Sanctum
geschlossen.
»Wow!« Severina blieb auf der Schwelle stehen. »Essen mit Stil.« Sie erkannte den Maler auf Anhieb. »Das sind deine Werke!«
»Ja. Mein Freund mag sie sehr.« Er stellte den Topf auf die Steinplatte und holte zwei Teller sowie Besteck aus einem Schrank in der Ecke. »Guten Appetit.«
Eric aß so gut wie nichts, während sich Severina über das Essen hermachte. Die Bestie in ihm erstarkte von Augenblick zu Augenblick, seine Sinne wurden immer schärfer. Er vernahm Severinas Kaugeräusche laut und lauter, ihr Schlucken, ihr Atmen. Er starrte auf die pulsierende, blassblaue Ader an ihrem Hals und glaubte, das Blut rauschen zu hören. Durch den süßlichen Tomatenduft sog er ihr Aroma ein. Plötzlich fehlten ihre Kleider, und er sah sie nackt vor sich sitzen.
Sie spürte seine Blicke und hob den Kopf. »Was?«, fragte sie mit einem verunsicherten Lächeln. »Habe ich geschmatzt?«
»Nein«, wehrte er krächzend ab. »Alles in Ordnung.«
Sie bemerkte seinen halbvollen Teller. »Es schmeckt dir nicht.«
»Doch, doch. Ich brauche nur«, schnell sprang er auf und nahm seinen Teller, »mehr Soße. Und mehr Pfeffer.« Er eilte hinaus in die Küche, lief dabei durch die Mondstrahlen und lehnte sich keuchend an die Spüle. In diesem Moment klingelte das Handy. »Ja?«
»Hier ist Anatol, Herr von Kastell.«
»Was haben Sie für mich?«
»Ich sandte es Ihnen bereits per Mail. Es ist ein altes Familienwappen, allerdings kommen aufgrund der Zerstörung und der wenig sichtbaren Details verschiedene Familien in Frage.«
»Woher?«
»Die Details finden Sie in der Mail, aber zusammengefasst: Es ist auf jeden Fall das Wappen einer italienischen Familie. Sie haben eine vollständige Liste von mir erhalten.«
»Danke, Anatol. Ich kümmere mich um alles Weitere.« Er wollte auflegen.
»Herr von Kastell«, rief sein Vertrauter rasch.
»Ja?«
»Sie hatten Besuch. Zwei Männer waren hier und zeigten Ausweise von Interpol. Ich hielt sie nicht für echt, das nur am Rande. Sie sagten, sie wollten mit Ihnen sprechen.« Er nannte eine Telefonnummer. »Wenn Sie dort anrufen möchten, würden sich weitere Maßnahmen vermeiden lassen, soll ich Ihnen ausrichten.«
»Danke, Anatol. Geben Sie auf sich Acht.«
»Das tue ich, Herr von Kastell. Einen schönen Abend, wo auch immer auf der Welt Sie sich befinden.« Der Russe legte auf.
Ein unterdrückter Schrei kam aus dem Speisesaal, ein Teller fiel zu Boden und zersprang.
Eric ließ das Handy achtlos auf die Spüle fallen, packte ein Küchenmesser und stürmte in den hohen Raum. Sofort stand er im gleißenden, silbernen Licht des Mondes. Es hüllte ihn ein, umschmeichelte ihn, hielt ihn gefangen – und weckte die Bestie!
Severina hatte die Fensterläden geöffnet, alle Fensterläden, und die Lampen gelöscht. Sie stand vor der Scheibe und wischte sich an der Bluse herum, auf der ein großer dunkler Fleck zu sehen war. Zu ihren Füßen lag der zerbrochene Teller. »Ich bin so ungeschickt«, sagte sie und schaute zu ihm, ihre Augen verharrten auf dem Messer. Sie wurde unsicher.
»Ich dachte, Sie wären in Schwierigkeiten.« Schnell legte er es auf den Tisch.
»Bin ich auch. Tomatenflecken sind teuflisch.« Severina winkte ihn zu sich. »Würdest du nachschauen, ob mein Rock hinten auch was abbekommen hat?« Sie wandte sich um und legte die Hände an die Hüfte.
Eric zögerte. Es gab beinahe keine Stelle im Saal, an die das Mondlicht nicht drang.
»Was ist?«
»Nichts.« Er näherte sich ihr und ging langsam in die Hocke, um den Rocksaum zu betrachten. An den Stiefeln haftete die meiste Tomatensoße, ein bisschen tatsächlich auch am hinteren Saum. »Wie ist das passiert?«
»Ich habe die Fenster geöffnet, weil ich das Mondlicht so romantisch finde. Vollmond in Rom!«, sagte sie und wartete geduldig, was seine Inspizierung ergab. »Ich habe mich wieder gesetzt und wollte essen, da ist ein großer Schatten am Fenster vorbeigehuscht. Eine Eule. Oder vielleicht die Katze, die du ins Gebüsch geschmissen hast.« Sie lachte verlegen. »Ich habe den Teller vor Schreck vom Tisch gefegt. Dämlich von mir, oder?«
Eric richtete sich auf, sah ihren Hinterkopf und beobachtete erstaunt, wie seine rechte Hand ihre blonden Haare zur Seite schob und den Nacken freilegte. Sie roch unwiderstehlich, das Mondlicht machte sie begehrenswerter denn je. Er schluckte, seine Erregung stieg.
»Ist es so weit nach oben gespritzt?«, wunderte sich Severina.
Eine bekannte Macht übernahm
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