Sanft kommt der Tod
ich haben Sie gestern Abend in Nadine Fursts neuer Sendung gesehen.« Jetzt verzog er seinen Mund zu einem leichten Lächeln. »Sie haben Ihre Sache wirklich gut gemacht. Ihr Auftritt und Ihre Antworten haben der Abteilung zur Ehre gereicht. Chief Tibble hat mich bereits heute Morgen angerufen und seine Anerkennung ausgedrückt.«
»Danke, Commander.«
»Das war eine gute Werbung für die Polizei, und wie gesagt, Sie haben Ihre Sache hervorragend gemacht. Manchmal kann es ... schwierig sein, im Rampenlicht zu stehen und mit dem unvermeidlichen Eindringen der Öffentlichkeit in das Privatleben zurechtzukommen, die die Kehrseite jeder Bekanntheit ist. Falls Sie das Gefühl haben, dass durch diese Einmischung Ihre Arbeit auf irgendeine Weise in Mitleidenschaft gezogen wird, hoffe ich, dass Sie mit mir darüber sprechen.«
»Das wird nicht passieren, Sir.«
Er nickte. »Wenn möglich, werde ich Moseblys Vernehmung aus dem Nebenzimmer mitverfolgen. Andernfalls werde ich mir die Aufzeichnung so bald wie möglich ansehen. Sie können gehen.«
Sie machte auf dem Absatz kehrt.
»Dallas? Gerüchte sind eine hässliche und heimtückische Art der Unterhaltung. Vielleicht können die Menschen ihnen deswegen nicht widerstehen. Ein guter Cop weiß, dass Gerüchte ab und zu auch ihren Nutzen haben, aber ebenso ist ihm bewusst, dass Tatsachen häufig verdreht werden, weil es für den, der sie verdreht, von Vorteil ist. Und Sie sind ein guter Cop.«
»Ja, Sir. Danke.«
Obwohl sie wusste, dass die letzten Sätze gut gemeint gewesen waren, wurde sie auf dem gesamten Weg zurück in ihr Büro von schmerzlicher Verlegenheit gequält.
Bevor sie durch die Tür ihrer Abteilung trat, sprang die Mailbox ihres Handys an, und als sie das Gerät aus ihrer Tasche zog, tauchte auf dem Display Roarkes Name auf.
Sie kam sich wie ein Feigling vor, weil sie die Nachricht am liebsten ungehört gelöscht hätte, und spielte sie fluchend ab.
Sein Gesicht füllte den kleinen Bildschirm aus und seine todbringenden blauen Augen brannten sich in sie hinein. »Ich will dich nicht stören, Lieutenant. Falls du heute etwas Zeit erübrigen kannst, würde ich mich freuen, wenn du dich bei mir meldest. Falls das nicht möglich ist - oder falls du einfach zu stur bist, um es zu ermöglichen -, erwarte ich, dass du heute Abend Zeit für eine Unterhaltung hast. Zu Hause. Eins will ich noch zum Abschluss sagen: Du gehst mir furchtbar auf den Geist, aber trotzdem liebe ich dich mit jeder Faser meines Wesens. Ich kann nur für dich hoffen, dass ich etwas von dir hören werde, Eve, sonst schwöre ich, dass ich dir in den Hintern treten werde, dass du einen Monat nicht mehr sitzen kannst.«
Sie stopfte das Handy wieder in die Tasche. »Wir werden ja sehen, wer wem in den Hintern tritt, Kumpel.«
Trotzdem zog sich ihr Herz abermals zusammen, wobei sie nicht hätte sagen können, ob aus Freude oder Schmerz.
»He, Dallas.« Baxter stieß sich von seinem Schreibtisch ab und lief hinter ihr her. »Ihr Auftritt gestern Abend bei Nadine war wirklich gut.«
»Haben Sie mir irgendwas zu sagen, was mit einem Fall zusammenhängt?«
»Nicht wirklich. Ich ... hören Sie, Dallas, Sie sollten nicht auf irgendwelche blö...«
Sie bemerkte seinen halb besorgten und halb mitfühlenden Blick und warf ihm ihre Bürotür vor der Nase zu.
Dann versuchte sie, ihre Gefühle zu verdrängen, setzte sich an ihren Schreibtisch und schrieb an ihrem Bericht, bis sie das Signal bekam, dass Rektorin Mosebly im Verhörraum saß.
Mosebly runzelte die Stirn, als Eve den Raum betrat. »Also wirklich, Lieutenant, ich hätte angenommen, wir würden dieses Gespräch in Ihrem Büro führen.«
»Sie haben mein Büro noch nicht gesehen. Dort ist kaum genügend Platz für mich allein. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie gekommen sind.«
»Ich möchte sowohl als Privatmensch als auch als Leiterin der Sarah Child Akademie alles in meiner Macht Stehende tun, um Ihnen zu helfen. Je eher die ganze Sache aufgeklärt und abgeschlossen ist, umso besser für die Schule.«
»Ich habe den Eindruck, dass Ihnen die Schule sehr am Herzen liegt.«
»Natürlich tut sie das.«
»Lassen Sie mich nur schnell alles vorbereiten. Rekorder an. Vernehmung von Arnette Mosebly durch Lieutenant Eve Dallas und Detective Delia Peabody bezüglich des heute eingetretenen Todes von Reed Williams.« Eve nahm ihr gegenüber Platz. »Ms Mosebly, Sie sind also aus freien Stücken hier?«
»Natürlich bin ich das. Wie
Weitere Kostenlose Bücher