Sanft kommt der Tod
jede Menge Spaß miteinander gehabt.«
»Hast du sie geliebt?«
Er ging durch den Raum und holte ihnen beiden ein Glas Wein. »Damals dachte ich, dass ich sie liebe. Sie war kapriziös und unberechenbar. Sie hat mich ganz schön auf Trab gehalten. Die legitimen Geschäfte, die ich damals betrieben habe, haben sie gelangweilt.« Er stellte ein Glas Wein auf Eves Schreibtisch ab. »Sie konnte einfach nicht verstehen, weshalb ich das machte, weshalb ich die Dinge wollte, die ich wollte. Für sie ging es immer um das Spiel, um Geld, um Glanz und Glorie. Sie konnte nicht verstehen, wie es ist, aus dem Nichts zu kommen, weil sie selbst aus einer anständigen Familie kommt. Sie wollte einfach mehr als das, was die Familie ihr zu bieten hatte, weiterziehen und woanders noch mehr Kohle machen. Weiter nichts.«
»Und was wolltest du?«
»Ich wollte vor allem sie. Womit ich dich nicht verletzen will.«
»Das tust du nicht.«
»Und auch ich wollte aus verschiedenen Gründen mehr.« Ehe er den ersten Schluck aus seinem Weinglas nahm, starrte er versonnen in die goldene Flüssigkeit. »Ich wollte Ansehen und Macht und die Schutzschilde und Mauern und Waffen, die verhindern, dass ich jemals wieder in der Gosse lande. All das weißt du bereits.«
»Ja.«
»Sie wusste es nicht. Sie hätte es auch nicht verstanden. Das war der Riss in dem Juwel, nehme ich an.« Der Makel, dachte er, der ihm schon damals aufgefallen war. »Trotzdem hat sie hell genug gestrahlt, dass ich mit ihr zusammengearbeitet habe und mit ihr zusammengeblieben bin. Bis zu der Sach e in Nizza. Die dortige Zielper son hatte eine außergewöhnliche Kunstsammlung, darunter zwei Renoirs. Wir wollten die Renoirs und hatten auch schon einen Käufer dafür ausfindig gemacht. Wir hatten Wochen mit der Vorbereitung dieses Coups verbracht, wobei Maggie interne Informationen sichern sollte, indem sie die Zielperson verführt.«
Eve hob eine Hand, um ihn zu unterbrechen. »Sie hat mit ihm geschlafen? Das hat dich nicht gestört? Es hat dich nicht gestört, dass sie mit einem anderen Mann geschlafen hat?«
»Es ging um unseren Coup, er war mehr als doppelt so alt wie sie, und die beiden Bilder waren sehr viel wert.«
»Dann hat sie nie wirklich zu dir gehört«, murmelte Eve und spürte, wie sich ein Knoten in ihrem Inneren löste. »Dann hat sie nie wirklich zu dir gehört.«
»Hast du etwa etwas anderes gedacht?«
»Ja.«
»Wie gesagt, du hattest nicht ganz recht mit den Dingen, die du wahrscheinlich vermutet hast«, wiederholte er und nahm auf der Kante ihres Schreibtischs Platz. »Meine Gefühle für sie waren ziemlich kompliziert, genau wie das, was sie für mich empfunden hat. Ich dachte, dass ich ihr wegen dieser Gefühle und wegen unserer gemeinsamen Erfolge trauen kann. Aber da habe ich mich eindeutig geirrt.«
Eve konnte deutlich sehen, dass er auf die damalige Zeit zurückblickte. »Am Abend, bevor wir den Coup landen wollten, kam sie nicht in die Villa zurück, in der wir damals wohnten. Auch am nächsten Morgen kam sie nicht. Ich hatte Angst, dass etwas schiefgelaufen wäre, dass sie irgendetwas Dummes gemacht und man sie dabei erwischt hätte. Dann hörte ich, dass sie mit der Zielperson durchgebrannt war. Dass sie mich seinetwegen verlassen hatte. Und als hätte das nicht schon gereicht, hätten eine Reihe von Gendarmen auf mich gewartet, wenn ich die Sache in der Nacht wie geplant durchgezogen hätte.«
»Sie hat dich also verraten.«
»Wie gesagt, sie war ziemlich kapriziös. Ich war furchtbar wütend und verletzt. Vor allem in meinem Stolz. Wir hatten zusammen viele Leute ausgetrickst, und jetzt hatte sie dasselbe mit mir gemacht.«
»Warum hast du nicht Jagd auf sie gemacht?«
Er sah in ihre müden braunen Augen und nippte an seinem Wein. »Daran habe ich nie gedacht. Sie hatte mich über den Tisch gezogen, und das war's. Die Befriedigung, ihr deshalb hinterherzujagen, hätte ich ihr einfach nicht gegönnt. Vielleicht sollte ich hinzufügen, dass ich heute Abend durchaus die Absicht hatte, Jagd auf dich zu machen, wenn du nicht innerhalb der nächsten Stunde heimgekommen wärst. Ich hätte Jagd auf dich gemacht und dich heimgeschleift. Mir wäre niemals der Gedanke gekommen, einfach tatenlos mit anzusehen, wie du mich sitzen lässt.«
Sie atmete tief durch. »Hast du dir die beiden Renoirs jemals geholt?«
Er verzog den Mund zu einem Lächeln. »Natürlich habe ich sie mir geholt. Drei Jahre später. Und in den drei Jahren und auch in der
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