Sanft kommt der Tod
Gespräche brachen plötzlich ab, ein verräterischer Augenblick der Stille senkte sich über den Raum, ehe man sich weiter unterhielt. Außerdem warfen ihr mehrere Kollegen und Kolleginnen verstohlene Blicke zu und wandten sich dann eilig wieder ab.
Niemand machte eine vorlaute Bemerkung über ihren Auftritt bei Nadine.
Weil das nicht die heißeste Neuigkeit des Tages war, dachte Eve, während sie in ihr Büro marschierte und sich zwang, die Tür möglichst geräuschlos hinter sich zuzuziehen. Die heißeste Neuigkeit war die vom Ehemann des Lieutenants und dem blonden Gift.
Sie bestellte sich einen Kaffee, registrierte, dass sie Anrufe von Nadine, Mavis, Mira und der Journalistin hatte, von der das hässliche Gerücht verbreitet worden war. Eher würde die Hölle gefrieren, als dass dieses blöde Weib einen Anruf von ihr bekam.
Auch wenn sie deshalb leichte Schuldgefühle hatte, löschte sie einfach die Nachrichten von Mavis und Nadine. Miras Nachricht aber hörte sie ab.
»Eve, ich habe Ihnen ein detaillierteres Täterprofil geschickt. Ich hoffe, falls es etwas gibt, worüber Sie sprechen möchten, rufen Sie mich an. Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung.«
»Ich will ganz sicher nicht darüber sprechen.« Damit drückte sie auch diese Nachricht weg.
Stattdessen rief sie den Commander an, um einen Termin für eine mündliche Berichterstattung zu erbitten. Den schriftlichen Bericht würde sie später schreiben, beschloss sie, als sie ihr Büro bereits wieder verließ. Außerdem müsste sie noch Morris kontaktieren, sich noch einmal in Williams' Wohnung umgucken und Feeney bitten, sich die Elektronik anzusehen.
Sie wusste, was sie machen musste, wusste, wie man ermittelte und einen Fall abschloss.
Mit dem Rest von ihrem Leben allerdings kannte sie sich einfach nicht mehr aus.
Als sie auf dem Gleitband in das nächste Stockwerk fuhr, wurden ihr verstohlene Blicke zugeworfen, aber das war nicht so schlimm, wie von hinten von Blicken durchbohrt zu werden, während sie in einem der engen Lifte gefangen war.
Whitneys Sekretärin allerdings wich ihrem Blick so gut wie möglich aus. »Sie können gleich reingehen, Lieutenant. Er erwartet Sie.«
Whitney thronte breitschultrig wie immer hinter seinem Schreibtisch, hatte seine großen Hände auf der Platte abgelegt und sah sie ernst aus seinen dunklen Augen an. »Lieutenant.«
»Sir. Ich glaube, dass es vielleicht einen Durchbruch im Fall Foster gibt, der mit dem Ertrinken von Reed Williams zusammenhängt.«
Er lehnte sich zurück, als sie Bericht erstattete, und hörte ihr schweigend bis zum Ende zu. »Sie haben sich dagegen entschieden, Allika Straffo zum Verhör auf das Revier zu holen.«
»Zumindest fürs Erste. Wir würden sowieso nichts aus ihr herausbekommen, Sir. Ich denke, es ist sinnvoller, Mosebly unter Druck zu setzen. Denn auch wenn sie beide ein Motiv und die Gelegenheit zu diesem zweiten Mord gehabt hätten, kann ich mir eher vorstellen, wie Mosebly dem Opfer ins Wasser beziehungsweise unter die Wasseroberfläche geholfen hat. Sie hatten beide etwas zu verlieren, aber der Ton, in dem Straffo ihre Aussage gemacht hat, bevor wir ihr erklärt haben, dass auch Williams nicht mehr lebt, war glaubwürdig. Natürlich hätte sie die Zeit nach dem Mord ...«
»Falls es überhaupt ein Mord gewesen ist.«
»Ja, Sir, falls es ein Mord gewesen ist, hätte sie die Zeit bis zu unserem Erscheinen nutzen können, um sich zu überlegen, was sie bei einer Vernehmung sagen soll. Ich habe sie noch nicht von der Liste der Verdächtigen gestrichen, aber Mosebly passt einfach besser ins Bild.«
»Und Foster?«
»Es ist möglich, dass Williams ihn vergiftet hat. Williams hat es nicht gemocht, unter Druck gesetzt zu werden, und wie wir wissen, hat Foster das wegen seiner sexuellen Aktivitäten mindestens einmal getan. Inzwischen wissen wir, dass auch zwischen Williams und Mosebly etwas gelaufen ist, und falls wir beweisen können, dass Foster etwas davon wusste, rückt das die ganze Sache in ein völlig neues Licht. Dann hätte Mosebly am meisten zu verlieren gehabt. Fosters Mitwisserschaft hätte ihre Position gefährdet und ihre Autorität unterminiert. Niemand mag es, wenn seine privaten Angelegenheiten an die Öffentlichkeit gezerrt werden, vor allem nicht von Menschen, die ihm untergeordnet sind.«
»Das stimmt.« Immer noch sah er sie völlig reglos an. »Nutzen Sie dieses Wissen aus und setzen die Rektorin damit unter Druck.«
»Ja, Sir.«
»Meine Frau und
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