Sanft sollst du brennen
Sie sei die Frau seiner Träume, hatte er gesagt.
»Na toll«, flüsterte sie. »Ich bin die Frau seiner Träume.«
21
Kieras Plan, um sieben auf dem Highway zu sein, ging nicht ganz auf. Zwar war Isabel pünktlich, aber sie nicht. Es war schon fast acht, als sie endlich aufbrachen. Kate verabschiedete sich zum letzten Mal von ihnen und versicherte ihnen, dass alles gut werden würde.
»Ich hasse es, dich mit diesem finanziellen Chaos alleine zu lassen«, sagte Kiera.
»Das haben wir doch schon alles besprochen. Schließlich haben wir einen Plan, richtig? Also hör auf, dir Sorgen zu machen.«
»Du hältst mich aber auf dem Laufenden, oder? Ihr verschweigt mir nichts?«, sagte Isabel.
»Nein, du erfährst alles«, versprach Kate.
»Ich bin froh, dass Dylan hier ist«, sagte Kiera. »Du hattest so eine schreckliche Woche, und es ist schön, dass du nicht alleine nach Savannah fahren musst.«
Dylan schloss die Haustür ab, setzte sich auf die oberste Stufe der Veranda und wartete darauf, dass die Schwestern mit ihrer Verabschiedung fertig wurden, damit auch er und Kate endlich fahren konnten. Er hatte seinen Mietwagen bereits gepackt und wollte los.
Kate sagte etwas zu ihren Schwestern, und sie drehten sich alle lächelnd zu ihm um.
Dylan erwiderte ihre Blicke. Die Schönheit der drei Mädchen faszinierte ihn immer wieder.
Sie sahen einander zwar ähnlich, aber trotzdem hatte jede etwas Einzigartiges. Er hatte bereits mitbekommen, dass Isabel mit ihrer charmanten Art die Leute verzauberte. Sie war knapp eins sechzig, und ihr blondes Haar hatte honigfarbene Strähnen. Ihre Augen waren zwar ebenso groß und rund wie Kates, aber von einer anderen Farbe. Während Kates Augen strahlend blau waren und einen reizvollen Kontrast zu ihren dunkelbraunen Haaren bildeten, sahen Isabels Augen eher blaugrün aus, wie das Meer.
Kiera war die größte der Schwestern, und in der Sonne schimmerten ihre Haare rötlich. Genau wie Kate hatte sie Sommersprossen auf der Nase, aber ihre erstreckten sich auch über die Wangen. Dylan fand, sie sah aus wie das nette Mädchen von nebenan, das rein zufällig auch noch eine tolle Figur hatte. Sie war die Entspannteste der drei, und er hielt sie für den Friedensstifter in der Familie.
Kate war weder charmant, noch stiftete sie Frieden. Sie gab sich eher streitlustig, zumindest bei ihm. Sie wehrte sich, und das gefiel ihm. Das musste wohl so sein, denn sonst wäre er nicht zu ihr gefahren.
Kate hatte eine Art, die er anziehend fand. Sie war schwer zu knacken, aber hinter ihrer Härte glaubte er eine Verletzlichkeit zu entdecken, die sie liebenswert machte. Sie schien klug und eine clevere Geschäftsfrau zu sein, aber im Umgang mit Männern benahm sie sich seiner Meinung nach nicht besonders clever. Vielleicht hatte er sie deshalb so schnell ins Bett bekommen.
Ihm war klar, dass sie ihre gemeinsame Nacht bedauerte, aber für ihn galt das nicht. Im Gegenteil, er konnte nicht aufhören, daran zu denken.
Ein Gedanke führte zum anderen, und bald schon stellte er sich vor, wie sie nackt in seinen Armen lag.
Das ist keine gute Idee, dachte er.
»Kate, reiß dich los. Wir müssen aufbrechen!«
Sie ignorierte ihn und wartete, bis Kiera aus der Einfahrt gefahren war. Erst dann wandte sie sich ihm zu.
Sie hatte Tränen in den Augen und wusste, dass er es bemerkt hatte. Er sagte jedoch nichts, sondern trat ans Auto und hielt ihr die Beifahrertür auf.
»Ich habe das Gefühl, ich habe etwas vergessen. Meine Tasche …«
»Ist im Auto.«
»Was ist mit der Reisetasche? Ich habe sie bestimmt in der Diele stehen lassen.«
»Sie liegt im Kofferraum. Steig ein, Pickles.«
Sie warf ihm einen verweisenden Blick zu.
»Was ist mit …«
Er schubste sie leicht. »Das Bügeleisen ist ausgeschaltet.«
»Ich habe es doch gar nicht eingeschaltet, oder?«
»Kate, steig ein.«
Widerspruchslos gehorchte sie. Als sie sich angeschnallt hatte, sagte sie: »Warum müssen wir eigentlich so früh aufbrechen? Wir haben reichlich Zeit.«
»Nein, haben wir nicht.«
Erst als sie tatsächlich losgefahren waren, erklärte er ihr den Grund. »Wir müssen noch zur Polizeiwache, und ich weiß nicht, wie lange das dauert. Chief Drummond erwartet uns.«
Sie erklärte ihm den Weg zur Polizeistation, die ganz in der Nähe war. Sie parkten hinter einem zweistöckigen Ziegelgebäude, das alt und heruntergekommen aussah. Und charmant, fand Dylan, wenn man eine Polizeiwache überhaupt so bezeichnen konnte.
Efeu
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