Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Akte mit dem Bericht über Vermisstenmeldungen auf seinen Schreibtisch.
»Ja«, antwortete er, während er bereits zum Telefon griff, um Lieutenant Sparks anzurufen. »Besorg mir so schnell wie möglich den Autopsiebericht über unsere Unbekannte.«
5. Kapitel
C assie hatte darauf bestanden, zwei Häuserblocks von der Schule entfernt abgesetzt zu werden, damit möglichst wenige Leute sie aus dem »Schrotthaufen von Pick-up« ihrer Mutter aussteigen sahen. Schon dass der Sheriff Jenna angehalten hatte, war ihr über alle Maßen peinlich gewesen. Jenna ärgerte sich noch immer über das Bußgeld, wollte aber keinen weiteren Streit mit ihrer Tochter und ließ ihr deshalb ihren Willen. Wenn Cassie halb erfroren zum Geometrie-Unterricht kam, war das schließlich ihr Problem. Doch die Kälte schien Cassie nicht zu stören; sie schlenderte davon, das Handy am Ohr, während der Wind ihr das Haar ins Gesicht und in die Augen peitschte. Heute Abend , dachte Jenna, heute Abend haben wir ein Hühnchen miteinander zu rupfen, zwischen Mutter und Tochter. Das klang so einfach, und trotzdem krampfte sich bei der Aussicht darauf ihr Magen vor Unbehagen zusammen.
Ohne weitere Zwischenfälle brachte sie Allie zur Harrington Junior High School und fuhr dann auf direktem Weg zum Theater, wo Rinda Dalinsky sich in dem Raum, in dem früher einmal das Taufbecken gestanden hatte, in Rollkragenpullover, Daunenweste und Skihose warm zu halten versuchte. Sie trank bereits Kaffee aus einem riesigen Becher und kopierte etwas auf einem uralten Farbkopierer. Rinda war etwa so groß wie Jenna, athletisch gebaut und mit rotbraunem Haar, olivbraunem Teint und goldenen Augen gesegnet, in denen sich stets das Licht zu spiegeln schien.
»Ist Oliver hier? Wenn ja, dann gib Acht. Ich habe den Hund mitgebracht«, verkündete Jenna, während sie, gefolgt von einem glücklichen Critter, die vormalige Apsis der alten Kirche durchquerte. Schmale bleiverglaste Fenster ließen gefiltertes Tageslicht ein, und ein paar religiöse Relikte schmückten die hohen Holzwände.
»Ich sag’s ihm«, rief Rinda zurück, und Jenna lachte. Oliver war eine uralte gelbe Katze, die Rinda unter der Veranda der Kirche versteckt gefunden hatte, als sie das Bauwerk für ihre Bühnenproduktionen kaufte. Sie hatte es nicht übers Herz gebracht, den Kater ins städtische Tierheim zu bringen, sondern ihn spontan adoptiert und ihn Oliver getauft, nach ihrer Lieblingsfigur bei Charles Dickens. So wurde Oliver zum inoffiziellen Maskottchen der Theatertruppe. Critter bellte kurz und begann dann wild mit dem Schwanz zu wedeln, als er Rinda sah.
Im selben Moment schoss besagte Katze durch die miteinander verbundenen Räume hinter der Bühne. Empört fauchend kletterte sie an einer Säule empor und versteckte sich auf einem Deckenbalken. Critter, der immer noch um Rindas Aufmerksamkeit bettelte, hatte die Katze überhaupt nicht bemerkt.
Rinda lachte leise über die Gleichgültigkeit des Hundes. »Ich schätze, Oliver ist ziemlich von sich selbst eingenommen.«
»Er ist schließlich ein Männchen, nicht wahr?«, sagte Jenna und dachte an den Officer, der sie am Morgen angehalten hatte. Rindas Freund. Sheriff Shane Carter, ein sehr männlicher Mann mit dunklen Augen, dichtem Schnauzbart, kantigem Kinn und anscheinend ziemlich mieser Einstellung.
»Oliver war ein Männchen. Ich habe ihn kastrieren lassen.«
Wieder musste Jenna an Carter denken. Hart. Sexy. Und ein überaus unangenehmer Zeitgenosse. »Lassen wir das lieber«, entschied Jenna, bevor ihr etwas herausrutschte, was sie später bereuen würde. In Rindas Augen war der Sheriff der Stadt ein Heiliger. »Dann sitzen Oliver und Critter im selben Boot. Was machst du da?« Jenna hob eines der Blätter auf, die der Kopierer ausspie. »Handzettel?«
»Mhm. Die erste Charge. Detailliertere Informationen geben wir raus, wenn das Datum näher rückt, aber wir brauchen etwas, das wir in der Stadt verteilen und auf die Website setzen können. Scott zeichnet fürs Design verantwortlich.« Rindas Sohn Scott war ein Studienabbrecher, der in Teilzeit für seine Mutter Bühnenbilder und Kulissen herstellte und während der Aufführungen manchmal mit Rindas Bruder, Wes Allen, zusammen als Beleuchter arbeitete. Scott war Kino-Freak und konnte aus fast jedem bedeutenderen Film seit 1970 Dialoge zitieren. Rinda wies auf die Kopie, die Jenna in der Hand hielt. »Und? Was hältst du davon?«
»Ich finde es gut.« Der Handzettel war in blassem Rot
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