Sanft kommt der Tod
will. Dabei lief es für Sie wunderbar. Kolleginnen, Angestellte, Kindermädchen, Mütter. Da hat ein Mann wie Sie die freie Wahl. Dann mischt sich plötzlich Foster ein und bringt nicht nur Ihren Job bei Sarah Child, sondern Ihre gesamte Karriere in Gefahr.«
»Nein, so war es nicht. Nein, das hat er nicht getan.«
»Sicher hat er das. Vielleicht haben auch andere etwas gewusst oder vermutet, doch sie haben weggesehen. Denn schließlich ging es sie nichts an. Aber dieser Foster nimmt es auf sich, gegen dieses Treiben vorzugehen. Er hat Ihnen einen Vortrag gehalten, sagen Sie? Dazu hatte dieses Arschloch nicht das Recht. Aber trotzdem ist er da, Tag für Tag, und behält Sie im Auge, um zu sehen, ob Sie vielleicht wieder etwas tun, was ihm nicht gefällt. Sitzt jeden Tag mit seinem ordentlich gepackten Lunchpaket in seinem Klassenraum. Ein echter Langweiler. Und zugleich ein Stachel in Ihrem Fleisch. Also, Reed, woher hatten Sie das Rizin?«
»Ich habe nie Rizin gehabt. Vor dieser ganzen Sache wusste ich noch nicht mal, was das ist. Ich habe niemanden umgebracht.«
»Es hat Sie doch sicher fürchterlich gestört, dass Mirri Hallywell lieber mit ihm lernt, als mit Ihnen auf Ihrem breiten, roten Bett herumzutollen. Das ist eine verdammte Beleidigung. Sie müssten diesen Typen loswerden. Sie hatten keine andere Wahl. Deshalb sind Sie aus Ihrer Klasse geschlüpft, als er nicht in seiner Klasse war, und haben es getan. Es ging total schnell und war das reinste Kinderspiel.«
»Das ist eine Lüge! Das ist vollkommen verrückt. Sie sind vollkommen verrückt.«
»Vielleicht war es ja gar kein echter Mord. Sagen wir, er hätte Sie erpresst. Hätte Sie verfolgt. War eine ständige Gefahr für Sie. Entweder er oder Sie selbst. Sie müssten sich schützen.«
»Ich war an dem Tag noch nicht mal in der Nähe seines Klassenraums. Ich habe ihn nicht umgebracht, um Gottes willen. Ich war mit jemandem zusammen, als ich an dem Morgen nicht in meiner Klasse war. Ich habe eine Zeugin.«
»Wen?«
Er öffnete den Mund, klappte ihn dann aber wieder zu und starrte vor sich auf den Tisch. »Ich verlange einen Anwalt. Ich habe das Recht, mich mit einem Anwalt zu beraten. Solange ich keinen Anwalt habe, sage ich nichts mehr.«
»Okay, aber nur zu Ihrer Information: Sie sind verhaftet, und zwar wegen des Besitzes und der Verabreichung verbotener Substanzen - das hat uns Ihre ungezogene Kamera gezeigt. Sie können Ihren Anwalt kontaktieren, bevor es in die Zelle geht.«
Eve ging die Vernehmung in Gedanken nochmals durch und hängte Aufnahmen der Flaschen aus seiner Sexschublade an der Tafel auf. Außerdem zog sie Verbindungsstriche zwischen Williams, Laina Sanchez, Allika Straffo, Eileen Ferguson und Mirri Hallywell. An wen hatte er sich wohl noch alles herangemacht? Bei wem hatte der Kerl Erfolg gehabt und bei welchen Frauen war er abgeblitzt?
Sie musste sich sämtliche Disketten der Kamera aus seinem Schlafzimmer ansehen. Das würde sicher amüsant. Wenigstens würde McNab die Disketten aus den Überwachungskameras des Hauses durchgehen. Obwohl sie bezweifelte, dass sich darauf irgendetwas von Bedeutung fand.
Sie trank noch eine Tasse Kaffee, doch er wirkte längst nicht mehr. Sie war einfach hundemüde, und noch nicht einmal das Koffein änderte etwas daran.
Sie bat um die Erlaubnis, sich Williams' Finanzen anzusehen. Dank der bei ihm gefundenen Drogen würde sie ihr sicherlich erteilt.
Sie hörte die Nachrichten auf ihrem Telefon und Handy ab und stellte fest, dass Nadine Fürst gleich zweimal bei ihr angerufen hatte, um sie an die Uhrzeit ihres Auftritts zu erinnern, sie zu bitten, etwas Ordentliches anzuziehen, und zu fragen, ob es irgendeine Spur im Fall Craig Foster gab.
Nerv, nerv, nerv.
Doch weshalb hatte Roarke nicht angerufen, um ihr auf den Keks zu gehen?
Bestimmt war er noch immer sauer, weil sie ihn am Morgen einfach sitzen lassen hatte, dachte sie. Tja, aber schließlich war nicht sie diejenige gewesen, für die ein Anruf eines alten Liebhabers auf ihrem verdammten Handy eingegangen war.
Gerade wollte sie sich schmollend hinter ihren Schreibtisch setzen, als Peabody bei ihr hereinsah und verkündete: »Williams' Anwalt ist eingetroffen. Raten Sie mal, wer es ist.«
Eve brauchte nur einen Augenblick. »Sie wollen mich verarschen.«
»Das kann ich nicht sagen, denn schließlich habe ich noch nicht gesagt, dass es ...«
»Oliver Straffo? Das ist ja wohl einfach krank.«
Peabody verzog beleidigt das Gesicht,
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