Sanft sollst du brennen
schüttelte den Kopf. »Sei nicht so dramatisch«, sagte sie. »Dazu ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.«
»Ich werde dann mal meine Sachen wieder auspacken.« Isabel klang jämmerlich. »Es hat Ewigkeiten gedauert, bis ich alles in Kieras Auto hatte. Und ich muss morgen bei der Schule anrufen und sie bitten, mir die Kisten zurückzuschicken, die schon dort sind.«
»Du brauchst die Sachen nicht aus dem Auto zu laden. Du fährst ins College.«
»Aber wie kann ich …«
»Daran hat sich nichts geändert. Kiera fährt dich in ihrem Auto dorthin, und danach fährt sie weiter nach Duke.«
»Aber woher sollen wir das Geld für die Schule nehmen?«
»Wir haben eine Anzahlung geleistet«, sagte Kiera. Sie wandte sich an Kate.
»Ich könnte einen Kredit aufnehmen, um den Rest des Schulgeldes zu bezahlen, oder?«
»Das können wir immer noch machen. Im Moment haben wir genug Geld auf meinem Geschäftskonto und dem Haushaltskonto, um das erste Semester abzudecken.«
»Aber wovon willst du leben?«, fragte Isabel. »Und du hast noch nicht einmal ein Auto.«
»Ich miete mir eins. Die Versicherung bezahlt, da meines völlig zerstört worden ist.«
»Für die alte Rostlaube wirst du nicht mehr viel kriegen«, sagte Isabel.
»Kann die Bank uns das Geld auf den Konten nicht wegnehmen?«, fragte Kiera.
Kate schüttelte den Kopf. »Bis der Kredit fällig ist, darf die Bank das Geld nicht anrühren.«
»Aber das ist schon in einem knappen Monat«, warf Isabel ein.
Kate stand auf und trat an den Kühlschrank, um sich eine Flasche Wasser herauszuholen. Bald würde sie ohne diesen Luxus auskommen müssen. Aber gegen Wasser aus der Leitung sei ja nichts einzuwenden, dachte sie.
Sie nahm auch für ihre Schwestern Wasserflaschen heraus. Als sie wieder am Tisch saß, sagte sie: »Als ich all diese Rechnungen geöffnet und den Brief von der Bank gelesen habe, dass unsere Mutter ihnen alles überschrieben hat, da war ich ziemlich wütend, das kann ich euch sagen.«
Isabel senkte den Kopf, und Kate fügte hastig hinzu: »Du musst aufhören, Mom verstehen oder gar verteidigen zu wollen. Du hast es doch selbst gesagt: Sie hat ihr Bestes getan.«
»Warum fängst du denn dann immer wieder davon an?«
»Ich versuche es euch doch nur zu erklären. Ich war fassungslos und wütend und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Jetzt jedoch kriege ich langsam alles wieder in den Griff.«
»Wieso konnte Mom denn deine Firma als Sicherheit einsetzen?«
»Sie war meine Partnerin. Das habe ich selbst so bestimmt, weil ich noch nicht volljährig war, und außerdem erwies es sich als praktisch für die Zeit, in der ich in Boston blieb. Sie hatte eine Kontovollmacht und konnte Schecks unterschreiben.«
»Und wie willst du die Bank davon abhalten, dir die Firma wegzunehmen?«, fragte Isabel.
»Mir fällt schon etwas ein. Vielleicht gebe ich ihnen höhere Zinsen auf eine größere Abschlagszahlung oder so. Mach dir keine Sorgen.«
»Und wenn das nicht funktioniert?«
»Dann befolge ich Isabels Rat und nehme Mieter ins Haus.« Lächelnd fügte sie hinzu: »Vielleicht zahlen ja die Männer mehr, wenn ich ihnen ein paar kleine Extras gewähre.«
Kiera lachte. Es läutete an der Tür, und Isabel sprang auf. »Vielleicht ist das unser erster Mieter«, rief sie.
Kate blickte Kiera an. »Meinst du, das ist Reece?«
»Nein«, erwiderte ihre Schwester. »Er ist nach Europa gefahren. Er hat eine Nachricht für Isabel hinterlassen, er hoffe, dass sie über ihre gemeinsame Zukunft nachdenkt, während er weg ist.«
»Ach du liebe Zeit«, sagte Kate. »Na, wenigstens ist er nicht mehr in Silver Springs.«
»Kate, hier ist dein erster Mieter«, rief Isabel.
»Was um Himmels willen …«, flüsterte Kate.
Kiera und sie standen auf, als Isabel breit grinsend ins Zimmer kam. Dylan Buchanan folgte ihr.
Kate war so verblüfft, dass sie wieder auf ihren Stuhl sank. Isabel stellte ihn Kiera vor, die ihm die Hand schüttelte. Kate hatte es die Sprache verschlagen.
»Wir haben schon so viel von Ihnen gehört«, sagte Kiera. »Schön, Sie endlich kennenzulernen. Zu Kates und Jordans Abschlussfeier haben wir es ja nicht geschafft. Waren alle Buchanans da?«
Er nickte lächelnd. »Wir sind ziemlich viele. Vermutlich hätten wir Sie überwältigt.«
Kate starrte ihn verblüfft an. Hoffentlich wurde sie nicht rot. Aber ihr Gesicht war so warm. Errötete man, wenn man ein schlechtes Gewissen hatte? Aber warum sollte sie denn ein schlechtes Gewissen
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