Sanctum
und starken Wer-Bären geworden, der außer einer Katze niemand an seiner Seite geduldet hatte. Er würde nie den Blick aus den schräg gestellten Augen vergessen, als ihm der Bär mit einem mächtigen Hieb den Oberkörper aufgerissen hatte: voller List und Tücke und Lust. Es war ein Jammer, dass er das Mistvieh nicht mehr hatte erwischen können, nachdem er den Bären schließlich mit letzter Kraft und unter Einsatz einer Handgranate erledigt hatte. »Und in meinem Haus schon gar nicht.« Ein Summen erklang, und die Tür sprang auf.
»Du hast ja keine Ahnung … Es sind so anmutige, schöne Kreaturen.« Sie beugte sich zu dem Tier und streckte die Hand aus. »Komm her, Kleine.«
Schnurrend lief die Katze auf Severina zu, als sich Eric blitzschnell bückte, das Tier im Nacken packte und mit einem schwungvollen Wurf in die Büsche beförderte. Die Katze kreischte, als die Zweige über ihr zusammenschlugen. Dann huschte ein schwarzer Schatten davon. »Bleib, wo du bist!«, rief Eric ihr hinterher und trat ins Haus.
»Bist du vollkommen bescheuert?« Severina starrte ihn böse an und blieb auf der Schwelle hocken. »Sie kann sich verletzen!«
»Katzen haben neun Leben. Und ich halte es nicht für besonders anmutig, wenn sie in Vorgärten pissen und Bäume zerkratzen«, gab er kühl zurück. In St. Petersburg kümmerte sich Anatol um die Streuner, in Rom hatte er leider niemanden dafür.
Sie schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Mach das nicht noch einmal, hörst du? Es sind lebendige Wesen mit eigenen Gefühlen.«
»Wenn sie das auch bleiben wollen, sollen sie sich von meinem Haus fern halten.« Er sah, dass sie sich richtig über ihn ärgerte. »Schön, ich werfe die Nächste nicht durch die Gegend«, versprach er. »Aber jetzt kommen Sie rein.« Er wandte sich dem Touchscreen neben dem Eingang zu. Nach der Eingabe einer weiteren Folge von Zahlen entsicherte er das Alarmsystem, der Computer meldete, dass es keine Einbrüche gegeben hatte. Erst jetzt fühlte er eine zarte Erleichterung in sich.
»Eric … sag mal … wie reich bist du?« Severina stand in der Empfangshalle, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schaute zur fünf Meter hohen Decke, unter der ein kristallener Kronleuchter hing. Rechts und links führten zwei schmiedeeiserne Treppen in einem Halbbogen auf die höher gelegene Empore, auf der zwei Türen zu sehen waren; im Untergeschoss gab es nur eine Tür, genau gegenüber dem Eingang.
»Ich bin es nicht. Aber es ist gut, reiche Leute zu kennen. Das ist eine alte Villa, die ein Freund im Jugendstil umbauen ließ«, sagte er. »Er ist viel unterwegs, und da darf ich sie benutzen, wann immer ich in Rom bin.« Er ging auf die Tür zu, drückte auf ein Ornament, und die Tür glitt auf. Sie stiegen in eine Fahrstuhlkabine. »Kommen Sie?«
Severina drehte sich beim Gehen einmal um die eigene Achse, noch immer schwer beeindruckt von der Pracht. »Solche Freunde will ich auch mal haben.«
»Sie haben doch mich«, sagte Eric grinsend und drückte UG.
»Was kommt als Nächstes?«
»Ich werde ein paar Untersuchungen vornehmen, während Sie es sich gemütlich machen können.«
Der Lift trug sie in den Keller hinunter. Gemeinsam betraten sie ein altes Gewölbe, in dem die klassizistischen Spuren unübersehbar waren. Eine gewaltige Bar wurde von indirektem Licht beleuchtet, einige Skulpturen standen an den für die Raumwirkung idealen Stellen, eine Sitzecke in weißem Leder lud zum Verweilen ein.
»Willkommen im antiken Rom. Hier haben früher Patrizier gelebt. Die Villa steht auf den Fundamenten eines römischen Nobelbauwerks, wir befinden uns in den Überresten eines Bades, das mein Freund, wie Sie sehen, in einen Partykeller verwandelt hat.« Er wandte sich nach links, schritt über den Steinboden zu einer weiteren Tür, die wieder mit einem Zahlenschloss gesichert war. »Nehmen Sie sich einen Drink. Ich habe zu arbeiten.«
Ehe Severina protestieren konnte, betrat er den Nebenraum und schloss die Tür. Er wollte keine Störung, und sie wusste ohnehin schon viel zu viel.
Das Neondeckenlicht sprang an und beleuchtete ein großes Arbeitszimmer, das sogar Raum für ein kleines Laboratorium bot. Nichts im Vergleich zu den Möglichkeiten, die er in München besessen hätte, aber besser als ein Hotelwaschbecken und Seife.
Doch zuerst benötigte er etwas anderes.
Eric ging zum Safe, der in der Ecke stand, gab die Kombination ein und öffnete die Tür. Darin befanden sich mehrere kleine Fläschchen,
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