Sandrine
traurig.
Ich schürzte nachdenklich die Lippen und wich ihrem Blick aus. Gleichzeitig zauberte ich eine Denkfalte auf meine Stirn. Ich wußte, daß sie mir stand, und sie lenkte auch prompt ihre Aufmerksamkeit auf sich.
Ich unterdrückte ein Lächeln und tat auf einmal erschrocken: "Dann hast du wahrscheinlich recht: Er ist in die Sexfalle geraten!"
"Sexfalle?" echote sie.
Ich suchte ihren Blick. "Ja!" sagte ich fest. "Meine Zwillingsschwester hat eine Art Sexfalle.
Ich bin ihr mal heimlich gefolgt. Seitdem weiß ich, wo sie ist. Und dann habe ich ein übriges getan: Ich habe mir heimlich einen Nachschlüssel besorgt."
"Soll das etwa heißen, du hast Zugang zu dieser - dieser... Sexfalle?"
"Genau das soll das heißen."
Sie wurde zusehends unruhiger.
Ich deutete das richtig: "Ich nehme an, du willst sie ebenfalls sehen?"
"Warst du...?" Sie brach ab. Es gelang ihr erst beim zweiten Anlauf, den Satz zu vollenden:
"Warst du auch einmal dort?"
"Natürlich! Ich habe sie mir angesehen wie ein Einbrecher, und so kam ich mir auch vor dabei. Lange hielt ich das nicht aus, dann habe ich fluchtartig das Haus verlassen."
"Würdest du...?"
Sie brauchte die Frage diesmal nicht zu vollenden, denn ich wußte auch so, was sie meinte.
Ich nickte ihr lächelnd zu, und sie atmete erleichtert auf.
Copyright 2001 by readersplanet
3
Ich fuhr sie mit meinem Wagen hin. Ihren Wagen ließen wir einfach vor dem Haus stehen.
Wen sollte er stören?
Es war schon seltsam, wie eifersüchtig sie immer noch war, nachdem sie selber es sowohl mit mir als auch mit meinem Mann getrieben hatte. Es ist typisch für die Menschen: Wenn sie das tun, was sie bei anderen verachten, reden sie sich stets ein, bei ihnen sei das ja GANZ
WAS ANDERES!
Beinahe hätte ich bei diesem Gedanken den Kopf geschüttelt, aber ich unterdrückte es rechtzeitig, um keine unangenehmen Fragen beantworten zu müssen.
Wir hielten in der Nähe des von mir angemieteten Hauses und liefen den Rest des Weges zu Fuß. Dabei tat ich betont vorsichtig und schaute mich immer wieder um. Sie kam nicht auf die Idee, daß genau dies höchst verdächtig wirken würde, falls wir tatsächlich etwas Verbotenes zu tun beabsichtigt hätten.
Als wir die Tür erreichten, dachte ich: Tja, mein Liebes: Die Sexfalle ist bereit - auch für dich!
Dabei hatte ich nichts Konkretes abgemacht. Ich wollte mich selber ein wenig von der Situation überraschen lassen.
Meine Verbündeten konnten hier jederzeit ein- und ausgehen, wie sie wollten. Es bestand die Möglichkeit, daß jemand bereits anwesend war. Aber es war auch möglich, daß wir das Haus leer vorfanden.
"Deine Zwillingsschwester als... Psychotherapeutin?" wunderte sich meine Begleiterin über das Schild neben der Tür.
"Nur zur Tarnung - sozusagen!" antwortete ich zweideutig - und schloß auf. Dabei tat ich so, als würde der Schlüssel nicht hundertprozentig passen, um es glaubwürdiger erscheinen zu lassen, einen Nachschlüssel zu benutzen.
Ich ging voraus. Sie folgte mir so dichtauf, daß ich ihren Atem hinter dem Ohr spürte. Am liebsten hätte ich mich dabei umgedreht und meine Lippen auf ihren vollen Mund gedrückt, aber ich konnte diese Regung gottlob unterdrücken.
Der Vorraum. Ich ging - nein, schlich! - mit ihr zu einem der Nebenräume. Es war just derselbe Raum, in den ich auch ihren Mann geführt hatte.
Ich betätigte dort einen Schalter, und gleichzeitig wurde die Spiegelgalerie auf der einen Seite transparent. Ich erzählte ihr natürlich nicht, daß man uns von der anderen Seite nun genauso gut sehen konnte wie wir die sahen - falls welche überhaupt da waren.
Sie gab sich beeindruckt. Dabei hatte ich nichts weiter getan, als im Nebenraum das Licht einzuschalten, was diesen Effekt verursacht hatte.
Gleichzeitig jedoch hatte ich ein Signal in den Umkleidebereich geschickt. Falls jetzt jemand dort war, wußte derjenige das Signal sehr wohl zu deuten.
"Ich nehme an, dein Mann wurde hierher geführt. Vielleicht hat sich meine Zwillingsschwester für mich ausgegeben? Ich weiß nicht, wie sie es schaffte, ihn hierher zu locken. Er kam gewiß nicht freiwillig, denn meine Schwester erwähnte kürzlich, daß sie es nicht mehr schaffte, deinen Mann zu verführen. Er war inzwischen sozusagen standhaft geworden. Und dann dieser miese Trick..."
"Was - was ist hier passiert?"
Ich zuckte bedauernd die Achseln, und als wäre dies ein verabredetes Zeichen gewesen, öffnete sich eine der Türen, die in den Nachbarraum
Weitere Kostenlose Bücher