Sanft berührt – und schon verführt?
Gereiztheit der letzten Stunden von ihm ab. „Eine wunderbare Idee.“ Er gab dem Fahrer ein paar Anweisungen, und wenige Zeit später hielten sie vor einem der Zugänge zum Park. Als sie ausstiegen, nahm Kieran die Tasche. „Himmel, die ist ja bleischwer! Was hast du denn alles eingekauft?“
Doch sie lächelte nur und strich sich das dunkle Haar zurück. Was für einen hellen klaren Teint sie hat, dachte er. Und wie sexy sie war! Wahrscheinlich war ihr das wegen ihrer bildschönen exzentrischen Mutter nie bewusst geworden. Na, das werde ich ihr schon noch beibringen. Mit dem größten Vergnügen …
Da sie keine Decke hatten, setzten sie sich auf eine Bank im Schatten eines großen Baumes und genossen den Blick auf den kleinen See. Doch als Olivia ihre dünne Jacke auszog, stockte Kieran der Atem, und der See wurde vollkommen uninteressant. In dem leichten Sommerkleid sah Olivia aus wie der Wirklichkeit gewordene Männertraum. Mit dem dunklen Haar und den braunen Augen erinnerte sie Kieran an die junge Sophia Loren. Das Kleid lag eng an den vollen Brüsten an, die breiten Träger kreuzten sich auf dem Rücken und ließen die zierliche Nackenlinie frei. Bei der Vorstellung, die Träger zu lösen und die Brüste zu enthüllen, wurde Kieran sofort hart.
Zwischen den Brüsten hing ein diamantener Anhänger, den sie schon während ihrer Studentenzeit getragen hatte. Sie hatte ihn von den Eltern zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag bekommen. Damals hatte Kieran sie überreden müssen, ihn täglich zu tragen und sich daran zu freuen. Sie hatte Angst gehabt, ihn zu verlieren.
Kieran musste den Blick abwenden, sein Verlangen war zu stark. Wenn sie doch jetzt nur irgendwo allein wären! Etwas missmutig betrachtete er die Leute, die vorbeikamen. Menschen führten ihre Hunde aus, Teenager gingen eng umschlungen vorüber, Nannys schoben teure Kinderwagen. Beim Anblick der Babys zog er die Brauen zusammen. Wie er wohl damals reagiert hätte, wenn Olivia ihm von der Schwangerschaft erzählt hätte? Zu der Zeit war er verbittert gewesen, bemüht, sich selbst einen Platz in der Welt zu schaffen. Vor allem wollte er mit dem Wolff Imperium nichts mehr zu tun haben. Und ans Vatersein hatte er nicht einmal im Traum gedacht.
Sowie der Vater sich einigermaßen von seinem Herzinfarkt erholt hatte, hatte Kieran sein Zuhause verlassen, entschlossen, nicht sobald zurückzukehren. Ohne jemandem seine Identität zu verraten, trieb er sich in der Welt herum. Er watete durch Reisfelder, erkundete in Indianerkanus Urwaldflüsse und stieg auf schmalen Pfaden in Höhen, wo man kaum noch Luft bekam. Nur weg von Wolff Mountain , wo er sich wie ein Gefangener gefühlt hatte. Hin und wieder rief er zu Hause an oder schickte eine E-Mail. Meistens wusste keiner, wo er sich gerade aufhielt.
Sein erstes Projekt hatte sich eher zufällig ergeben. Während der Regenzeit war er in Bangladesch gewesen und hatte erlebt, wie zerstörerisch sich die Fluten auswirkten. Also hatte er geholfen, Brücken und Häuser wieder aufzubauen. Dabei hatte er gemerkt, dass er von Nutzen war, dass man seine Fähigkeiten brauchte. Das hatte ihm eine Befriedigung verschafft, wie er sie noch nie empfunden hatte.
Doch was wäre gewesen, wenn er von Cammie gewusst hätte? Was hätte er getan?
Als Olivia die Brotkrümel von ihrem Schoß fegte, sich zurücklehnte und die Beine ausstreckte, fuhr Kieran aus seinen Gedanken auf. Was für hübsche Füße sie hatte. Und das Rot des Nagellacks passte genau zur Farbe ihres Kleides. Am liebsten hätte er jeden einzelnen Zeh geküsst. Er erkannte sich selbst nicht mehr. Bisher hatte er nie besonders viel für Füße übriggehabt. Aber Olivias Anwesenheit hatte ihn irgendwie verändert. Sie war nicht nur hübsch und sexy und toll im Bett, sie war auch intelligent und witzig. Schon lange hatte er nicht mehr so viel gelacht wie in ihrer Gegenwart. Wie hatte er sie damals nur verlassen können?
Die Antwort konnte er sich selbst geben. Er hatte wie ein reifer erwachsener Mann gehandelt, obwohl es ihm unglaublich schwergefallen war. Ihren Erzählungen von einer hektischen und unglücklichen Kindheit mit Eltern, die ständig unterwegs waren, hatte er entnehmen können, wie sie sich ihre eigene Zukunft vorstellte. Sie wollte ein ganz normales sesshaftes Leben führen und würde deshalb mit ihm nicht glücklich werden können. Daher hatte er beschlossen, die Beziehung zu beenden, bevor sie sich zu sehr aufeinander eingelassen hätten.
Doch
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