Sanfte Eroberung
möglich, sofern sie die richtige Lehrerin haben.« Sie sah Lily an. »Glaubst du, du könntest einige der Damen im gesellschaftlichen Umgang schulen, Lily, so wie ihr es an der Akademie macht? «
Lily überlegte. »Warum fragst du? «
Fleur strahlte und sah Lily ebenfalls an. »Weil, meine Liebe, unsere Mieterinnen kultivierter sein müssen, wenn unser Plan aufgehen soll. Leichte Mädchen von niederer Herkunft haben es schwer, das Interesse wohlhabender Herren zu erregen. Vornehme Herren fühlen sich durch grobe Manieren und vulgäre Sprache abgeschreckt. Die Mädchen, die gegenwärtig hier wohnen, hätten wir bei unseren früheren Soirees in dem Moment hinauskomplimentiert, in dem sie den Mund aufmachen. «
»Oh ja!«, pflichtete Chantel ihr bei. »Esprit und Charme sind wichtig, die korrekte Sprache und der richtige Akzent jedoch unverzichtbar. Mangelnde Umgangsformen und ordinäres Auftreten können die größten Hindernisse sein, will man eine wohlhabende Klientel gewinnen.« Auf einmal starrte auch sie Lily an. »Könntest du unsere Mädchen unterrichten, meine Liebe? «
Die Vorstellung, jungen Damen zu helfen, sich an reiche Männer zu verkaufen, erschien Lily zunächst recht befremdlich, aber sie wollte sie nicht sofort verwerfen. »Vielleicht. Es sollte nicht unähnlich dem sein, was meine Schwestern und ich seit drei Jahren an der Akademie tun. Wir bringen Mädchen aus Kaufmannsfamilien bei, wie sie vornehmer auftreten und in den feinen Kreisen bestehen.«
»Es könnte all unsere Probleme lösen! «, rief Fleur enthusiastisch aus.
»Gibt es keinen anderen Weg, wie sie euch helfen können, eure Schulden zu begleichen?«, fragte Lily vorsichtig.
»Nein, nicht mit einer so großen Summe.«
Dem konnte Lily nicht widersprechen. Anständige Stellen als Bedienstete brachten vielleicht zehn Pfund im Jahr ein, und selbst die höchsten Positionen, die Frauen offenstanden - als Haushälterinnen auf großen Anwesen oder als Gouvernanten in vornehmen Familien -, waren selten höher als mit fünfzig Pfund jährlich dotiert.
»Da wäre immer noch mein Geld«, schlug Lily vor. Als alle drei Damen sie verständnislos ansahen, erklärte sie: »Lord Danvers überschrieb mir eine beträchtliche Summe und entließ mich aus seiner Vormundschaft. Es sind zwanzigtausend Pfund, Fanny. Du kannst sie gern haben.«
Begeistert klatschte Chantel in die Hände. »Ich wusste gleich, dass du ein Schatz bist, Lily!«
Aber Fanny runzelte die Stirn. »Ich könnte dein Geld niemals annehmen.«
»Warum nicht? «
»Weil du Pläne hast, für die du es brauchst. Außerdem deckt die Summe ohnehin nicht die Schulden ab. Wir würden Mick immer noch einen hohen Betrag schulden, und du wärst mittellos. «
»Ich könnte mir denken, dass Roslyn von ihrem Vermögen auch etwas dazugeben würde. «
»Vielleicht, doch beabsichtige ich nicht, sie zu fragen. Ihr beide standet vor wenigen Jahren ohne einen Penny da, und jetzt seid ihr endlich in der Lage, ein unabhängiges Leben zu führen. Das werde ich euch unter keinen Umständen verderben.«
Nun war es an Lily, die Stirn zu runzeln. »Fanny, falls du denkst, ich würde zulassen, dass du dich einem Mann unterwirfst, den du nicht einmal magst, damit ich ein Vermögen, mit dem ich nie rechnete, mit Reisen durchbringe, musst du von Sinnen sein. Was für eine Freundin wäre ich dir, täte ich es? «
»Wir beide wissen, dass du dir immer gewünscht hast, reisen zu können.«
»Ja, das habe ich, aber die Umstände sind jetzt andere. Du brauchst das Geld nötiger als ich.«
Fanny lächelte matt. »Ich danke dir, meine Liebe. Sollte die Lage wirklich verzweifelt werden, könnte ich über dein Angebot nachdenken. Bis dahin möchte ich es jedoch nicht einmal in Erwägung ziehen. Im Ernst, Lily, ich glaube, Fleurs Idee, unseren jungen Damen zu helfen, wohlhabende Herren zu erobern, wäre für alle Beteiligten die beste Lösung. Den Mädchen würden sich dadurch enorme Vorteile eröffnen, und ich bin gewiss, dass sie bereitwillig dabei helfen werden, die Schulden zu begleichen, wenn sie als Gegenleistung die hervorragende Ausbildung bekommen, die wir ihnen bieten. Also, was sagst du dazu? Könntest du sie lehren, eleganter aufzutreten und zu sprechen? «
Lily überlegte. Umgangsformen und Auftreten waren nicht unbedingt ihre Stärken. Zu Hause unterrichtete sie die Schülerinnen in sportlichen Betätigungen wie Reiten, Bogenschießen und auch Tanz. Sollten die Mädchen allerdings lernwillig sein,
Weitere Kostenlose Bücher