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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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war grenzenlos enttäuscht. Erst als Peter Siegel ihm versicherte, die Plantage sei sehr schön und werde ihm gewiss gefallen, legte sich sein Bedauern. Die Hauptsache war, dass er bei seiner Herrin war und auch bei bibi Klara und bwana Siegel.
    » Außerdem… «
    Charlotte zögerte, weil sie wusste, dass Schammi die nächste Eröffnung noch weniger gefallen würde. Aber es war besser, nicht zu lange damit zu warten.
    » Außerdem habe ich inzwischen wieder geheiratet, Schammi. Vielleicht kannst du dich an den Mann erinnern, der damals im Regen in unseren Laden kam? Dr. Johanssen ist sein Name. «
    Er schluckte und blickte sie mit großen Augen vorwurfsvoll an.
    » So ist Leben « , sagte er schließlich und seufzte tief. » Frau kann nicht bleiben allein ohne Mann. Dr. Johanssen… Dann ist er jetzt mein bwana. Dr. Johanssen… Dr. Johanssen… «
    Peter Siegel verhandelte mit einem schwarzen Bootsbesitzer, der sie zum Dampfer hinüberbringen sollte, und winkte ihnen zu. Offensichtlich waren sie sich einig geworden– es wurde auch Zeit, das gewaltige Überseeschiff hatte die Maschine längst angeworfen, man sah eine dünne graue Rauchsäule aufsteigen und hörte sein heiseres Tuten.
    » Ja. Dr. George Johanssen, das ist mein Ehemann. Ich heiße also Charlotte Johanssen, Schammi. Komm, wir müssen jetzt ins Boot steigen– Peter wird dir helfen. «
    » Dr. Johanssen « , wiederholte Schammi und schüttelte den Kopf. » Es gibt einen bwana daktari in der Klink, der diesen Namen hat. «
    » Ja, mein Mann hat früher dort gearbeitet. Nun komm schon, Simba! Sei nicht so stur! «
    Charlotte musste den widerstrebenden Hund hinter sich herziehen, der arme Kerl hasste Schiffsplanken, ganz gleich, ob es sich um ein Ruderboot oder um einen Dampfer handelte.
    » Nein, bibi Charlotte. Daktari Johanssen ist immer noch in Klinik. Schammi hat ihn gesehen. Daktari George Johanssen liegt mit viel Fieber in Klinik. «
    Sie hatte nur mit halbem Ohr hingehört, weil sie dem starrköpfigen Hund zureden musste, doch nun wurde ihr mit einem Schlag die Bedeutung von Schammis Worten klar.
    » Was redest du da, Schammi? Das kann gar nicht sein, mein Mann ist auf einer Expedition in Ruanda… «
    Schammi zuckte unsicher mit den Schultern.
    » Dann armer Schammi ist ganz und gar verrückt. Dr. Johanssen ist großer, dünner Mann mit blondem Haar und Bart. Viel Fieber. Hat immer nur geredet auf Englisch und Sprache von Araber. Manchmal auch deutsche Sprache und viele Worte, die Schammi nicht kennt… «
    Alles passte zusammen. Und dennoch, es konnte gar nicht sein. George war in Ruanda. Wäre er krank geworden, dann hätte man ihn doch in eine Klinik dort in der Nähe gebracht… nach Bukoba oder Entebbe… Sie hätte Nachricht erhalten… Oder etwa nicht?
    » Peter! Steig wieder aus dem Boot– wir nehmen eine Rikscha zur Sewa-Hadschi-Klinik! «
    » Daktari Johanssen arbeitet nicht hier. «
    » Das weiß ich. Ich suche einen Patienten, der so heißt. «
    Die schwarze Angestellte saß hinter einem Glasfenster und hatte die Aufgabe, Anmeldungen entgegenzunehmen und Auskünfte zu erteilen. Sie hatte wenig zu tun– die meisten Besucher und Patienten liefen einfach an ihr vorbei.
    » Ein Engländer? «
    Charlottes Herz setzte einen Schlag aus. Also doch.
    » Ja, er ist Engländer. Ich bin seine Frau, Charlotte Johanssen. «
    Die Schwarze stand von ihrem Stuhl auf, ohne eine Antwort zu geben, und schlenderte gemächlich aus dem Raum. Hinter Charlotte zog eine Familie mit mehreren Kindern vorüber, das jüngste wurde von der Mutter getragen und weinte laut, zwei Goanesinnen hatten eine alte Frau in die Mitte genommen und schleppten sie unter fortwährendem Zureden in die Klinik.
    Wohin ging diese schwarze Angestellte? Wieso gab sie ihr keine Auskunft? Charlotte krallte die Finger in das schmale Holzbrett, das man unter der Glasscheibe angebracht hatte, und bemühte sich, die aufkommende Panik im Zaum zu halten. Hatte Schammi nicht von Fieber gesprochen? O Gott– George hatte auch vor zwei Jahren schrecklich hoch gefiebert, damals hatte sie um sein Leben gefürchtet. War er vielleicht sogar…
    Draußen kläffte Simba. Der anhängliche Hund war ihr im Augenblick unglaublich lästig. Sie hatte ihn am Stamm einer Palme festgebunden, doch weil er heftig an der Leine zerrte, musste Peter Siegel in seiner Nähe bleiben. Schammi, der vor dem großen Hund eine ziemliche Furcht hatte, stand neben Charlotte und starrte beklommen vor sich hin. Er war

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