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Sandra und das Haus in den Hügeln

Sandra und das Haus in den Hügeln

Titel: Sandra und das Haus in den Hügeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kreuter
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einmal unsere Schulungskurse mitgemacht hast, wird es dir ganz leichtfallen, unsere Einstellung zu begreifen. Wir haben großartige Dozenten. Du wirst sie im Trainingslager kennenlernen“, versicherte Jutta-Judith begeistert.
    Besser nicht! dachte Sandra. Laut fragte sie: „Wo ist das Trainingslager?“
    „Es gibt mehrere. Für uns ist die Burger-Mühle im Spessart, in der Nähe von Frankfurt, zuständig.“
    Daher also der Frankfurter Poststempel auf ihrem Brief, stellte Sandra fest.
    „Und wo sind wir hier?“
    „In einer unserer Kolonien.“
    „Wie heißt der Ort?“
    Bevor Jutta-Judith antworten konnte — oder durfte — , denn Sandra bemerkte, daß sie zögerte, wurde ihr Gespräch von Rocho unterbrochen. Er hatte den Plattenspieler abgestellt und schlug jetzt einen Gong. Das Dröhnen des Gongs rief die Familie zum Gebet.
    Das Singen und Stimmengemurmel verstummte. Zwei Mädchen trugen vier Kerzen in hohen Bodenleuchtern herein. Rocho zündete die Kerzen an. Ein Junge knipste die Deckenlampe aus.
    Wieder ertönte der Gong.
    Die Sendboten gruppierten sich in einem Halbkreis um die Kerzen und sanken auf die Knie.
    Sandra folgte ihrem Beispiel, wobei sie bekümmert die harten, kalten Fliesen unter sich spürte.
    Der Hausvater trat ein.
    Die Gebetsstunde begann. Sie wurde mit einem gemeinsamen Lied eröffnet. Dann sprach der Hausvater eine Art Litanei vor, deren einzelne Strophen von den Sendboten mit einem jubelnden „Halleluja“ beantwortet wurden. Darauf folgte eine Predigt, die vom Satan handelte, aus dessen Klauen die Sendboten befreit werden müßten.
    „Wenn du Probleme hast, dann faste! Wenn du in deinem Dienst versagt hast, faste! Wenn du an dir zweifelst, faste! Dann wird dein Geist leicht und frei, und Satan verliert seine Macht über dich!“ rief der Hausvater der Gruppe zu.
    Er fuhr fort: „Laßt uns Tränen vergießen für die Errettung der Menschen! Laßt sie uns von ihren irdischen Gütern befreien, damit sie die wahren Werte des Lebens erkennen! Laßt uns hinausgehen und Liebe verbreiten, aber auch Schrecken und Furcht, damit die Welt aufwacht und begreift, daß das Ende nahe ist! Ihr seid Auserwählte, Sendboten des Herrn, Halleluja...“
    Der Hausvater hatte zuerst mit sanfter, kaum hörbarer Stimme gesprochen. Doch dann wurde er immer fanatischer und steigerte seine Stimme schließlich zu lautem Schreien.
    Sandra litt Qualen. Nicht der Predigt wegen, denn ihr Inhalt setzte sie eher in Erstaunen als in Furcht. Sie konnte nicht begreifen, daß die hier versammelten Jugendlichen die wahren Motive dieser Sekte nicht durchschauten. Aber wahrscheinlich waren sie in den Trainingslagern so lange beeinflußt worden, daß ihre Urteilsfähigkeit getrübt war.
    Die Menschen von ihren Gütern befreien! Um diese Güter der Sekte zuzuführen, damit ihre Führer auf Kosten anderer gut leben konnten! Seine Worte klingen beeindruckend, aber schließlich steht etwas ganz anderes dahinter, dachte Sandra.
    Sie litt körperliche Qualen. Und sie kam sich kein bißchen verloren vor, weil die Bedürfnisse ihres Körpers jetzt mächtiger waren als die Erleuchtung, die sie hier erfahren sollte.
    Sie hatte Hunger, nagenden Hunger, und sie fror. Ihre Knie schmerzten vom ungewohnten Knien auf dem harten Steinboden. Und sie mußte dringend zur Toilette. Seufzend verlagerte sie das Gewicht ihres Oberkörpers von den Knien auf ihre Füße, indem sie sich mit dem Gesäß an die Fersen lehnte.
    Nach einer Ewigkeit, wie es Sandra schien, ging die Predigt zu Ende. Doch noch immer löste der Hausvater die Versammlung nicht auf. Er befahl den Sendboten im Gegenteil, sich im Meditieren zu üben.
    Tiefe Stille breitete sich im Raum aus.
    Kerzengerade horchten die Sendboten mit erhobenen Gesichtern und geschlossenen Augen in sich hinein — oder was sonst immer sie tun, dachte Sandra. Meditieren bedeutet Nachdenken, sinnende Betrachtung, wahre religiöse Versenkung, soviel wußte sie. Aber dies hier mußte etwas anderes sein. Unter halbgeschlossenen Lidern blinzelte Sandra vorsichtig in die Runde. Sie sah verzückte Gesichter, gequälte, schmerzverzerrte, und auch heiter gelöste; doch alle wirkten sie blaß, mager und unterernährt.
    Plötzlich durchschnitt ein Schrei die Stille.
    Eines der Mädchen hatte sich mit ausgebreiteten Armen auf den Boden geworfen. Sie strampelte mit den Beinen, trommelte mit den Fäusten auf die Fliesen und schrie und schrie.
    Der Hausvater und Rocho eilten zu ihr und trugen sie hinaus.
    Als sie

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