Sanft sollst du brennen
ein Spieler.«
»Ja«, sagte Kate. »Im Video hat Compton erwähnt, dass er etwa vierhunderttausend verspielt hat. Aber das war sicherlich eine Übertreibung.«
»Nein, das war wohl eine ziemlich präzise Summe«, erwiderte Dylan. »Und mittlerweile schuldet er einem Kredithai siebenhunderttausend.«
»Nein«, flüsterte sie. »Bist du sicher? Siebenhundert? Das ist ja Wahnsinn.« Sie schüttelte den Kopf. »Kein Wunder, dass er geweint hat.«
»Die wirklich schlechten Nachrichten kommen noch. Roger hat sich das Geld von Johnny Jackman geliehen. Er ist der eigentliche Schurke. Er hat unglaubliche Verbindungen und ist dafür bekannt, dass er sein Geld immer bekommt.«
»Das klingt so, als ob du ihn kennen würdest.«
»Ich bin ihm noch nie begegnet, aber ich habe alles über ihn gehört. Die Kollegen vom FBI werden sich über diese Entwicklung freuen. Sie versuchen schon lange, ihm etwas nachzuweisen. Nate kann sie nicht mehr raushalten. Er braucht sie. Und wir auch.«
»Was geschieht jetzt?«
»Wir sorgen dafür, dass du am Leben bleibst.«
»Ich will nach Hause«, flüsterte sie.
»Du weißt, dass das nicht geht.«
Kate widersprach nicht. »Wie lange?«
»Das kommt darauf an.«
»Ich hätte das Erbe nicht annehmen dürfen«, stieß sie hervor. »Ich wollte das Geld doch gar nicht. Aber als ich dann gehört habe, wie sie so schreckliche Dinge über meine Familie gesagt haben, vor allem über meine Mutter. Ich wollte es ihnen einfach heimzahlen.«
»Es spielt sowieso keine Rolle. Wer immer dich aus dem Weg haben will, wäre nicht das Risiko eingegangen, dass du noch mal deine Meinung änderst. Dazu steht zu viel auf dem Spiel.«
»Also hat alles, was mir passiert, mit dem Geld zu tun?«
»Das müssen wir annehmen. Du hast ja gehört, was Compton gesagt hat. Er hat vor einiger Zeit sein Testament geändert, aber die Videobotschaft hat er offensichtlich erst vor ein paar Wochen aufgenommen. Da alle Explosionen danach stattgefunden haben, müssen wir uns die Frage stellen: Wer wusste von dem Video?«
»Du hast doch gesehen, wie aufgebracht und schockiert die Brüder waren.« Kate blickte ihn verwirrt an.
»Das stimmt. Also spielt entweder noch jemand mit, von dem wir nichts wissen, oder einer deiner Verwandten ist ein verdammt guter Schauspieler.«
27
Kate wollte nicht in Savannah übernachten. Sie mochte die Stadt zwar sehr, aber sie wollte so weit wie möglich von ihrer Verwandtschaft weg.
Dylan verstand sie. Er fuhr über Landstraßen in Richtung Nordwesten, wobei er sich keine Gedanken darüber zu machen schien, wo sie die Nacht verbringen sollten. Auch dass sie kaum noch Benzin im Tank hatten, schien ihn nicht zu stören.
»Der Tank ist gleich leer«, sagte Kate.
Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Macht es dir Sorgen?«
»Ja.«
»Okay, dann halten wir an. Hol bitte die Karte aus dem Handschuhfach und such nach Bucyrus. Auf dem Schild, an dem wir eben vorbeigefahren sind, stand, dass der Ort noch zehn Meilen entfernt ist.«
Das Schild hatte sie gar nicht bemerkt. Sie suchte den Ort auf der Karte und sagte ihm, in welche Richtung er fahren musste. Bucyrus lag in einem Tal, und auf dem Ortsschild stand, dass es 828 Einwohner hatte.
Sie fanden ein Restaurant an der Main Street. Dylan parkte vor dem Eisenwarenladen. »Hast du Hunger?«, fragte er sie, fuhr aber, ohne ihre Antwort abzuwarten, fort: »Ja klar. Ich jedenfalls bin am Verhungern.«
Er telefonierte, während Kate sich reckte und gegen aufsteigende Übelkeit ankämpfte. Sie war nicht krank, aber jedes Mal, wenn sie an ihre Verwandten dachte, wurde ihr schlecht.
Eigentlich hatte sie gar keinen Appetit, aber im Restaurant roch es so lecker nach frisch gebackenem Brot und Gewürzen, dass sie auf einmal spürte, wie hungrig sie war.
Der Besitzer des Restaurants hatte sich viel Mühe bei der Innendekoration gegeben, und anscheinend liebte er Streifen. An den Fenstern hingen gelb-weiß gestreifte Vorhänge. Die Tischdecken waren ebenfalls aus diesem Stoff, und auch die Stühle waren damit bezogen. Bis in die Nischen war er allerdings noch nicht vorgedrungen. Die Risse in den blauen Vinylpolstern waren notdürftig mit Klebeband geflickt.
Auf den Tischen standen Salz-und-Pfeffer-Sets in verschiedenen Tierformen. Auf dem Tisch, den Kate und Dylan sich aussuchten, waren es schwarz-weiß gefleckte Kühe.
Das Lokal war gemütlich und das Essen köstlich. Dylan aß nicht nur seine Portion, sondern auch noch die Hälfte von Kates
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