Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
wenig näher. Wir hatten mehrere Monate getrennt verbracht, während er im College war. Möglicherweise fühlte ich deshalb eine gewisse Fremdheit zwischen uns. Vielleicht mussten wir uns einfach wieder aneinander gewöhnen. Er legte den Arm um mich und spielte mit meinem Haar, wie er es immer gern tat. Er schnüffelte an meinem Hals.
»Connor«, flüsterte ich.
»Was ist?«
»Wir sind nicht allein.«
»Na und? Bei diesem Schummerlicht kann uns kaum einer sehen.« Er deutete mit dem Kopf in Kaylas und Lucas’ Richtung, die eng umschlungen miteinander plauderten, als wären sie allein. »Ich habe dich vermisst, Lindsey. Und hier haben wir auch kaum Zeit füreinander. Morgen ziehen wir wieder mit einer neuen Truppe los, für die wir die ganze Verantwortung tragen.« Er legte die Hand in meinen Nacken und streichelte mich mit dem Daumen sanft unterm Kinn, woraufhin mich ein wohliger Schauer durchströmte.
»Es war wirklich schwer für mich, dass du das ganze Schuljahr im College warst«, gestand ich ihm.
»Nur noch ein Jahr, dann kommst du nach, stimmt’s?«
»Ich hoffe. Ich habe ein bisschen die Begeisterung für die Schule verloren. In letzter Zeit scheint mir die Begeisterung für alles Mögliche zu fehlen.«
»Gilt das auch für mich?«
Ich lachte unsicher. »Nein.« Dann dachte ich daran, wie angespannt unser Verhältnis neuerdings war, und mir kam ein Gedanke. »Hast du dich in eine andere verliebt? Ich meine, hast du jemanden kennen gelernt, als du fort warst?«
»Nein. Aber unser Verhältnis hat sich irgendwie verändert. Ich bin mir nicht sicher, was es ist.« Er strich mein Haar zurück und begann wieder, meinen Hals zu liebkosen. »Und es stört mich, dass ich deine Gedanken nicht lesen kann.«
Ich spürte seine heißen Lippen an meinem Hals und gab mich seinen Liebkosungen hin, ließ mich davontragen von einer warmen Woge von Zärtlichkeit, die mich alle Sorgen vergessen ließ. »Du meinst, wenn du ein Wolf bist?«
»Nein. So wie jetzt, wenn ich ein Mensch bin. Lucas kann Kaylas Gedanken immer lesen, egal, in welcher Gestalt er sich befindet.«
»Was?« Ich wich zurück. »Stimmt das, Lucas?«
Er löste sich von Kaylas Lippen, als hätte ich ihn aus seinen Träumen gerissen. »Was soll stimmen?«
»Du kannst Kaylas Gedanken lesen, auch wenn du nicht …« Ich schaute mich um. Ein Typ an der Bar wandte sich von uns ab und starrte in sein Glas. Hatte er uns beobachtet? Wer war er? Er war mir unheimlich. Er war groß
und kräftig gebaut. Sein Kopf war kahl rasiert, und um die muskulösen Oberarme hatte er sich ein Stacheldraht-Tattoo stechen lassen. Er sah aus, als käme er direkt aus dem Gefängnis. Keinesfalls aus einem chemischen Labor … aber wer wusste das schon? Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Lucas. »Du weißt schon.«
Ich wollte das Wort Wolf nicht laut aussprechen. Nicht jeder hier war einer von uns, deshalb mussten wir immer vorsichtig sein mit dem, was wir sagten.
Lucas zuckte die Achseln und beugte sich über den Tisch. »Wir können beide die Gedanken des anderen lesen - immer.«
»Oh, Mann! Dann könnt ihr ja niemals einen privaten Gedanken denken.«
»Wir spüren es, wenn der andere sich ein bisschen Privatsphäre wünscht. Dann unterdrücken wir die Fähigkeit«, erklärte Kayla.
Ich sah Connor sorgenvoll an. »Soll es so sein bei einem Paar? Meine Eltern haben mir nie davon erzählt.«
»Meine haben auch nichts darüber gesagt. Vielleicht ist es wie beim Sex, und es ist ihnen peinlich, darüber zu reden.«
»Also, ich glaube, dass jede Liebesbeziehung anders ist«, sagte Lucas. »Als ich Kayla zum ersten Mal gesehen habe, war es, als wäre ich einem dieser Insektengrills zu nahe gekommen.«
»Wie romantisch«, sagte ich, während Connor den ekligen Vergleich offensichtlich amüsant fand.
»Es war wie ein elektrischer Schlag«, erklärte Lucas. »Es war nicht unangenehm, aber ein wenig … beunruhigend.«
»Egal, um welche Spezies es sich handelt, Jungs sind doch alle gleich«, sagte Kayla lächelnd. »Bei dem bestimmten Wort mit L bekommen sie alle kalte Füße.«
»Ich nicht«, sagte Connor. »Ich liebe Lindsey seit dem Tag, an dem sie mir die Nase blutig geschlagen hat, weil ich ihr ein Spielzeug weggenommen habe.«
Mein Herz geriet ins Stocken, als ihm das L-Wort so locker von den Lippen ging. In unserer Beziehung war ich diejenige, die davor zurückschreckte, es auszusprechen. Schon immer. Ich vergötterte Connor, aber ich war mir nicht sicher,
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