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Sanft kommt der Tod

Sanft kommt der Tod

Titel: Sanft kommt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts J.D. Robb
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Zeit danach hatte ich jede Menge anderer Frauen. Ich hatte Spaß mit ihnen, und ich hätte keine dieser Frauen jemals absichtlich verletzt. Ich habe ihnen gegeben, was ich geben konnte, und habe mir genommen, was sie mir freiwillig gegeben haben. Aber etwas Ernstes war es nie.«
    »Weil du sie nie vergessen hast.«
    »Damit hast du nicht ganz unrecht«, gab er unumwunden zu. »Weil ich sie nie vergessen habe. Sie hat eine leere Stelle in mir hinterlassen, Eve, und ich wollte das Risiko nicht eingehen, sie mit jemandem zu füllen, der noch einmal ein solches Loch in meine Seele reißt.«
    »Sie ...« Wieder musste sie nach den richtigen Worten suchen. »Sie hat großen Einfluss auf dich gehabt. Vielleicht ist das ein Teil von dem, was ich empfinde. Ein Teil dessen, was ich sehe«, meinte sie.
    »Ich kann und will nicht leugnen, dass das, was sie getan hat, dass die Macht, die ich ihr über mich gegeben habe, einen gewissen Einfluss darauf hatte, wie ich die nächsten Beziehungen angegangen bin. Ich habe gesagt, ich habe sie nie vergessen, aber ebenso wenig habe ich nach den ersten paar Wochen noch aktiv an sie gedacht. Verstehst du das?«
    »Ja. Das verstehe ich.«
    »Ich habe schon damals gern gearbeitet und hatte alle Hände voll zu tun. Im Verlauf der Zeit habe ich es zu einigem Reichtum, Ansehen und Macht gebracht. Ich habe dieses Haus gebaut und vieles mehr. Und ich habe die Frauen, mit denen ich zusammen war, durchaus gern gehabt, aber sie waren nie mehr als ein vorübergehendes Vergnügen.«
    »Sie hat dich sehr verletzt.«
    »Das hat sie auf jeden Fall, und als ich sie wiedergesehen habe, habe ich mich daran und an die Tatsache erinnert, dass die komplizierten Gefühle, die ich damals für sie hatte, sie erst in die Lage versetzt haben, mir derart wehzutun.«
    »Es hilft mir, dass du mir all das erzählst«, erklärte Eve. »Dass du alles offen darlegst und nicht einfach so tust, als wäre ich verrückt.«
    »Es fällt mir schwer, all das mir selbst oder dir gegenüber zuzugeben. Aber ich habe nicht gelogen, als ich dir erklärt habe, dass die Sache für mich abgeschlossen ist. Trotzdem ... und auch das werde ich dir erzählen ... erinnere ich mich auch an die wunderschöne junge Frau in dem roten Kleid, die in den überfüllten Club geglitten kam. An diesen elektrisierenden Moment. Vielleicht war es das, was ich in der Sekunde gesehen habe, vielleicht war es die Erinnerung an das, was hätte sein können, auch wenn es niemals war. Diesen Gedanken und meine Erinnerungen kann ich nicht einfach auslöschen.«
    »Nein. Okay. Okay. Lass uns einfach ...«
    »Wir sind noch nicht am Ende. Hör mich bitte bis zum Ende an.« Wie, um sie daran zu hindern aufzustehen, nahm er ihre Hand. »Ich hatte dieses Loch in mir, diese leere Stelle. Damit hätte ich durchaus zufrieden leben können. Ich war nicht wirklich unglücklich.«
    Er sah ihr ins Gesicht, während er mit seinem Daumen leicht über ihren Handrücken strich. »Dann, eines Tages, spürte ich etwas - ein Kribbeln im Nacken, eine ungewohnte Hitze, die mir über den Rücken rann. Ich stand vor einem Denkmal für die Toten, habe mich umgedreht, und da warst du.«
    Er drehte ihre Hand herum und verschränkte ihrer beider Finger. »Da warst du, und meine Welt geriet vollkommen aus dem Gleichgewicht. Du warst alles, was ich nicht hätte haben, wollen oder brauchen sollen. Mein Gott, du warst ein Cop und hast mich mit deinen Blicken regelrecht durchbohrt.«
    Als er mit den Fingern über ihre Wange glitt, war es wie ein leises Flüstern, verriet jedoch zugleich eine wilde Leidenschaft und eine geradezu verzweifelte Intimität.
    »Ein Cop in einem schlecht sitzenden grauen Anzug und einem Mantel, der noch nicht mal richtig passte. In dem Augenblick hat sich die Leere in meinem Inneren gefüllt. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich konnte nicht verhindern, was dort Wurzeln schlug und wuchs. Sie hat mir dieses Loch geschlagen, und du hast es wieder geschlossen. Kannst du verstehen, dass das ein Teil dieser Verbindung ist, über die du dir Gedanken machst? Kannst du verstehen, dass, was ich auch immer für sie empfunden habe, nichts mehr zu bedeuten hat? Im Vergleich zu dem, was ich für dich empfinde, war das, was mich damals mit ihr verbunden hat, so fahl, dünn und schwach, dass nichts mehr davon übrig ist.«
    Jetzt brachen sich die Tränen Bahn. Er sah, wie sie ihr auf die Wangen tropften, sie selbst nahm es wahrschein-lieh gar nicht wahr. »Sie war ein Teil von meinem

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