Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
sagte Rafe leise, und ehe ich wusste, wie mir geschah, war er hinter mir und legte die Arme um mich. Alles in mir erstarrte, und ich fragte mich, ob er dieselbe Erschütterung gespürt hatte, als ich in der vergangenen Nacht auf dem Motorrad meine Arme um ihn geschlungen hatte.
Ich hörte ein tiefes Grollen. Jemand anders hätte es vielleicht für ein Räuspern gehalten, aber ich erkannte es sofort als Connors warnendes Knurren. Ohne ihm Beachtung zu schenken, korrigierte Rafe meine Position.
»Du musst möglichst tief ansetzen«, sagte er.
Ich nickte und spürte ein intensives Gefühl von Verlassenheit, als er zurückwich. Ich versetzte der weißen Kugel einen kräftigen Stoß und sah, wie sie die einfarbige Kugel ins Eckloch beförderte.
»Das könnte man auch als Mogeln bezeichnen«, sagte Dallas.
»Ich spendier dir eine Portion Pommes, um’s wiedergutzumachen«, entgegnete Rafe.
»Klingt fair.«
Connor und ich gewannen das Spiel ohne große Anstrengung,
was mich den Verdacht hegen ließ, dass Dallas sich keine Mühe gab. Vielleicht nutzte er die Situation wirklich nur, um uns zu beobachten. Nach dem Spiel kehrten wir in unsere Nische zurück, wo Lucas und Kayla auf uns warteten.Wir machten sie mit Dallas bekannt. Darauf setzten wir uns auf die hufeisenförmige Bank und nahmen Dallas in die Mitte.
Offenbar ahnte er nichts von der Gefahr, in der er sich befand, denn er schaute lächelnd in die Runde und fragte: »Und seid ihr nun die Werwölfe, von denen ich gehört habe?«
7
U nsere Runde erstarrte, ähnlich wie ein Raubtier in der Wildnis, kurz bevor es sich auf sein Opfer stürzt. Mein Herz fühlte sich an, als sei es stehen geblieben.
Dallas lachte befangen. »War nur ein Scherz. Ich habe diese verrückten Gerüchte über die seltsamen Dinge gehört, die hier in der Gegend vorgehen sollen. Dann sehe ich heute Abend all diese neuen Gesichter hier. Dachte, ihr müsstet euch während bestimmter Mondphasen verstecken oder so.«
»Wir waren auf einem Familientreffen«, sagte Lucas mit tödlicher Ruhe, die mir einen Schauer über den Rücken jagte. Nie und nimmer hätte ich ihn zum Feind haben wollen. »Wo hast du die Gerüchte gehört?«
»Hier und da. Es ist doch verrückt, nicht wahr? Ich meine die Vorstellung, jemand könnte sich tatsächlich in ein anderes Wesen verwandeln.« Dallas spreizte seine Hände und betrachtete sie, als hätte er sie nie zuvor gesehen. »Ich meine, wie könnte das jemals möglich sein? Wie könnte sich ein Körper derart verändern?«
Ganz langsam blickte er von einem zum anderen, als wüssten wir eine Antwort. Wir wussten sie, aber wir würden sie ihm mit Sicherheit nicht verraten.
»Es gibt jede Menge verrückte Geschichten über Dinge, die sich in der Wildnis ereignen«, erklärte Brittany sanft, und ich fragte mich, ob sie ihn mochte. Ich hatte noch nie erlebt, dass sie so viel Interesse an einem Jungen zeigte. Wie seltsam wäre es, einen Statischen zu lieben. Wäre es überhaupt möglich?
Meine Gedanken schweiften von unserem aktuellen Problem ab. Wer war dieser Junge, und was wollte er in Wahrheit?
» Werwölfe, Vampire, Geister«, fuhr Brittany fort. »Am Lagerfeuer werden immer gern Gruselgeschichten erzählt, aber das sind nur Phantasiegeschichten.«
Dallas lachte wieder, aber diesmal klang es erleichtert. »Ja, das weiß ich. Aber ihr hättet eure Gesichter sehen sollen. Ihr habt mich angesehen, als hätte ich meine Frage ernst gemeint. Aber es wäre doch cool, findet ihr nicht auch? Wenn diese Fähigkeit, die Gestalt zu ändern, tatsächlich existieren würde.«
»Dann wäre ich gern ein Pferd«, sagte ich in der Hoffnung, von der Wahrheit abzulenken.
»Pferde müssen zu schwer arbeiten«, meinte Connor und drückte meine Hand. »Ich wäre lieber ein Hund. Dann könnte ich den ganzen Tag schlafen.«
»Ich eine Katze«, sagte Brittany. »Leider bin ich allergisch gegen sie. Wäre ich dann gegen mich selbst allergisch?«
Dallas lachte noch ein wenig entspannter. »Okay. Ich hab’s verstanden. Ich sollte nicht auf Lagerfeuergeschichten hören.« Er zwinkerte Brittany zu. »Wie wär’s jetzt mit noch einer Runde Pool?«
Sobald er und Brittany wieder im Billardraum verschwunden waren, sahen wir Übrigen uns unbehaglich an.
»Was sollte das denn gerade?«, fragte Kayla schließlich.
Lucas schüttelte langsam den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher. Rafe, behalt ihn im Auge, besonders wenn er mit Brittany zusammen ist.«
Ich sah Rafe an, um seine
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