Sanft kommt der Tod
zu.
Denn Magdalena hatte recht. Sie waren beide alles andere als dumm.
7
Hundemüde bog sie durch das Tor. Aus dem pausenlosen Lärm, den dichten Menschenmassen, dem schnell aufbrausenden Zorn und dem bösartigen Tempo des Molochs New York in die Welt von Roarke.
Exklusiv, privat, perfekt. Niemand war auf der langgezogenen schneebedeckten Einfahrt, die sich durch das Grundstück in Richtung des großen, steinernen Gebäudes mit den vielen Fenstern schlängelte, herumgetrampelt, kein wütender Verkehr hatte das jungfräuliche Weiß zerstört.
Durch die Fenster fiel ein warmes, goldenes Licht.
Sie hatte sich daran gewöhnt, erkannte sie, als sie durch die Eisentore fuhr, hatte sich daran gewöhnt, das wunderschöne Haus mit seinen Türmen und Zinnen wie ein einladendes Fantasiegebilde aus dem Dunkeln vor sich aufragen zu sehen.
Hinter all dem Glas und Stein gab es jede Menge Räume, einige eher praktisch, andere behaglich oder elegant. Aber alle wunderschön, ein Spiegelbild seiner Vision. Er musste dieses Heim errichten, haben, halten.
Nicht nur als Symbol seines Erfolgs, seiner Eleganz, seiner herausragenden Stellung - auch wenn ihm das ebenfalls durchaus am Herzen lag -, sondern als einen Ort, an dem er zu Hause war.
Und was hatte sie in dieses Zuhause eingebracht? Ein paar Kisten mit Gerümpel, einen verwaisten Kater und ein Arbeitszimmer, das, gemessen an Roarkes Standard, schlicht und völlig stillos war.
Doch sie hatte gelernt, sich einzufügen, hatte diesen Ort zu ihrer beider Heim gemacht. Oder etwa nicht? Entgegen allen Erwartungen hatten sie sich ein Leben aufgebaut, das ihnen beiden wichtig war.
Und kein Geist aus der Vergangenheit würde dieses Leben trüben.
Sie ließ den Wagen in der Einfahrt stehen und stieg die Stufen zu der prachtvollen Eingangstür hinauf. Vielleicht hatte Roarke das Haus gebaut, aber inzwischen war sie hier ebenfalls daheim. Und niemand bräche einfach ungestraft in ihrem Territorium ein.
Kaum hatte sie das Haus betreten, tauchte Summerset, dicht gefolgt vom fetten Galahad, in der Eingangshalle auf.
»Lecken Sie mich am Arsch und ersparen mir den Rest unseres Gesprächs«, fuhr sie ihn an. »Ich habe noch zu tun.«
»Er ist noch nicht zu Hause.«
Sie zog ihren Mantel aus, während sich ihr Magen leicht zusammenzog. »Danke für die Meldung.«
»Er musste ein paar Termine verschieben, weil er eine Verabredung zum Mittagessen hatte.«
Eve warf ihren Mantel über den Treppenpfosten und wirbelte zu Summerset herum. Wenigstens hatte sie ein Ziel für den glühend heißen Zorn, der neben dem Gefühl der Übelkeit in ihr aufgestiegen war. »Ich hätte mir denken können, dass Sie es kaum erwarten konnten, mir das unter die Nase zu reiben«, fauchte sie den Butler an. »Ich wette, Sie haben bereits einen Freudentanz vollführt, weil er sich mit dieser Maggie trifft. Tja, aber Sie können ...«
»Ganz im Gegenteil«, unterbrach er sie mit ruhiger Stimme. »Ich könnte nicht unglücklicher sein. Ich würde gerne kurz mit Ihnen reden.«
»Worüber?«
Er biss die Zähne aufeinander, und sie sah, dass sie sich geirrt hatte. Er war alles andere als ruhig.
»Ich spreche nicht gerne über Roarke, und Sie machen es mir noch schwerer, als es ohnehin schon für mich ist. Trotzdem lässt mir meine Sorge keine andere Wahl.«
Plötzlich hatte sie einen trockenen Mund. »Was für eine Sorge?«
»Kommen Sie bitte mit in den Salon. Ich habe ein Feuer im Kamin gemacht.«
»Meinetwegen.« Sie stapfte vor ihm in das Wohnzimmer, in dessen offenem Kamin ein rotgoldenes Feuer prasselte. Die teuren Stoffe schimmerten und das alte, liebevoll gepflegte Holz verströmte einen warmen Glanz. Trotzdem war ihr eiskalt, als sie mitten im Zimmer stehen blieb.
»Möchten Sie sich vielleicht setzen?«
Sie schüttelte den Kopf, trat an eins der Fenster und starrte hinaus. »Worüber wollen Sie mit mir reden?«
»Vielleicht hätten Sie gern erst ein Gläschen Wein.«
»Nein.« Auch ohne Alkohol fing ihr Schädel bereits an zu dröhnen. »Schießen Sie einfach los.«
»Sie ist eine gefährliche Frau, Lieutenant.«
»In welcher Beziehung?«
»Sie versteht es, Menschen zu manipulieren, und genießt das Abenteuer des Konflikts. Und wie die meisten wirklich schönen Frauen verfügt sie über eine ziemlich große Macht. Schon vor zwölf Jahren hat sie es verstanden, ihre Waffen richtig einzusetzen, und ich gehe davon aus, dass sie ihre Technik seither noch vervollkommnet
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