Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Lagerraum für Bühnenbilder und Requisiten. Über eine alte Treppe erreichte man eine Art verglastes Büro, von dem aus die Licht- und Tontechnik gesteuert wurde. Dahinter führten die steilen Stufen noch höher hinauf bis in den Glockenturm, den abzureißen Rinda, die die ehemalige Kirche gekauft hatte, nie übers Herz gebracht hatte.
Jenna sah rasch die Kleider durch, die auf Bügeln im großen Bühnenschrank hingen. Zwei Mal. Das Kleid war tatsächlich nicht da. »Jemand muss es verlegt haben«, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu Rinda. Sie schaute in einigen kleineren Schränken nach, überprüfte die Kleiderhaken an diversen Türen und sogar die großen Rattantruhen, doch das Kleid war nicht zu finden.
»Rätselhafte Angelegenheit«, knurrte Rinda.
»Unter der Bühne vielleicht?«
»Dort liegt der Staub von Jahren unberührt.«
»Dann muss jemand es ›ausgeliehen‹ haben.«
»Oder gestohlen.«
»Das Kleid? Aber warum denn?«, fragte sie, doch sie kannte die Antwort.
»Weil es dir gehört hat. Weil du es in einem Film getragen hast. Weißt du, du hast immer noch Fans. Auch wenn du keine Filme mehr drehst, haben die sich nicht einfach in Luft aufgelöst. Ich werde bei eBay danach suchen. Wenn es nicht jemand für seine private Sammlung behalten will, dann wird er wahrscheinlich versuchen, es schnell zu Geld zu machen.«
»Bei eBay?«
Rinda nickte. »Du kannst dir nicht vorstellen, was die Leute da alles verkaufen. Ich habe schon von Organspenden gehört, und ich glaube, irgendein Typ wollte sogar seine Seele verkaufen.«
Jenna lachte. »Und hat jemand darauf geboten?«
»Mhm. Ein Kerl namens Luzifer, glaube ich.«
»Ach, hör auf!« Sie lachte noch einmal, spürte jedoch eine Gänsehaut auf den Armen, und sie beschlich eine Vorahnung von etwas bedeutend Schlimmerem als einem fehlenden Kostüm.
Rinda hegte anscheinend ähnliche Gedanken, denn ihr Lächeln erlosch, als sie zurück ins Büro gingen. »Es fehlen noch mehrere andere Gegenstände. Alles Sachen, die du gestiftet hast. Weißt du noch, vor ein paar Wochen habe ich dich schon mal nach einem Armband und einem Paar Ohrringe gefragt …«
»Ja, aber ich habe angenommen, sie seien nur verlegt worden.«
Rindas Miene wurde noch düsterer.
Jenna beschwichtigte sie: »Komm schon, du glaubst doch nicht wirklich, dass die Sachen gestohlen worden sind? Dass sich hier ein Dieb herumtreibt?«
»Ich will es nicht hoffen. Gott, ich hoffe wirklich, dass sich eine andere Erklärung findet. Das Schlimmste ist: Wenn jemand das Kleid und die Armbänder und anderen Kram gestohlen hat, dann ist es jemand, mit dem wir arbeiten, jemand, der einen Schlüssel zum Theater besitzt.«
»Du machst dir viel zu viele Gedanken. Die Sachen finden sich bestimmt wieder«, beharrte Jenna, die sich nicht von Rindas Besorgnis anstecken lassen wollte. Sie hatte schon genug Probleme und konnte sich nicht auch noch um ein Kleid und ein paar fehlende Schmuckstücke kümmern. Sie würden schon wieder auftauchen.
Aber es sind lauter Sachen, die dir gehört haben. Wenn jemand sie gestohlen hat, dann deshalb, weil sie dir gehörten.
»Hör auf damit«, sagte sie leise zu sich selbst.
»Was?«
»Nichts. Ich habe mit mir selbst geredet.«
»Kein gutes Zeichen. Wie auch immer, ich habe alles, was ›verlegt‹ wurde, auf einer Liste notiert. Ich denke, ich sollte mit Shane darüber reden.«
»Shane? Meinst du diesen Sheriff?« Jenna sah augenblicklich wieder die Konfrontation mit dem Mann vor sich, die noch nicht einmal eine Stunde zurücklag. Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. »Das solltest du nicht tun.«
»Warum nicht?«
Sie erwog, Rinda von der Begegnung zu erzählen, sagte dann aber stattdessen: »Bleib auf dem Boden. Er hat weiß Gott Wichtigeres zu tun. Denk nur an diese Frau, die tot im Wald aufgefunden wurde. Belästige ihn lieber nicht mit diesem Kleinkram.«
»Er wird es bestimmt erfahren wollen.«
»Carter?« Hatte Rinda den Verstand verloren? Der Sheriff war nüchtern, wortkarg und verdrießlich. Er ließ sich ganz sicher nicht gern mit Kleinigkeiten wie den Dingen, die im Theater vermisst wurden, behelligen. Sie konnte sich gut vorstellen, wie spöttisch er sie ansehen würde, falls sie ihm den Diebstahl meldete. In seinen Augen wäre es sicherlich eine Nichtigkeit.
»Er ist ein alter Freund von mir. Und er schuldet mir noch den einen oder anderen Gefallen. Ich verstehe nicht, wieso du ihn nicht leiden kannst.«
»Es geht nicht darum, ob ich ihn
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