seiner Aufforderung nach.
    »Wenn ich Euch von der Bestie sprechen höre«, fuhr Lentolo fort, »glaube ich Euch jedes Wort. Ich weiß, dass es sie gibt. Diese Bestie und viele andere, welche die Welt bevölkern und im Auftrag Satans wüten. Es ist nichts Neues für mich. Doch zum ersten Mal, Äbtissin, haben wir eine Zeugin, die Legatus Francescos Anschlag überlebt hat und aussagen kann, welche Verbrechen er sich zu Schulden kommen ließ. Bislang hat dieser Teufel in Menschengestalt alle Beweise gegen sich vernichten können.«
    »Was bringt es, wenn er den Schutz des Kardinals genießt, wie Ihr sagtet? Der Papst wird mir nicht glauben.«
    »Dieser Heilige Vater nicht, da habt Ihr Recht, Äbtissin. Aber vielleicht der nächste.« Lentolo sagte es absichtlich beiläufig, seine braunen Augen schauten

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