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Sanft kommt der Tod

Sanft kommt der Tod

Titel: Sanft kommt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts J.D. Robb
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essen.«
    »Was?«
    »Essen, Dallas. Ich muss dringend etwas essen, wenn ich nicht an meiner eigenen Zunge nagen soll. Ich kann etwas bestellen oder schnell runter in die Kantine laufen und was holen.«
    »Okay.«
    »Super. Was wollen Sie?«
    »Den Bastard festnageln.«
    »Essen, Dallas. Was wollen Sie essen?«
    »Egal, Hauptsache, Sie bringen mir auch einen Kaffee mit. Sie hat eine Schachtel voller Fotos.«
    »Wie bitte?«
    »Allika, in ihrem privaten Wohnzimmer. Eine hübsche, große Schachtel, oben in ihrem Schrank, nicht wirklich versteckt, aber auch nicht gleich auf den ersten Blick zu sehen. Sie ist voller Fotos von dem toten Sohn, und außerdem bewahrt Allika darin eine Strähne seiner Haare, zwei von seinen Spielsachen und ein Stück von seiner Babydecke auf.«
    »Himmel.« Peabodys weiches Herz zog sich zusammen. »Arme Frau. Muss wirklich schrecklich sein.«
    »Nirgendwo sonst in der Wohnung gibt es auch nur ein Bild von diesem Kind, aber in der Schachtel bewahrt sie einen ganzen Stapel davon auf.« Eve ging um den Tisch mit den Gegenständen herum und blieb vor den Dingen aus Oliver Straffos Arbeitszimmer stehen. »Weder in Straffos Büro noch im Schlafzimmer noch in einem der Räume, in denen sich die Familie aufhält, erinnert irgendetwas an das tote Kind.«
    Peabody trat neben Eve und versuchte zu erkennen, was der Lieutenant vielleicht sah. »Ich hatte einen Cousin zweiten Grades, der als kleiner Junge ertrunken ist.
    Seine Mutter hat alle seine Sache entsorgt. Außer einem einzigen Hemd, das hat sie in ihrem Nähkorb aufbewahrt. Ich schätze, man kann nicht vorhersagen, wie jemand auf den Tod seines Kindes reagiert. Ich werde erst mal was zu essen und eine Kanne Kaffee holen.«
    Bevor Eve sie daran hindern konnte, lief sie eilig los.
    Eve umkreiste noch einmal die Tafel und den Tisch. Und dachte an das tote Kind.
    Der Junge war nicht nur wirklich süß gewesen, sondern hatte auf den Bildern aufgeweckt und fröhlich ausgesehen. Auf den meisten Fotos, die von ihm als Kleinkind aufgenommen worden waren, hatte er ein breites Grinsen im Gesicht gehabt. Eine gesunde, glückliche Familie, dachte sie beim Anblick der Kopie eines der Fotos aus Allikas Schachtel, auf der man die vier Straffos in die Kamera lachen sah. Die beiden Kinder standen in der Mitte, jeder von den vieren berührte irgendeinen Körperteil des anderen, und sie sahen wie eine attraktive Einheit aus. Irgendwie komplett.
    Sie verglich das Bild mit der Kopie der Aufnahme, die über Rayleens Schreibtisch hing. Auf ihr wurde nur noch ein Kind von Mutter und Vater flankiert. Und ja, obwohl Allika lächelte, hatte sie einen etwas müden Blick und wirkte ein wenig angespannt.
    Weil irgendetwas fehlte.
    Versuchte sie die Leere mit Verabredungen, Einladungen, irgendeiner Routine, mit Medikamenten und mit Männern anzufüllen?
    Sei nicht traurig, Mami!
    Ein helles Köpfchen, diese Rayleen. Hatte eine gute Auffassungsgabe, war intelligent und ging ihr furchtbar auf den Geist. Aber das war vielleicht nicht ihre Schuld allein. Dann hatte sie sich also über sie und ihre Fälle informiert. Das war nicht weiter schwierig, überlegte Eve, aber eine interessante Beschäftigung für ein zehnjähriges Kind.
    Nixie, erinnerte sie sich. Auch Nixie war intelligent gewesen und hatte eine gute Auffassungsgabe und vor allem jede Menge Mumm gehabt. Auch sie hatte einen Bruder verloren und dazu ihre gesamte Familie und ihre gesamte Welt, in einer einzigen, grauenhaften Nacht.
    Nixie hatte jede Menge Fragen an sie gehabt, wie jetzt auch Rayleen. Vielleicht kamen die Kinder heutzutage ja einfach schlauer und vor allem neugieriger auf die Welt.
    In ihrem Alter hatte Eve kaum mit der richtigen Schule angefangen. War sie damals auch neugierig gewesen, überlegte sie. Vielleicht, aber selbst wenn, hatte sie keine Fragen gestellt. Während der ersten acht Jahre ihres Lebens hatten zu viele Fragen einen Fausthieb ins Gesicht bedeutet, oder Schlimmeres.
    Besser, man verhielt sich still, beobachtete nur und reimte sich die Dinge selbst zusammen, als dass man Fragen stellte und am Ende blutend auf dem Boden lag.
    Irgendetwas ging in der Familie vor. Irgendetwas stimmte nicht mit diesem perfekten Trio, dachte Eve. Doch auch wenn sie keine Angst mehr davor hatte, Fragen zu stellen, müsste sie sich erst noch überlegen, was sie für Fragen stellen sollte, damit sie die gewünschten Antworten bekam.
     
    Sie setzte sich in ihr Büro, aß etwas, was vielleicht einmal ein Hühnchen

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