Sanfte Eroberung
nachzustellen.
Zugegeben, ihre Flucht hatte ihn gereizt und die Suche nach ihr seine Sinne gekitzelt - was den Triumph, sie endlich gefunden zu haben, umso köstlicher machte. Und das ungeachtet der Bedenken, die ihm gekommen waren, als er herausfand, dass sie in einem Haus wohnte, das Fanny Irwin gehörte, zusammen mit zwei berüchtigten Exkurtisanen und einer ganzen Reihe leichter Mädchen.
»Kommen Sie doch bitte herein, mein Engel! «, wiederholte Heath. »Und schließen Sie die Tür, sofern Sie nicht wünschen, dass meine Anwesenheit in Ihrem Schlafgemach allgemein bekannt wird. «
Das schien Lily aus ihrer Benommenheit zu wecken, denn ihre wunderschönen Augen verengten sich. »Ihre Anwesenheit in meinem Schlafgemach ist überaus unangebracht, My Lord. Sie sollten nicht hier sein, wie Sie sehr wohl wissen. «
»Ich wollte Sie unter vier Augen sprechen.«
»Es gibt mehrere Salons im Haus. Jeder dieser Räume wäre angemessener für einen Herrenbesuch.«
»Aber nicht angemessen für meine Zwecke.«
Abermals schien sie verdrossen. »Und welches ist der Zweck Ihres Besuches, Lord Claybourne?«
»Den kann ich Ihnen nicht nennen, solange Sie in der offenen Tür stehen.«
Lily kam herein und schloss die Tür hinter sich, war aber sichtlich unfroh, denn sogleich stemmte sie ihre Hände in die Hüften. »Würden Sie mir jetzt bitte den Grund Ihres Besuches verraten? «
Ihr bissiger Tonfall entlockte Heath ein Grinsen. »Ja, sofern Sie mir erzählen, was zum Teufel Sie in diesem skandalösen Freudenhaus tun.«
Sie schrak ein wenig zusammen. »Es ist streng genommen kein Freudenhaus, denn die Mieterinnen empfangen hier keine Gäste.«
Skeptisch lüpfte Heath eine Braue. »Wollen Sie damit sagen, die Liebhaber der Damen wären nie hier? «
»Nun ... jedenfalls nicht häufig. Die Eigentümerin sieht es nicht gern.«
»Und das soll meine Sorge mindern? «
Sie kniff die Lippen zusammen. »Ihre Sorge zu mindern ist mir kein Anliegen, My Lord. Aber wenn Sie es unbedingt wissen wollen: Ich helfe Fanny Irwin und ihren Freundinnen, eine hohe Spielschuld zu begleichen.«
»Ja, das hörte ich bereits. Überhaupt erfuhr ich in den letzten drei Tagen, seit ich Ihren Aufenthaltsort ausfindig machte, einiges über Sie. Wie es scheint, arbeiten Sie ziemlich hart.«
»Haben Sie mich beobachtet?«, fragte sie entsetzt.
»Teils. Als ich gestern kam, waren Sie im Salon beschäftigt, umgeben von einer Schar Schönheiten, die Walzer übten. Wenigstens war Ihr Freund Eddowes willens, meine Neugier in Maßen zu befriedigen. «
»Basil hat Ihnen von unseren Bemühungen erzählt? « Sie wirkte erschrocken. »Ich kann nicht glauben, dass er mein Vertrauen missbraucht - oder dass es Ihnen gelang, ihn dazu zu bringen! «
Heath lächelte. »Nachdem Sie flüchtig waren, musste ich mir etwas einfallen lassen. Eddowes handelte ganz in Ihrem Interesse, müssen Sie wissen.«
»Was haben Sie ihm gesagt? «
»Dass ich ebenfalls nur Ihr Bestes will. Er schien mir sogar erleichtert, seine Bedenken mit mir teilen zu können, gefällt es ihm doch genauso wenig wie mir, dass Sie hier sind.« Heath sah sie prüfend an. »Auch Marcus wird damit nicht einverstanden sein, möchte ich wetten. «
»Ich muss Marcus nicht um Erlaubnis bitten«, erwiderte Lily. »Er ist nicht mehr mein Vormund. «
»Nein, er ist mittlerweile das Oberhaupt Ihrer Familie, zu der in Bälde gleichfalls Arden zählen wird. Wussten Sie, dass er und Ihre Schwester Roslyn verlobt sind? «
»Ja«, antwortete Lily finster.
»Und Sie glauben nicht, dass es Ihren Schwestern zum Nachteil gereichen könnte, sollte Ihre Anwesenheit hier öffentlich bekanntwerden? «
»Ich beabsichtige nicht, sie bekanntzumachen. Und wenn Basil Eddowes Ihnen von unserer Akademie erzählte, müssen Sie wissen, dass wir all das für eine gute Sache tun. Wir helfen einigen unglücklichen jungen Damen, ihre Sprache wie auch ihr Auftreten auszubilden, auf dass sie ein besseres Leben führen können. Es ist höchst befriedigend, zu sehen, welche Fortschritte sie von Tag zu Tag machen. Und nächste Woche planen wir eine Soiree, auf der sie eine wohlhabendere Klientel kennenlernen. Unsere Hoffnung ist die, dass sie die bedauernswerten Umstände verbessern können, unter denen sie sich ihren Lebensunterhalt erwerben müssen.«
Ihre Leidenschaft für die Sache war unübersehbar, stellte Heath fest. Was ihn nicht einmal wunderte, obgleich er sich fragte, wie viele junge Damen ihres Standes sich
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