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Sanft berührt – und schon verführt?

Sanft berührt – und schon verführt?

Titel: Sanft berührt – und schon verführt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Maynard
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und es dir vielleicht nicht sehr angenehm sein wird, wenn jemand unser Gespräch belauscht.“
    Da sie merkte, dass er keinem vernünftigen Argument zugänglich war, schwieg sie. Je eher er loswurde, was er ihr sagen wollte, desto besser.
    Jacob erschien in dem Moment oben auf der Treppe, in dem Olivia aus ihrem Zimmer kam. Sie hatte sich bequeme Laufschuhe und ein langärmeliges T-Shirt angezogen, denn die Sommernächte hier oben in den Bergen konnten kühl sein. Kieran, der im Flur auf sie gewartet hatte, tauschte ein paar Worte mit Jacob, dann wies er mit dem Kopf auf die Treppe. „Lass uns gehen.“
    Unten vor der Haustür blieb Olivia stehen. „Wohin gehen wir eigentlich?“
    „Auf den Gipfel.“
    „Ich dachte, das Haus liegt auf dem Gipfel.“
    „Nein, auf einer Ebene unterhalb. Von dort aus steigt der Berg leicht an und teilt sich. Auf dem einen Gipfel liegt ein Hubschrauberlandeplatz. Auf den anderen gehen wir.“
    Schweigend folgte sie ihm, konnte jedoch bei seinem schnellen Tempo nicht mithalten. Als der Weg nach einer scharfen Biegung steil anstieg, blieb sie schwer atmend stehen. „Halt an, Kieran! Ich muss mich ausruhen!“
    Er drehte sich um und kam widerwillig zurück, als er sah, wie erschöpft sie war. Doch entschlossen, kein Mitgefühl zu zeigen, sagte er schon nach wenigen Minuten: „Wie ist es? Können wir weiter?“
    Sie nickte.
    Wieder lief er vorneweg, blieb aber stehen, als der eigentliche Aufstieg begann, und reichte ihr die Hand. Bei der Berührung spürte er Wärme und so etwas wie Zärtlichkeit in sich aufsteigen, doch er unterdrückte diese Gefühle schnell. Jetzt ging es um Rache und Vergeltung. Davon wollte er sich nicht abbringen lassen.
    Langsam stiegen sie höher. Felsbrocken und dicke Wurzeln ließen sie stolpern, bis sie schließlich den Gipfel erreichten. Der Blick von hier oben war einfach märchenhaft! Der schwarze Himmel war von Sternen übersät, die majestätische Milchstraße deutlich zu erkennen.
    Trotz seiner düsteren Stimmung konnte sich Kieran der Wirkung nicht entziehen. Wie klein und unwichtig der Mensch doch war! Jedes Mal wenn er seinem Zuhause einen kurzen Besuch abstattete, machte er diese Wanderung. Er wies auf einen großen Stein, den Wind und Regen flach poliert hatten.
    Sie setzten sich. Ihm entging nicht, dass Olivia dabei kurz zögerte. Offenbar war ihr der steile Abhang nicht geheuer, der sich unmittelbar vor ihnen auftat. „Hast du vor, mich hier herunterzustoßen?“, wagte sie, ihn zu necken.
    „Bring mich nicht auf dumme Ideen.“ Doch er grinste kurz.
    „Gut, dass ich keine Höhenangst habe.“
    „Irgendwann müssen wir noch einmal tagsüber hierher kommen. Man kann meilenweit sehen.“
    Eine Zeit lang saßen sie schweigend nebeneinander und hingen ihren Gedanken nach. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, hier hinaufzusteigen, ging es Kieran durch den Kopf. Denn beim Anblick des strahlenden Firmaments verflüchtigte sich sein Zorn. Hinzu kam, dass die sanfte Nachtbrise Olivias betörenden Duft weitertrug.
    Olivia hatte die Arme um sich gelegt und saß bewegungslos neben ihm. Er beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Knien ab und starrte ins Dunkel. „Was du mir angetan hast, Olivia, ist nicht zu verzeihen“, fing er schließlich an. „Du hast mir meine Tochter gestohlen …“ Er stockte kurz und fuhr dann fort: „Du hast über ihr und mein Schicksal bestimmt, und das stand dir nicht zu.“
    „Ich habe getan, was nötig war, um zu überleben.“
    „Mithilfe deiner Eltern, die glücklicherweise Geld haben.“
    „Ja.“
    „Wenn nicht, hättest du mich um Unterstützung bitten müssen, und das hätte sich schlecht mit deinem Stolz vertragen.“
    „Ich hätte dich nie um Geld gebeten.“
    Er richtete sich auf und schlug sich mit der flachen Hand aufs Knie. „Das ist wieder typisch! Ist dir eigentlich klar, wie arrogant das klingt?“
    „Arrogant? Ich?“ Sie sah ihn empört an. „Na, wunderbar! Aber wer im Glashaus sitzt … Ich denke nicht daran, mich dafür zu entschuldigen, dass ich meine Tochter vor einem Vater geschützt habe, der nie da war.“
    „In Soldatenfamilien müssen die Kinder auch oft auf den Vater oder die Mutter verzichten. Manchmal sogar auf beide.“
    „Mag sein. Aber diese Kinder sind meist auch sehr unglücklich und sehnen sich verzweifelt nach ihren Eltern.“
    „Du hast uns nie die Möglichkeit gegeben auszuprobieren, ob wir zusammenleben könnten.“
    „Wir waren sechs Wochen zusammen. Und in all

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