Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
ihrem Hals.
»Überhaupt nicht. Komm rein. Ich koche gleich Kaffee.«
»Wird aber auch Zeit«, bemerkte Wes und stieß sich vom Schreibtisch ab. »Während er durchläuft, seh ich mir mal die Heizung an.«
»Wird aber auch Zeit«, parierte Rinda mit seinen eigenen Worten und wandte sich dann Blanche und den Änderungen in der Musik zu, die sie plante. Zwanzig Minuten später war der Kaffee fertig, und Blanche hatte eine Tasse getrunken, bevor sie auf die Uhr sah, erschrocken nach Luft schnappte, erklärte, dass sie zu spät zu einem Termin käme, und hastig aufbrach. Wes hämmerte noch an der Heizung herum, sodass Rinda und Jenna allein im Büro zurückblieben.
»Ich möchte dir etwas zeigen«, sagte Jenna und griff in ihre Handtasche.
»Was denn?«
»Etwas, das gestern in der Post war.«
»Fanpost?«
»So könnte man es nennen … Sofern ›Fan‹ von ›fanatisch‹ kommt.« Sie reichte Rinda eine verschließbare Plastikhülle, in der sich Brief und Umschlag befanden. »Mach’s nicht auf. Du kannst den Brief durch das Plastik hindurch lesen.«
»Okay.« Rinda las den Text, und alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Herrgott, Jenna, was zum Teufel ist das?«
»Ich weiß es nicht.«
» Du bist die Frau schlechthin? Du bist meine Frau?« , flüsterte sie und riss die Augen auf. »Wer hat dir diesen Brief geschickt?«
»Er ist anonym.«
»Der Absender hat sich sogar die Mühe gemacht, seinen Text auf ein Foto von dir zu schreiben.«
»Das ist ein Abzug von einem PR-Foto von Resurrection .«
»Das ist krank, Jenna! Verrückt! Psychopathisch! Geh sofort mit dem Brief und dem Foto zu Shane Carter!«, befahl Rinda und las den Text noch einmal laut vor. » Ich komme dich holen? Heiliger Strohsack, das ist ja gruselig.« Rinda ließ die Plastikhülle auf den Stapel ungeöffneter Post auf ihrem Schreibtisch fallen, als hätte sie sich die Finger verbrannt.
»Mehr als gruselig.«
»Woher hat der Spinner deine Adresse?«
»Ich weiß es nicht … Ich schätze, es ist gar nicht so schwer, sie herauszufinden, mit Hilfe von Computern, Internet, Auskunftsdiensten. Heutzutage kann doch offenbar jeder jeden finden. Ich könnte mir vorstellen, dass nicht einmal Leute sicher sind, die unter Zeugenschutz stehen. Datenklau ist an der Tagesordnung.«
»Das hier ist schlimmer als Datenklau.«
»Ich weiß«, pflichtete Jenna ihr bei. Sie trank ihren Mokka aus und zerdrückte den Pappbecher in der Hand. Es klackte mehrmals laut, und man hörte, wie auf Metall gehämmert wurde; vermutlich versuchte Wes, die Heizung zu reparieren. Jenna musste daran denken, dass er neulich einen Teil ihres Gesprächs mitgehört hatte. Lauschte er auch jetzt?
»Also, sei vernünftig«, drängte Rinda. »Zeig den Brief der Polizei. Zeig ihn zuerst Carter.«
Jenna stöhnte innerlich auf. Sie wollte dem wortkargen Sheriff nicht noch einmal begegnen.
»Deine Ranch liegt in seinem Zuständigkeitsbereich. Entweder hilft er dir, oder er sagt dir, an wen du dich wenden musst.« Rinda nagte an ihrer Unterlippe und zog die Stirn in Falten. Jenna konnte beinahe sehen, wie die Rädchen im Kopf ihrer Freundin arbeiteten. »Was meinst du, ist es nicht mehr als nur Zufall, dass von den Sachen, die du gestiftet hast, einige gestohlen wurden? Alles , was aus dem Theater verschwunden ist …« – sie wies in die Richtung der Räume, in denen Kostüme und Requisiten aufbewahrt wurden –, »… hat einmal dir gehört. Alles stammt aus dem einen oder anderen deiner Filme. Von den Sachen, die andere Leute gestiftet haben, fehlt nichts. Wir haben tonnenweise Kram bekommen … buchstäblich tonnenweise … Alles Mögliche wurde in den letzten Jahren gestiftet, und die einzigen Dinge, die verschwunden sind, haben ursprünglich dir gehört. Mir gefällt das nicht.«
»Mir auch nicht«, pflichtete Jenna ihr bei, und ihre Angst wuchs erneut, obwohl sie sich bemühte, ruhig zu bleiben und nicht zuzulassen, dass die Panik, die sie seit dem Erhalt des Briefs verfolgte, Oberhand gewann. Alles, was Rinda da sagte, war ihr ebenfalls bereits durch den Kopf gegangen. »Ehrlich gesagt, in letzter Zeit gefällt mir eine ganze Menge nicht.«
»Ist sonst noch was passiert?«
Ein lautes Klack ertönte, dann war es plötzlich ganz still im Theater. Der Motor der Heizung war verstummt, und auch das leise Rauschen des Gebläses war nicht mehr zu hören. Gespenstisch.
Vielleicht lag es aber auch nur an Jennas überreizten Nerven.
Oliver, der sich hinter dem Bücherregal
Weitere Kostenlose Bücher