Sandrine
Dutzend.
Die Macht der fremden Hände... Ich hatte noch niemals davon gehört, aber ich genoß es in einem Maße, wie ich es einfach nicht beschreiben kann.
Ich wünschte, es wäre niemals zuende gegangen, aber du weißt ja, Iris, nichts ist für die Ewigkeit. Irgendwann erwachte ich aus der schieren Ekstase und fand mich an der Theke wieder.
Ich saß sozusagen in meinem eigenen Saft, fühlte mich aber rundherum in einem Maße glücklich, wie kaum jemals zuvor.
Ich schaute zur Seite, wo der Fremde gesessen hatte: ER war weg!
Ich schaute mich um. ER war nirgendwo zu sehen.
Als hätte ich mir dies alles nur eingebildet.
Aber genau das konnte und wollte ich nicht glauben.
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4
Ich schaute auf mein Glas vor mir. Es war nur noch halbvoll, obwohl ich überzeugt war, nur einmal daran genippt zu haben.
Und das andere Glas, aus dem ich vorher getrunken hatte? Wieso war das nicht mehr da?
Die Bardame stand ein paar Schritte entfernt und lächelte mich geschäftsmäßig an.
Eigentlich hatte ich sie fragen wollen, wo der Fremde denn abgeblieben war, aber irgendwie wagte ich es nicht.
Nein, ich bin normalerweise gewiß nicht schüchtern, aber in einem solchen Fall... Du hast sicher dafür Verständnis, Iris?
Tja und weil das alles so war wie es war, kann ich eigentlich nur noch annehmen, daß mir irgendwer irgendeine Droge in meinen Drink gemixt hatte. Eine andere Erklärung habe ich absolut nicht.
Irgendwann, als ich einigermaßen sicher sein konnte, daß alles soweit getrocknet war, daß man dem Hocker nicht mehr so direkt ansah, was er mitgekriegt hatte, zahlte ich und ging.
Natürlich habe ich das Lokal niemals wieder betreten. Logisch. Und der Fremde ist mir auch niemals wieder begegnet. Falls es ihn überhaupt gab und ich ihn mir in irgendeinem Drogenrausch nicht nur einfach eingebildet habe.
Die Macht der fremden Hände! Das mußt du dir merken, Iris. Falls dir so etwas auch einmal begegnen sollte... Und wenn nicht: Jetzt weißt du ja davon - durch mich.
Ich nehme an, du willst jetzt weiter hören, wie es so mit den beiden dort drüben ging? Oh, die Party ist schon ganz schön fortgeschritten, wie ich sehe....
Ist ja schon gut, ich höre natürlich noch nicht auf, zu erzählen. Soviel Zeit haben wir durchaus noch. Schließlich ist die Nacht noch nicht zuende, und unsere beiden Ehemänner haben anscheinend genügend anderes zu tun, als sich um uns zu kümmern. So bleiben wir ganz ungestört, und du kannst wieder die Ohren stellen, weil ich dir noch einiges zu erzählen habe in dieser Partynacht.
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Teil VI
1
Ich rief die gute Frau gleich am nächsten Tag wieder an. Als sie meine Stimme hörte, schrie sie in den Hörer: "Sie schon wieder?"
Ich blieb gelassen: "Na, haben Sie den Wagen kontrolliert?"
"Wie - wie fühlt man sich so, wenn man solchen Schmutz verbreitet?"
"Es ist schade, daß Sie das so sehen, meine Liebe!" Ich tat befremdet. "Ich rufe nicht an, um Schmutz zu verbreiten, sondern weil ich in Sorge bin - Ihretwegen!"
"Ah, Sie sind also in Sorge? Ja, haben Sie denn eine Ahnung, was Sie angerichtet haben?"
"Ja, natürlich, meine Liebe: Ich habe Ihnen die Augen geöffnet - rechtzeitig! Damit Sie Maßnahmen ergreifen können. Stellen Sie sich vor, Sie wären immer noch blind und taub gegenüber den Tatsachen. Sie könnten nichts unternehmen, und Ihre Ehe wäre so gut wie gescheitert. So aber..."
Ich ließ den Rest unausgesprochen, um es möglichst spannend zu machen.
Sie war verstummt am anderen Ende der Leitung. Kein Wunder. Wem wäre es nicht so ergangen?
Ich hörte ihren heftigen Atem. Sie wirkte verkrampft, als würde sie mit sich ringen: 'Soll ich einfach auflegen oder nicht?' Ihre Verkrampftheit verhinderte, daß sie sich überhaupt zu etwas entscheiden konnte.
Ich ließ sie zappeln und blieb zunächst stumm.
"Was - was meinen Sie damit?" fragte sie auf einmal bang, und sie fügte hinzu: "Sind sind Sie überhaupt noch dran?"
Ich wurde gestört - von meinem Mann. Er war früher heim gekommen als erwartet. Ich nickte ihm lächelnd zu und schaltete den Lautsprecher ein, damit er mithören konnte. Neugierig trat er näher.
"Ja, ich bin noch dran. Entschuldigen Sie mein Zögern, aber..."
"Was aber?"
"Ich bin jetzt doch in Zweifel geraten, ob es wirklich richtig war, Sie zu warnen. Sie wollen die Wahrheit einfach nicht erkennen. So lange, bis sie unübersehbar geworden ist. Aber dann wäre es für alles zu spät. Aber Sie
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