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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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dreizehn Seiten voller giftiger und verderbter Lügen – Lügen, die Gottes Wort, wie es in unserer eigenen, wahren Bibel niedergeschrieben ist, widersprechen und es pervertieren.«
    Athanasius starrte weiter auf den so harmlos wirkenden Einband. »Warum ist diese Kopie dann erhalten geblieben?«, fragte er. »Wenn es so gefährlich ist, warum ist dann nicht auch sie vernichtet worden?«
    »Weil«, antwortete der Abt und tippte mit dem Finger auf das Buch, »man Bücher zwar zerstören kann, aber ihr Inhalt überlebt zumeist. Und um unsere Feinde endgültig zu besiegen, hilft es uns sehr zu wissen, wie sie denken. Lass mich dir etwas zeigen.«
    Der Abt schlug das Buch auf. Auch die Seiten bestanden aus Schiefer und wurden von drei Lederbändern zusammengehalten. Während der Abt im Buch blätterte, verspürte Athanasius das starke Verlangen zu lesen, was in den Schiefer gekratzt war. Unglücklicherweise war das dank der Schnelligkeit, mit der der Abt blätterte, und dem diffusen roten Licht nahezu unmöglich. Athanasius sah nur, dass jede Seite zwei dicht beschriebene Spalten enthielt; aber es dauerte ein paar Augenblicke, bis er erkannte, dass es sich bei der Sprache um Mala handelte, die Sprache der ersten Ketzer. Da sein Gehirn sich nun angepasst hatte, gelang es ihm, zwei Fragmente zu erkennen, zwei Phrasen ... und ihm gefror das Blut in den Adern.
    »Da«, sagte der Abt schließlich, als er die letzte Seite erreichte. »Das ist der Teil, der ihrer Version der Genesis entspricht. Wenn ich richtig informiert bin, bist du doch mit dieser elenden Sprache vertraut, oder?«
    Athanasius zögerte. Sein Geist zitterte noch immer von den verbotenen Worten, die er gerade gelesen hatte.
    »Ja«, brachte er schließlich mühsam hervor. »Ich ... Ich habe sie studiert.«
    »Dann lies«, forderte der Abt ihn auf.
    Im Gegensatz zu den Seiten zuvor enthielt die letzte nur acht Zeilen Text. Sie waren in Form eines Tau arrangiert. Es war das gleiche Textgebilde, das sich auch Kathryn Mann vor zwei Stunden angeschaut hatte. Allerdings war dies hier vollständig.
    Das Eine Wahre Kreuz wird auf Erden erscheinen
    Und alle werden es in einem Augenblick sehen und staunen
    Und das Kreuz wird fallen
    Das Kreuz wird sich erheben
    Das Sakrament zu befreien
    Am Beginn der neuen Zeit
    Durch seinen gnadenvollen Tod
    Athanasius blickte zum Abt. Seine Gedanken überschlugen sich.
    »Deshalb habe ich dich hergerufen«, erklärte der Abt. »Ich wollte, dass du mit eigenen Augen siehst, wie Bruder Samuels Tod von unseren Feinden interpretiert werden kann.«
    Athanasius schaute sich die Prophezeiung noch einmal an. Die ersten drei Zeilen lasen sich lediglich wie eine Beschreibung der Ereignisse an diesem Morgen; erst die letzten vier ließen ihn erbleichen. Was sie andeuteten, war schlicht unglaublich.
    »Deshalb haben wir diese Kopie verwahrt«, fuhr der Abt in düsterem Ton fort. »Wissen ist Macht, und zu wissen, was unsere Feinde glauben, verleiht uns einen Vorteil. Ich möchte, dass du Bruder Samuels Leichnam im Auge behältst, denn sollten diese perversen Worte doch ein Quäntchen Wahrheit enthalten, dann könnte er wiederauferstehen ... und unsere Feinde würden ihn als Waffe gegen uns verwenden.«

K APITEL 27
    Reis und Arkadian starrten auf die Leiche. Die ganze Haut war von Narben überzogen. Einige davon waren alt, andere jünger, aber alle absichtlich entstanden. In der makabren Umgebung des Obduktionssaales wirkte der tote Mönch wie ein zusammengeflicktes Monster à la Frankenstein.
    Reis schaltete die Aufnahme wieder an.
    »Das Subjekt weist eine starke, systematische Vernarbung fast am ganzen Körper auf, die offenbar von wiederholten Schnitten mit einem äußerst scharfen Instrument stammt wie einem Skalpell oder einer Rasierklinge, möglicherweise während eines Rituals.«
    Er atmete tief durch.
    »Fangen wir mit dem Kopf an ... Eine alte Narbe verläuft quer über den Hals, und ähnliche Narben gehen auf Schulterhöhe um beide Arme und am Schritt um beide Beine herum. Die Narbe am linken Oberarm ist vor kurzem wieder geöffnet worden, hat aber auch schon wieder zu heilen begonnen. Der Schnitt ist extrem genau, fast sogar chirurgisch, und wie die anderen auch mit einem äußerst scharfen Instrument durchgeführt worden.
    Ebenfalls am linken Arm, an der Verbindungsstelle zwischen Trizeps und Bizeps, findet sich eine T-förmige Narbe, die deutlich dicker ist als die anderen. Dem Augenschein nach handelt es sich dabei auch nicht um

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