Sanft kommt der Tod
hat.«
»Wahrscheinlich«, murmelte Eve. »Sie ist wirklich gut.«
»Außerdem ist sie hochintelligent.«
»Wie lang waren die beiden zusammen?«
Als er nichts erwiderte, drehte sie sich zu ihm um. »Beantworten Sie meine Frage. Wie lange?«
»Ein paar Monate. Beinahe ein Jahr.«
Sie wandte sich eilig wieder ab, weil sich ihr Herz schmerzlich zusammenzog. »Das ist ziemlich lange. Und warum hat es dann geendet?«
»Sie hatten wochenlang zusammen einen Coup geplant.« Auch wenn Eve nichts trinken wollte, brauchte er etwas, damit er das Gespräch halbwegs unbeschadet überstand. »Sie hatten es auf einen wohlhabenden Mann mit einer erlesenen Kunstsammlung abgesehen.«
Er trat vor die Bar, griff nach einer der Karaffen und schenkte sich einen Whiskey ein. »Magdalena sollte sich an den Mann heranmachen und eine Beziehung zu ihm aufbauen. Er war wesentlich älter als sie und hatte eine Vorliebe für junge, lebendige Frauen. Sie sollte ihm Informationen darüber entlocken, wo die Bilder hingen und wie sie gesichert waren. Sie hatten sich für zwei Renoirs entschieden. Wollten nur die beiden Bilder, weiter nichts. Roarke war schon damals nicht der Typ, der allzu tief in eine Tasche greift. An dem Tag, an dem er die Sache hätte durchziehen wollen, während sie und die Zielperson auf deren Yacht waren, ist sie mit dem anderen durchgebrannt.«
»Lieber der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.«
»Genau. Natürlich konnte er den Coup vergessen, denn schließlich wusste er nicht sicher, ob die Informationen, die er hatte, richtig waren oder ob man ihn vielleicht in eine Falle hätte laufen lassen. Was ihn, in mehrerer Hinsicht, einiges gekostet hat.«
»Aber er hat sie nicht verfolgt und dafür bezahlen lassen?« Sie wandte sich ihm wieder zu, sah in sein Gesicht und nickte mit dem Kopf. »Das hat er nicht getan, weil er mehr verletzt als wütend war. Hat er sie geliebt?«
»Er war in sie vernarrt.«
Ihr Magen drehte sich um. »Das ist noch viel schlimmer.«
»Stimmt.« Er nippte vorsichtig an seinem Glas. »Er hat sich damals sehr viel von ihr bieten lassen. Sie hatte Spaß am Risiko, beruflich und privat. Sie haben sie gesehen. Sie hat eine bestimmte Ausstrahlung, die ihn damals angezogen hat.«
»Sie ist clever«, stieß Eve mühsam aus. »Clever und gebildet. Ich habe sie überprüft.«
»Natürlich. Ja, sie war eine äußerst intelligente junge Frau.«
»Was er bestimmt bewundert hat. Was ihm bestimmt noch wichtiger als ihre äußere Erscheinung war.«
Summerset zögerte einen Moment. Er hatte miterlebt, wie Eve hier in diesem Raum einen direkten Treffer abbekommen hatte. Aber seine nächsten Worte fügten ihr wahrscheinlich einen noch größeren Schaden zu. »Sie kannte sich mit Musik, Literatur, Gemälden aus. Er hat immer danach gedürstet, sich mit diesen Dingen auszukennen, die ihm als Kind verwehrt gewesen waren. Außerdem hatte sie einen Sinn für Zahlen und war - nun, wie soll ich es formulieren - bereits damals ausnehmend glamourös.«
»Und sie hat gern gestohlen. Was ihm sicher ebenfalls gefallen hat.«
»Sie hat gern genommen. Wenn er ihr ein Geschenk gekauft hat, hat sie sich durchaus darüber gefreut, aber es war ihr immer lieber, wenn er es gestohlen hat. Und sie wollte immer mehr und hat auch immer mehr bekommen, ohne dass sie direkt darum gebeten hat. Sie wird auch jetzt mehr wollen, als sie bereits hat. Das ist einfach ihre Art.«
»Sie war heute bei mir im Büro.«
»Ah.« Wieder sah er in sein Glas und hob es erneut an seinen Mund. »Das kann ich mir vorstellen. Weil es ihr ähnlich sieht, dass sie unter dem Deckmäntelchen der Freundlichkeit versucht, Zwietracht zwischen Ihnen zu säen.«
»Etwas in der Art. Sie wollte mich aus der Fassung bringen, das war mir sofort klar. Und sie hat es tatsächlich geschafft. Sie meinte, er hätte sich bereit erklärt, ihr bei irgendwelchen geschäftlichen Angelegenheiten zu helfen. Wenn sie ihn dazu überredet hat, noch einmal einen Coup mit ihr zu landen oder ihr auch nur bei den Vorbereitungen behilflich zu sein - Himmel ...«
»Das dürfen Sie nicht zulassen.«
»Ich kann Roarke nichts verbieten. Das kann kein Mensch.«
»Sie müssen den Einfluss nutzen, den Sie auf ihn haben. Gegenüber Magdalena ist er blind, das war er auch früher schon.«
»Ich kann ihn höchstens direkt danach fragen. Irgendwelche Tricks und Kniffe kann ich nicht anwenden.« Das Dröhnen ihres Schädels wurde immer schlimmer, und sie hatte das Gefühl,
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