Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sandrine

Sandrine

Titel: Sandrine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Berg
Vom Netzwerk:
keine bestimmte. Mein Sexualleben ist dennoch erfüllt. Nein, ich bin nicht homosexuell, sondern ich bin im wahrsten Sinne des Wortes autonom, unabhängig - als ein Autoerotiker allerdings in einem Maße, wie selbst du es als ungewöhnlich bezeichnen würdest."
    "Ein Autoerotiker also, aha!" machte ich mit gespielt schwindendem Interesse.
    Du weißt ja hoffentlich, was das ist, Iris? Das hat absolut nichts mit einem Auto zu tun, sondern es bedeutet nichts anderes, als daß ein Autoerotiker am liebsten Sex mit sich selber hat. Damit ist sozusagen sein Grundbedarf gedeckt und er hat den Kopf frei für die wesentlichen Dinge des Lebens.
    Wenn ein autoerotisch veranlagter Mann zum Beispiel also auf die Suche nach einer Frau geht, dann nicht, um sie mal flach zu legen, sondern wegen etwas, was er selbst als Autoerotiker natürlich vermissen muß: Zärtlichkeiten, die über das rein Sexuelle hinaus Copyright 2001 by readersplanet
    gehen. Er kann sich schließlich nicht selber küssen, wohl kaum so richtig mit sich selber schmusen und so... Aber der Fremde...
    Ich tat nur so desinteressiert. Eigentlich. Aber ich ärgerte mich dabei maßlos über mich selber, weil ich eben nur so tat und im Gegenteil mein Interesse sogar mehr und mehr wuchs
    - absolut gegen meinen Willen. Das hasse ich, wenn ich nicht das Zepter in der Hand habe und nicht die Spielregeln bestimmen kann. Das kannst du dir gewiß denken, Iris, nach allem, was ich dir bereits über mich erzählt habe.
    Doch weiter im Text: Er erklärte mir: "Ich habe die Macht der fremden Hände!"
    Das hatte ich noch nie zuvor gehört. Was hatte das denn nun wieder zu bedeuten? Ich wußte ja über vieles Bescheid, aber bei dieser Formulierung stand selbst ich auf dem Schlauch.
    "Die Macht der fremden Hände!" wiederholte er. "Ein Autoerotiker braucht seine eigenen Händen, um sich zu streicheln und zu liebkosen. Er benutzt manchmal auch Hilfsmittel - je nach Veranlagung. Denn Autoerotiker gibt es quer durch alle Schattierungen. Autoerotiker können auch pervers veranlagt sein - im Sinne der allgemeinen Moralauffassung. Nun, ich bin ansonsten ganz normal veranlagt - als Heterosexueller. Deshalb bestimme ich die fremden Hände als weiblich. Aber ich könnte sie auch als männlich bestimmen."
    Er beobachtete mich, und er brauchte sicherlich keine besondere mystische Begabung, um zu erkennen, daß mir die Frage regelrecht auf der Zunge brannte: "Und was ist das - das Ding mit den fremden Händen oder so?" Ich sprach die Frage natürlich nicht wirklich aus, aber er beantwortete sie dennoch:
    "Die Macht der fremden Hände: Ich lasse mich von Händen streicheln, die es nicht wirklich gibt. In der Parapsychologie würde man es als eine besondere Art der Psychokinese oder Telekinese bezeichnen. Ich habe keinen anderen Ausdruck dafür als eben 'die Macht der fremden Hände'. Sie streicheln mich, wann immer ich es will. Aber es geht noch ein Stück weiter: Sie streicheln nicht nur mich, sondern sie können auch andere streicheln."
    "Etwa hier und jetzt?" rief ich erschrocken. Ja, irgendwie erschreckte mich der Gedanke tatsächlich.
    "Moment, ich gebe Ihnen erst einmal einen Drink aus. Das bin ich Ihnen wirklich schuldig bei alledem, was ich Ihnen hier erzähle. Ich wollte Sie doch nicht schockieren - schließlich.
    Ganz im Gegenteil."
    Er siezte mich plötzlich. Da erst bemerkte ich, daß er von Englisch auf Deutsch übergewechselt war. Und dann sprach er gleich in Französisch weiter: "Welchen Wunsch hätten Sie denn, meine Liebe?"
    Ich deutete mit dem Kinn stumm auf mein fast geleertes Cocktailglas. Er winkte der Bardame und bestellte in englischer Sprache das Gewünschte. Dann sprach er mich wieder auf Englisch an - dabei geheimnisvoll lächelnd: "Eine Demonstration - vor dem Drink oder danach?"
    "Eine... Demonstration?"
    "Ja, natürlich! Ich will dich schließlich überzeugen und nicht irgendwelche Dinge erzählen, die sich dann als Hirngespinste entpuppen."
    "Nach dem Drink entscheide ich mich!" sagte ich spontan.
    Achselzuckend ging er darauf ein.
    Copyright 2001 by readersplanet

3
    Der Drink kam. Der Fremde prostete mir zu. Keine Ahnung, woher das Glas plötzlich kam, das ich vorher gar nicht bei ihm gesehen hatte. Wir tranken beide. Dann setzte er lächelnd das Glas ab. Er stellte es auf die Theke. Ich schaute dabei unbewußt zu. Dann schaute ich ihn wieder an, schaute wieder zur Theke... Und das Glas war irgendwie... weg! Als hätte ich es mir nur eingebildet.
    "Bereit?" fragte

Weitere Kostenlose Bücher