Sanfte Eroberung
knapp, als er zu ihr in den Wagen stieg.
Tatsächlich enthielten die kleinen Kisten jeweils ein Paar kleine Pistolen, wie sie sah, als Heath sie öffnete. In der längeren lagen anstelle der gesicherten Übungsflorette einige rasiermesserscharfe Degen.
Auf der Fahrt zur Bond Street lud Heath sorgfältig die Pistolen. Er wirkte zornig und war sehr schweigsam.
Lily versuchte, sich nicht von seinem Schweigen beunruhigen zu lassen. Sie durfte nicht über Heaths Distanziertheit nachdenken, solange sie sich furchtbare Sorgen um Fanny machte.
Schließlich wurde die Kutsche langsamer und hielt vor einem großen Gebäude, bei dem es sich um 0'Rourkes Club handeln musste. »Ich möchte mit dir kommen«, sagte Lily unsicher.
Heath Überlegte kurz, dann nickte er. »Na gut, aber du lässt mich vorausgehen! «
Kaum waren sie aus dem Wagen gestiegen, hörten sie Rufe, die vom Eingang kommen mussten. Lilys Herz setzte für einen Schlag aus, als sie sah, wie Basil grob aus dem Spielclub geworfen wurde. Er stürzte die Stufen hinunter und landete auf dem Gehweg, während hinter ihm die Tür zugeschlagen wurde.
Mit einem stummen Aufschrei rannte Lily zu ihm. Doch sie brauchte Basil nicht aufzuhelfen, denn der erhob sich sogleich mit geballten Fäusten und starrte wütend zur Eingangstür. Er hatte ein blaues Auge und eine blutige Nase und er kochte vor Zorn.
Hätte Heath ihn nicht zurückgehalten, indem er ihm eine Hand auf die Schulter legte, wäre Basil umgehend in den Club zurückgelaufen. »Nicht so stürmisch, Mr. Eddowes! Pistolen können weit überzeugender sein als Fäuste.«
Als Basil die geladene Waffe in Heaths Hand sah, ließ er die Schultern sinken. »Fanny ist nicht drinnen, 0'Rourke auch nicht. Und seine verfluchten Rauswerfer wollen mir nicht sagen, wohin sie gebracht wurde. «
»Vielleicht verraten sie es mir«, meinte Heath, der auf die Tür zuging.
Lily folgte ihm. Dass ihr Freund verprügelt worden war, erzürnte sie so sehr, dass sie O'Rourke und dessen Untergebene mit eigenen Händen erwürgen wollte.
In dem Moment, in dem Heath anklopfte, schwang die Tür auf. Der große bullige Kerl funkelte sie wütend an und hob drohend seine Fäuste. Offenbar hatte er erwartet, dass Basil zurückkommen würde. Als er jedoch die Pistole sah, die auf seine Brust gerichtet war, riss er die Augen vor Schreck weit auf.
Heath holte ein Taschentuch aus seiner Gehrocktasche und reichte es Lily. »Begleitest du bitte Mr. Eddowes in die Kutsche? «, fragte er. »Ich denke, es dauert nicht lange.«
Dann wandte er sich mit einem tödlichen Lächeln an den Diener und machte ein Zeichen mit der Pistole. Dieser wich vorsichtig zurück, und Heath trat ein. Leise schloss er die Tür hinter sich.
Sofort schimpfte Basil ungehalten, weil ihm die Revanche verwehrt war. Lily hätte es ihm gleichgetan, wäre ihr in der gegebenen Situation nicht wichtiger erschienen, Basil zurückzuhalten, ehe er abermals in den Club stürmte und noch übler verprügelt wurde.
Sie ermahnte sich, darauf zu vertrauen, dass Heath die Angelegenheit regelte, bugsierte Basil in die Kutsche und stieg ebenfalls hinein. Dennoch sorgte sie sich um Heath. Sie mochte gar nicht daran denken, in welcher Gefahr er sein könnte. Immerhin stellte er sich diesen Grobianen ganz allein, auch wenn er bewaffnet war.
Fünf unendliche Minuten lang sah Lily aus dem Kutschenfenster, während sie Basil das Taschentuch gegen die blutende Nase drückte und abwechselnd besorgt schwieg oder Basil beruhigte, dass Lord Claybourne gewiss erfuhr, wohin Fanny gebracht worden war.
Ihr Vertrauen wurde bald belohnt. Als Heath wieder hinauskam, war er unversehrt. Er gab dem Kutscher Anweisungen, bevor er einstieg und sich Lily und Basil gegenübersetzte.
»Ich konnte O'Rourkes Lakaien bewegen, mir zu erzählen, wo er ist«, berichtete er, sobald der Wagen anfuhr. »Wie es scheint, hat O'Rourke sich unlängst ein Haus in Marylebone gebaut und gestern mehrere seiner Bediensteten hingeschickt, um es für Gäste vorzubereiten. Im Club gab er Bescheid, dass er die nächsten paar Tage fort wäre.«
Marylebone war ein Bezirk im Norden Londons, unweit von Heaths eigenem Stadthaus.
»Also wird Fanny dort gefangen gehalten? «, fragte Lily.
»Das scheint zumindest naheliegend.«
»Wie befreien wir sie? «, wollte Basil wissen.
Heath sah den jungen Mann an. »Mir wäre es lieber, Sie würden mir alles überlassen.«
Basil biss die Zähne zusammen. »Nein, My Lord, das kann ich nicht. Ich
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