Sanft kommt der Tod
schleichen«, wandte Eve sich Williams zu.
»Ich ...«
»Reed.« Mehr brauchte Straffo nicht zu sagen, damit Williams innehielt. »Alles, was Sie haben, Lieutenant, ist eine fragwürdige Durchsuchung der Wohnung meines Mandanten, die nichts ergeben hat, was ihn mit diesem Mord in Verbindung bringt.«
»Die Durchsuchung und Beschlagnahme der illegalen Drogen waren nicht im Geringsten fragwürdig. Und das Opfer hat Ihren Mandanten wegen seiner abscheulichen Gewohnheiten zur Rede gestellt. Ihr Mandant hat selber ausgesagt, dass das Opfer etwas von seinem Treiben mitbekommen und ihn darauf angesprochen hat.«
»Die beiden haben darüber gesprochen und danach ihre kollegiale Beziehung fortgesetzt.« Ohne dass er auch nur einen Blick in seine eigenen Unterlagen geworfen hätte, klappte Straffo die Akte wieder zu. »Wenn das alles ist, was Sie haben, werde ich darauf drängen, dass über meinen Antrag zur Verwerfung des Durchsuchungsbeschlusses heute noch entschieden wird. Es wäre mir lieb, wenn mein Mandant angemessen untergebracht würde, bis er entlassen wird.«
»Ihre eigene Tochter geht auf diese Schule. Ihre eigene Tochter war diejenige, die Foster gefunden hat. Haben Sie sich die Aufnahmen vom Tatort angesehen? Trotzdem können Sie hier sitzen und den Mann verteidigen, gegen den in diesem Fall ermittelt wird?«
Straffos Blick und Stimme wurden tatsächlich noch kälter als bisher. »Ich muss Ihnen sicher nicht erklären, dass jeder das Recht auf eine ordnungsgemäße Verteidigung hat, vor allem aber kenne ich Mr Williams seit über drei Jahren persönlich und bin von seiner Unschuld überzeugt.«
»Er hatte Whore und Rabbit in seiner Nachttischschublade und ist dafür bekannt, dass er wahllos irgendwelche Frauen in der Schule fickt, während Ihre Tochter dort in ihrer Klasse sitzt.«
»Angeblich.«
»Angeblich, dass ich nicht lache. Ist er etwa die Art von Mensch, die Ihre Tochter unterrichten soll?«
»Werden Sie bitte nicht unsachlich, Lieutenant. Ich sehe die Vernehmung als beendet an.« Damit stand er auf und klappte seinen Aktenkoffer zu. »Ich möchte, dass mein Mandant in seine Zelle überführt wird, bis über meinen Antrag entschieden ist.«
Eve sah Straffo reglos an. »Peabody, bringen Sie dieses Stück Scheiße runter in den Zellentrakt. Wissen Sie, Straffo, manchmal kriegen Typen wie Sie genau das, was sie verdienen.«
Natürlich wurde Straffos Antrag abgelehnt. Eve ging extra rüber zum Gericht, um Straffo und Reo die Sache ausfechten zu sehen. Die Durchsuchung des Apartments, die
Beschlagnahme des Rabbit und des Whore und auch die Verhaftung wegen des Besitzes und der Weitergabe von verbotenen Substanzen waren rechtmäßig erfolgt.
Wobei Straffo den Kampf um Freilassung seines Mandanten auf Kaution gewann.
Vor dem Gerichtssaal stellte Reo schulterzuckend fest: »Es lief von Anfang an auf ein Unentschieden raus. Bringen Sie mir Beweise für den Mord, damit ich diesen Widerling wieder hinter Gitter bringen kann.«
»Ich bin dabei.«
»Straffo wird wegen der Drogensache einen Deal abschließen wollen, und mein Boss wird damit einverstanden sein.« Da sie ahnte, was Eve sagen wollte, hob die Staatsanwältin abwehrend die Hand. »So laufen diese Dinge nun einmal, das wissen Sie genauso gut wie ich. Solange Sie nicht eindeutig beweisen können, dass er einer Frau diesen Dreck ohne ihr Wissen und ohne ihre Zustimmung verabreicht hat, wird er mit einer Geldstrafe und ein paar Sitzungen beim Psychologen davonkommen.«
»Und was ist mit seiner Zulassung als Lehrer? Die wird man ihm doch wenigstens entziehen.«
»Sie wollen ihn wirklich ganz aus dem Verkehr ziehen?«
Eve dachte an Laina Sanchez, die weinend in der Schulküche gestanden hatte, und erklärte nachdrücklich: »Das will ich auf jeden Fall.«
Reo nickte zustimmend. »Ich werde sehen, was ich machen kann. Wissen Sie, Sie fahren besser langsam los. In zwei Stunden fängt die Sendung an.«
»Verdammt.«
Während Eve sich widerstrebend auf den Weg zum Sender machte, räumte Roarke schnell seinen Schreibtisch auf, um dasselbe zu tun. Er hoffte, dass es für Eve leichter und nicht schwerer wäre, wenn er in der Nähe war.
Er hatte keine Ahnung, ob sie ihn während der Sendung sehen wollte, und das störte ihn. Sie war unberechenbar, aber er hatte sich bisher eingebildet, sie zu kennen. Mit dem Rhythmus ihrer Stimmungen, ihren Gesten, ihrem Ton vertraut zu sein.
Plötzlich aber war ihr Bild verschwommen
Er wollte, nein er
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