Sanft sollst du brennen
an, wenn du wieder klar denken kannst.«
Jordan legte auf und wählte sofort Dylans Nummer. Als er abnahm, stieß sie hervor: »Jemand versucht Kate umzubringen.«
14
Dylan war nicht gerade bester Laune. Er hatte eine kräfteraubende Stunde Physiotherapie für seine Schulter hinter sich, und die Übungen taten höllisch weh. Der Arzt hatte ihm zwar Schmerzmittel verschrieben, aber er wollte sie nicht nehmen, da sie ihn so benommen machten. Letzte Woche hatte er zwei Tabletten genommen, und sie dämpften zwar den Schmerz, aber er war sich vorgekommen, als tappe er im Nebel herum. Nein, vielen Dank. Da waren ihm die Schmerzen schon lieber.
Er wollte sich gerade ausziehen und unter die Dusche gehen, als Jordan anrief.
»Was willst du?«, sagte er statt einer Begrüßung.
»Oh, das ist ja nett.«
Er lächelte. »Du bist ja nicht mehr im Krankenhaus, da brauche ich nicht nett zu sein. Und wann wäre ich überhaupt schon mal nett gewesen? Du verwechselst mich mit Alec.«
»Nein, auf gar keinen Fall. Alec ist schlampig, und du bist ein Ordnungsfanatiker, deshalb habt ihr ja als Kinder auch perfekt in ein Zimmer gepasst. Und im Gegensatz zu Alec kannst du richtig mürrisch sein.«
»Bist du fertig mit deinen Komplimenten? Ich möchte nämlich unter die Dusche.«
Jordan war gerade so richtig in Fahrt. »Zu den Frauen, mit denen du schlafen willst, bist du bestimmt immer richtig nett, oder?«
»Jordan, zum letzten Mal, was willst du?«, fragte er ungeduldig.
»Kate steckt in Schwierigkeiten. Ich glaube nur, sie merkt es gar nicht.«
Rasch erklärte sie ihm, was sie von der ersten Explosion wusste. »Und als ob das noch nicht genug gewesen wäre«, fuhr sie fort, »versuchte auch noch jemand, sie auf dem Flughafenparkplatz zu überfahren, als sie aus Boston zurückkam. Und dann … Dylan, hörst du mir zu?«
»Ja.«
»Du klingst aber gar nicht so.«
»Du liebe Güte …«
»Ich habe recht«, sagte Jordan hastig. »Jemand versucht sie umzubringen. Und da ist noch mehr.«
Bevor sie ihm über die zweite Explosion berichten konnte, sagte er: »Und was soll ich tun? Soll ich mit der Polizei sprechen? Die Ermittler in South Carolina hätten es wahrscheinlich nicht so gerne, wenn ich ihnen über die Schulter gucke.«
»Nein, du sollst da nicht anrufen. Ich möchte, dass du nach Silver Springs fliegst und dir die Sache selbst anschaust. Dein Zögern macht mich ganz verrückt. Dieses Wochenende hast du …«
»Was?«
»Du warst doch mit Kate zusammen. Was ist denn mit dir los? Aus den Augen, aus dem Sinn?«
Ja, klar, dachte er. Seit er Kate berührt hatte, war sie ihm nicht mehr aus dem Sinn gegangen, und das machte ihn fertig.
Sie hingegen verschwendete offensichtlich keinen Gedanken an ihn. Sie hatte Boston ohne ein Wort verlassen, vermutlich war ihre gemeinsame Nacht für sie nur eine willkommene Abwechslung gewesen. Eigentlich hätte ihm diese Einstellung gefallen müssen. Keine Verpflichtungen und kein tränenreicher Abschied. Nur eine perfekte Nacht – und perfekt war sie zweifellos gewesen.
Warum irritierte es ihn dann so, dass sie verschwunden war, ohne einen Ton zu sagen?
Er schüttelte den Kopf. Sie war eben nicht leicht zu vergessen, aber in ein oder zwei Wochen würde er keinen Gedanken mehr an sie verschwenden.
»Dylan, fährst du jetzt zu Kate oder nicht?«
»Ich denke …«
Er steckte in der Zwickmühle. Noch nie zuvor war er von einer Frau sitzen gelassen worden, und er wusste gar nicht, wie er sich fühlen sollte. Nein, das stimmte nicht. Er wusste ganz genau, wie er sich fühlte. Er war verdammt wütend.
Hatte er jemals eine Frau so behandelt? War er jemals nach einer gemeinsamen Nacht so einfach verschwunden? Er schüttelte den Kopf. Er hoffte nicht. Aber so ganz sicher war er sich nicht.
Plötzlich fiel ihm ein, wie sie im Krankenhaus an seinem Bett gewartet hatte. Bis heute wusste sie nicht, dass er ihre Anwesenheit bemerkt hatte. Er hatte die Augen aufgeschlagen und sie angeschaut, als sie gerade eingeschlafen war. Es war schön gewesen, wie sie da gesessen hatte.
Warum also sollte er das Gleiche nicht auch für sie tun?
Jordan wartete ungeduldig.
»Wenn du nicht hinfährst, fahre ich«, sagte sie schließlich.
»Ach, zum Teufel. Okay, ich fliege hin.«
»Wann?«
Er seufzte. »Bald.«
»Morgen?«
»Ja, okay. Morgen.«
»Freu dich doch, Dylan. Wenn ich recht habe, kannst du bald jemanden erschießen.«
15
Roger MacKenna hatte kriminelle Freunde. Zockerbekanntschaften. Sie
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