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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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einem Peitschenhieb, zog sich schräg über seine Stirn und die rechte Wange, er hatte noch Glück gehabt, dass das Auge unversehrt geblieben war.
    » Schammi! « , rief Peter Siegel voller Mitleid. » Was auch immer du getan hast– du wirst von nun an wieder zu uns gehören. So wie auch der verlorene Sohn in der Bibel von seinem Vater in Freuden aufgenommen wurde! «
    Schammi starrte Charlotte an, als sei sie eine Erscheinung. Sie hatte das Gefühl, er schäme sich vor ihr, zumal er zunächst Anstalten machte, einfach davonzulaufen. Dann aber blieb er stehen, und sie sah, dass Tränen über sein Gesicht strömten.
    » Ich brauche einen fleißigen Arbeiter, Schammi « , sagte sie, bemüht, ihre Rührung nicht zu zeigen. » Du bist mit der Arbeit auf einer Plantage vertraut– möchtest du bei mir anfangen? «
    Der junge Mann schwieg und wischte sich mit dem Handrücken über die Wangen. Seine Bewegung war ungewöhnlich langsam, fast tastend, als wäre er noch steif von den Ketten.
    » Schammi kann nicht arbeiten. «
    » Weshalb nicht? «
    » Schammi ist krank. Sein Rücken ist kaputt und will nicht heilen. «
    » Dein Rücken? «
    Er drehte sich nicht um, deshalb trat sie hinter ihn und betrachtete seinen nackten Rücken. Wie sie befürchtet hatte, war er von Striemen bedeckt, die so dicht beieinanderlagen, dass breite Wundstreifen entstanden waren. Einige waren schon verschorft, andere hatten sich entzündet und eiterten. Jetzt begriff sie, weshalb er in der Klinik gewesen war.
    » Hat das Machmet Gupta getan? « , fragte sie erschüttert.
    » Sahib Gupta– ja. «
    » Das ist unmenschlich « , empörte sich Peter Siegel. » Dieser Kerl gehört angezeigt! Und wir haben ihm noch fünfzig Rupien gezahlt… «
    Charlotte schwieg. Eine Anzeige würde nicht viel Erfolg haben– die Inder galten nicht als » Eingeborene « und hatten vor Gericht einen besseren Stand als die Afrikaner. Was immer das Schlitzohr Schammi da ausgefressen hatte– es musste Machmet in wahnsinnige Wut versetzt haben, doch das rechtfertigte keineswegs ein derart widerwärtiges Verhalten. » Ich werde dir eine Arbeit geben, bei der du deinen Rücken schonen kannst, bis er geheilt ist. Willst du mit uns kommen? Bibi Klara wartet auf dich. «
    Bei der Erwähnung von Klara huschte ein schwaches Lächeln über Schammis Gesicht. Er nickte und wischte sich wieder über die Wangen. Der Bann war gebrochen, und auf einmal fing er an zu reden und konnte gar nicht mehr damit aufhören.
    Ja, er wollte mitgehen und arbeiten, niemals wieder würde er davonlaufen und seiner bibi Charlotte Schande machen. Sie sei ihm wie eine Mutter, und bwana Roden sei ihm ein guter Vater gewesen. Als der bwana starb, habe auch sein eigenes Herz aufgehört zu schlagen. Aber seit heute schlüge es wieder. Er wolle fleißig arbeiten für bibi Charlotte und auch für bwana Siegel, ganz besonders aber für bibi Klara, die nicht gut laufen könne und immer an der Nähmaschine gesessen habe…
    Peter Siegel schlug vor, in der Mission am Immanuelskap zu übernachten, dort gäbe es einen Arzt, der Schammis Rücken behandeln könne. Doch Charlotte hatte wenig Lust, noch länger in Daressalam zu bleiben. Die Stadt war ihr plötzlich zuwider, sie wollte lieber heute als morgen nach Tanga zurückkehren. Vielleicht kamen sie ja noch rechtzeitig zur Abfahrt des Küstendampfers in der Hafenstadt an.
    Diese Hoffnung erfüllte sich nicht, der kleine Küstendampfer hatte gerade abgelegt, als sie zum Hafen kamen. Aber der Überseedampfer würde noch heute in Richtung Europa abfahren, man schiffte bereits die Passagiere ein– sie würden zwar etwas mehr bezahlen müssen, doch sie könnten gleich mit an Bord gehen.
    Schammis Redseligkeit kannte keine Grenzen, er weinte immer wieder, lachte dann plötzlich und schien vollkommen überwältigt von dem unverhofften Glück, das ihm widerfahren war. Während sie am Strand nach einem Ruderboot suchten, das bereit war, drei Menschen und einen großen Hund zum Dampfer hinüberzurudern, stand sein Mund keinen Augenblick still.
    » Schammi wird Hamuna wiedersehen und Sadalla und auch Juma… Jetzt wird kein Streit mehr zwischen uns sein, denn Schammi ist ein anderer geworden… «
    Charlotte begriff, dass sie ihm einige Dinge erklären musste.
    » Hör zu, Schammi. Wir fahren nicht auf die Plantage am Kilimandscharo. Sie gehört nicht mehr mir, ich habe sie verkauft. Wir reisen ins Usambara-Gebirge, dort besitze ich eine andere Plantage. «
    Der junge Mann

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