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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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festzustellen, wie er gestorben ist. Meiner ist das Warum , und dafür ist es wichtig zu wissen, wie der Kerl getickt hat. Springer sind für gewöhnlich Opfer – Leute, die mit dem Leben einfach nicht mehr fertig werden und den einfachsten Weg zum Tod suchen. Aber der Kerl hier hatte Mut. Er war kein klassisches Opfer, und er ist bestimmt nicht den Weg des geringsten Widerstands gegangen. Das lässt mich glauben, dass sein Tun ihm was bedeutet hat ... und vielleicht hat es ja auch jemand anderem was bedeutet.«

K APITEL 28
    Eingehüllt in seine Lichtblase eilte Athanasius dem Abt und dessen Lichtblase hinterher durch den Gang.
    »Sag mir«, forderte der Abt ihn auf, ohne langsamer zu werden, »wer von den Ermittlern hat Kontakt zu uns aufgenommen?«
    »Ein Inspektor mit Namen Arkadian hat den Fall übernommen«, keuchte Athanasius. »Er hat bereits beantragt, mit jemandem sprechen zu dürfen, der ihm Auskunft über den Verstorbenen geben kann. Ich habe unsere Brüder draußen angewiesen zu sagen, Bruder Samuels Tod sei eine Tragödie, und wir würden alles tun, um zu helfen.«
    »Hast du gesagt, dass wir ihn gekannt haben?«
    »Ich habe gesagt, in der Zitadelle würden viele Menschen leben und arbeiten und wir würden uns bemühen herauszufinden, ob einer davon fehlt. Ich war nicht sicher, ob wir ihn als einen der unseren beanspruchen oder uns eher von ihm distanzieren wollen.«
    Der Abt nickte. »Das hast du gut gemacht. Sag unserer Presseabteilung, sie sollen sich erst einmal kooperativ zeigen. Schließlich könnte es sein, dass die Sache mit Bruder Samuels Leichnam sich von selbst löst, auch ohne unser Eingreifen. Wenn die Autopsie abgeschlossen ist und keine Angehörigen den Toten für sich beanspruchen, können wir uns immer noch melden und anbieten, uns aus Mitgefühl um ihn zu kümmern. Das wird der Welt zeigen, was für eine liebevolle und fürsorgliche Kirche wir sind, bereit, die arme Seele aufzunehmen, die beschlossen hat, ihr Leben auf so tragische Weise zu beenden. So bekommen wir Bruder Samuel wieder zurück, ohne zugeben zu müssen, dass er etwas mit uns zu tun hat.«
    Der Abt blieb unvermittelt stehen, drehte sich um und fixierte Athanasius mit seinen scharfen grauen Augen.
    »Im Licht dessen, was du gerade gelesen hast, müssen wir allerdings auch wachsam bleiben. Sollte uns irgendetwas Ungewöhnliches zu Ohren kommen, egal was, müssen wir Bruder Samuels Leichnam sofort zurückholen, egal wie.« Er starrte Athanasius streng an. »Sollte also tatsächlich ein Wunder geschehen und er wiederauferstehen, wird er zumindest in unserem Gewahrsam sein. Aber was auch immer geschieht, wir dürfen seinen Leib auf keinen Fall unseren Feinden überlassen.«
    »Wie du wünschst, Vater«, erwiderte Athanasius. »Aber wenn das, was du mir gezeigt hast, tatsächlich das letzte Exemplar des Buches ist, wer sollte da ...?« Er zögerte. Er wusste nicht, wie er die antiken Worte umschreiben sollte. Das Wort ›Prophezeiung‹ wollte er auf keinen Fall verwenden, denn das implizierte, dass es sich bei dem Text um Gottes Wille handelte, und allein das wäre schon Häresie gewesen. »Wer sollte da die Einzelheiten der ... Voraussage kennen?«
    Der Abt nickte zustimmend. Er wusste die vorsichtige Wortwahl seines Kammerherrn zu schätzen. Das bestätigte ihm, dass Athanasius der Richtige war, um sich um die offizielle Seite der Situation zu kümmern. Der Mann war politisch geschickt und diskret. Das Inoffizielle wiederum würde er selbst in die Hand nehmen. »Wir können nicht darauf vertrauen«, sagte er, »dass die Vernichtung der Bücher und aller Menschen, die sie bei sich getragen haben, auch die Worte und Gedanken zerstört hat. Du kannst sie an der Wurzel ausreißen und die Erde vergiften, aus der sie gewachsen sind, und doch gedeihen sie immer wieder neu. Wir müssen also davon ausgehen, dass diese ›Voraussage‹ unseren Feinden in irgendeiner Form bekannt ist und sie sich entsprechend vorbereiten. Aber sorge dich nicht, Bruder«, sagte er und legte Athanasius die Hand auf die Schulter. »In unserer langen, ereignisreichen Geschichte haben wir schon weit Schlimmeres überstanden. Wir müssen schlicht tun, was wir immer getan haben: Wir müssen unseren Feinden stets einen Schritt voraus sein, die Zugbrücke hochziehen und warten, bis die äußere Bedrohung sich zurückzieht.«
    »Und wenn sie das diesmal nicht tut?«, fragte Athanasius.
    Der Abt verstärkte den Griff um Athanasius’ Schulter. »Dann greifen

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