Sanft sollst du brennen
Verletzung ein.
»Oh Dylan«, flüsterte sie. »Entschuldige bitte. Ich wollte nicht …«
»Ist schon okay.«
Er ließ die Pizza auf der Theke liegen, ging mit seinem Bier ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch fallen. Kate folgte ihm.
»Ich habe dir wehgetan, nicht wahr?«
»Macht nichts«, sagte er. Sanfter fügte er hinzu: »Alles in Ordnung.«
Er sah aber nicht so aus. Er sah so aus, als würde er gleich ohnmächtig werden. Sein Gesicht war ganz grau geworden, aber wenn er nicht wollte, dass sie sich um ihn kümmerte, dann würde sie es eben lassen. Sie ging in die Küche, nahm die Pizza, Servietten und ihre Flasche Wasser. Sie würde ihm als eine Art Friedensangebot noch ein Bier mitbringen.
Auf dem Couchtisch lagen Zeitungen. Kate legte die Sachen darauf ab und ging dann rasch ins Schlafzimmer, um sich einen von Jordans Morgenmänteln auszuleihen. Jordan war größer als Kate, und der rosa Morgenmantel schleifte über den Fußboden. Außerdem hatte er keinen Gürtel.
Sie warf einen Blick in den Spiegel über dem Waschbecken und stöhnte innerlich auf. Sie hatte ganz vergessen, dass sie die Haare zu einem albernen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Außerdem war ihre Wimperntusche verlaufen, und sie hatte schwarze Flecke unter den Augen.
»Reizend«, murmelte sie.
Sie ergriff einen Waschlappen und rieb sich das Gesicht ab. Als sie ins Wohnzimmer zurückkam, hatte Dylan bereits die dritte Ecke Pizza vertilgt und griff nach der vierten. Auch ihre Flasche Wasser hatte er leer getrunken und ihr eine neue geholt.
Kate schüttelte den Kopf. »So lange war ich nun wirklich nicht weg.«
»Aufgestanden, Platz vergangen. Zumindest bei den Buchanans. Komm, setz dich zu mir.« Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »Ich beiße nicht, es sei denn, du wünschst es ausdrücklich.«
Er lächelte sie an, und Kate schmolz dahin. Mühsam musste sie sich ins Gedächtnis rufen, dass sie nicht interessiert war. Er würde sie verschlingen wie der große böse Wolf. Nein, vielen Dank.
Er saß mitten auf dem Sofa und nahm ziemlich viel Platz ein, aber sie bat ihn erst gar nicht, zur Seite zu rutschen. Sie schob einfach ein paar Kissen zur Seite und setzte sich.
»Ich habe mich gefragt«, begann er.
Sie stopfte die Kissen sorgfältig zwischen sich und ihn. »Ja?«
Schon wieder lächelte er sie an, und sie hätte ihm am liebsten gesagt, er solle damit aufhören, weil sie sich nicht konzentrieren konnte, wenn er sie so angrinste. Das würde er bestimmt für sein Leben gerne hören. Dann hätte er noch etwas, womit er sie aufziehen könnte.
»Wo ist die Fernbedienung?«
Die Frage irritierte sie. »Die Fernbedienung?«
»Mhm, die Fernbedienung.«
»Du meinst, die Fernbedienung für den Fernseher. Lass mich raten. Sportsender?«
»Bin ich so leicht zu durchschauen?«
»Leider ja. Du bist ein männlicher Buchanan.«
Kate warf ein paar Kissen zu Boden und fuhr mit der Hand zwischen die Sofapolster. Triumphierend zog sie die Fernbedienung heraus und reichte sie ihm.
»Es war nett von dir, Jordan Pizza vorbeizubringen. Ich hebe sie für sie auf«, sagte sie.
»Sie ist nicht für Jordan, sie ist für dich.«
»Woher wusstest du überhaupt, dass ich da bin?«
»Jordan hat es mir gesagt.« Kate schüttelte den Kopf. Dylan nickte. »Sie hat mir auch aufgetragen, dir heute Abend Gesellschaft zu leisten.«
Kate blickte ihn erschreckt an. »Wann hat sie dir das gesagt?«
»Etwa vor einer Stunde.« Als sie ihn zweifelnd anblickte, fügte er hinzu: »Im Krankenhaus.«
»Du warst … im Krankenhaus?«
»Ja.«
»Aber wie hast du herausgefunden, dass sie dort ist? Sie hat dich doch nicht etwa angerufen?«
»Nein, hat sie nicht. Sie hat keinen von uns angerufen, und darüber werde ich noch mit ihr sprechen müssen, wenn es ihr wieder besser geht. Wir sind schließlich ihre Familie, und sie sollte nicht …«
Kate unterbrach ihn, bevor er sich noch mehr aufregte. Er war auf dem besten Weg dazu.
»Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie du es herausgefunden hast?«
»Eine Freundin von Nick arbeitet in der Ambulanz und hat zufällig ihren Namen auf der OP-Liste gesehen.«
»Und da hat sie gleich Nick angerufen?«, fragte Kate empört.
Dylan zuckte mit den Schultern. »So in etwa. Sie wusste nicht, dass Nick mittlerweile geheiratet hatte.«
»Das verstößt gegen alle Regeln der Ethik.«
»Was? Zu heiraten oder …«
Sie war drauf und dran, sich mit ihm über Vertraulichkeit zu streiten, und anscheinend
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