Sanft sollst du brennen
außen zu. Ich gehe nirgendwohin.«
34
Kate hatte Mühe, die Neuigkeiten zu verarbeiten. Der Mann, der versucht hatte, sie umzubringen, war tot, und sein Komplize befand sich in Polizeigewahrsam. Und sie saß an einem Tisch und beantwortete ihre E-Mails, als sei nichts Außergewöhnliches passiert.
Wahrscheinlich würde sie erst heute Abend zusammenbrechen, wenn sie alleine war.
Dylan würde dann schon wieder auf dem Heimweg nach Boston sein.
Bei dem Gedanken stieg Panik in ihr auf, aber sofort wies sie sich zurecht. Warum regte sie sich auf? Sie hatte gewusst, dass er gehen würde, das war doch schließlich keine Überraschung. Und sie würde es überstehen wie alle schmerzlichen Ereignisse in ihrem Leben.
Aber Dylan wird erst morgen fliegen können, dachte sie dann. Er würde sie nach Silver Springs fahren, die Nacht mit ihr verbringen und erst am Morgen aufbrechen, wenn sie noch schlief.
Sie wusste, dass er sich um sie sorgte. Es hatte sie beträchtliche Überredungskunst gekostet, ihn dazu zu bringen, dass er sie alleine ließ, während er mit Nate den Tatort besichtigte. Er hatte sogar vorgeschlagen, sie solle mit ihm kommen.
Sie stellte fest, dass sie nicht fertig wurde, wenn sie ständig an Dylan dachte. Er war gerade erst gefahren, und schon vermisste sie ihn.
Entschlossen konzentrierte sie sich wieder auf die Arbeit. Sie beantwortete weitere E-Mails, bis sie schließlich von Andersons Assistenten gestört wurde, der schüchtern anklopfte.
»Miss MacKenna, auf Leitung eins ist ein Anruf für Sie. Der Gentleman wollte mir nicht seinen Namen sagen, aber er bestand darauf, ein Freund zu sein.«
Wer sollte sie in der Anwaltskanzlei anrufen? Die einzigen Personen, die wussten, wo sie war, hatten ihre Handynummer.
»Soll ich ihm sagen, Sie seien nicht zu sprechen?«, fragte Terrance.
»Nein, ich nehme den Anruf an«, erwiderte Kate.
Terrance reichte ihr das Telefon. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
»Nein danke, aber es ist sehr nett von Ihnen zu fragen.«
»Ich bin in der Bibliothek, wenn Sie mich brauchen. Drücken Sie einfach auf den Knopf für die Gegensprechanlage.«
Sie bedankte sich und meldete sich am Telefon.
»Spreche ich mit Kate MacKenna?«, fragte ein Mann.
Sie kannte den Anrufer nicht, aber er hatte eine angenehme Stimme.
»Ja«, erwiderte sie. »Und wer sind Sie?«
»Das tut nichts zur Sache«, sagte er. »Ich möchte Ihnen helfen, und ich will Ihnen nichts Böses. Ich habe Informationen für Sie. Wollen Sie mir zuhören?«
»Ja«, erwiderte sie vorsichtig. »Ich höre Ihnen zu, aber erzählen Sie mir bitte zuerst, warum Sie mir Ihren Namen nicht verraten wollen.«
»Ich werde von der Polizei gesucht«, antwortete er. Hastig fügte er hinzu: »Ich habe nie jemanden umgebracht, zumindest nicht absichtlich.« Er lachte, und dann schnaubte er. »Nein, das war ein Scherz. Ich schwöre, ich habe nie jemanden umgebracht.«
Kate wusste nicht, was sie von alldem halten sollte, aber der Anruf machte sie langsam nervös. Sie blickte sich um. Sie war alleine, die Tür zum Konferenzraum geschlossen.
Bevor sie ihn fragen konnte, warum er von der Polizei gesucht wurde, fuhr er fort: »Die Polizei kennt meinen wahren Namen nicht, und mir wäre lieber, sie würden ihn auch nie herausfinden. Versprechen Sie mir, ruhig zu bleiben? Ich will Ihnen helfen, und dazu müssen Sie mir zuhören. Sie dürfen nicht hysterisch werden.«
»Natürlich bleibe ich ruhig«, erklärte Kate. »Sagen Sie mir einfach, wer Sie sind.«
Er lachte. »Netter Versuch. Meinen Namen kann ich Ihnen nicht geben, aber ich kann Ihnen sagen, wie die Polizei mich nennt.«
»Wie?«
»Der Florist.«
Kate ließ beinahe das Telefon fallen. Ungläubig stammelte sie: »Das ist nicht komisch … ich glaube nicht … warum sollten Sie …«
»Sie haben versprochen, ruhig zu bleiben.«
Kate blickte erneut zur verschlossenen Tür und überlegte, wie sie Terrance informieren könnte. Vielleicht sollte jemand das Telefonat mithören.
»Das ist ein übler Scherz«, sagte sie.
»Es ist kein Scherz«, erwiderte er. »Ich werde tatsächlich der Florist genannt, und ich will Ihnen helfen.«
»Mir helfen? Ihre Bomben haben mich zweimal beinahe umgebracht.« Sie drückte auf den Knopf für die Gegensprechanlage, aber solange sie auf der Leitung war, hatte sie keinen Zugang dazu.
»Ich habe nicht versucht, sie zu töten«, erwiderte er empört. »Ich habe nur die Explosionsmittel hergestellt.«
»Das ist verrückt«, sagte
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