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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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selben Abend in ihrem Haus. Charlotte stellte sicher, dass Elisabeth oben in ihrem Zimmer schlief, und ließ die Besucher in den Wohnraum führen. Die Schwarzen blickten scheu auf die vielen Photographien an den Wänden und ließen sich erst nach einer ganzen Weile auf den ihnen zugewiesenen Sesseln nieder. Beide stammten von der Küste und arbeiteten schon einige Jahre in der Sewa-Hadschi-Klinik. Sie waren stolz auf ihre Position, trugen eine helle Kappe auf dem geschorenen Kopf und eine weiße Jacke über der knöchellangen Tunika. » Mtschalo hat daktari Johanssen gesagt: Wir gut gearbeitet. Warum wir nicht reiten nach Hause? Aber daktari will noch diese eine Dorf impfen. Nur diese eine Dorf… Dorf von sheitani und Unglück. Dann sind gekommen Krieger. Viele. Mit Speeren und Bogen und Pfeil. Auch mit Gewehr. Daktari redet mit ihnen, aber sie wollen nicht hören. Wir alle müssen mit ihnen gehen… In Dorf sie uns festbinden an Baum. Sie schreien und heben Speere gegen uns, und wir alle denken, Leben ist zu Ende. Nur daktari Johanssen sagt zu uns, wir müssen ruhig sein und warten. Leute von diese Dorf haben sich geirrt. Weil sie glauben, wir sind mit andere Dorf im Bund, die sind ihre Feinde… «
    » Und was geschah dann? «
    Die beiden sahen sich an und zögerten. Als Mtschalo, der bisherige Wortführer, schwieg, setzte sein Begleiter den Bericht fort. » Krieger bringen daktari in runde Hütte « , erklärte Bugi. » Mtschalo und Bugi bleiben gebunden an Baum. So kommt Nacht. Nur wenig Feuer, dann nur noch Sterne und Mond. Da sagt Mtschalo, er kann Strick abstreifen. Ganz leise Mtschalo kommt von Hanfstrick frei, macht auch Bugi los, und wir laufen davon… «
    Sie warfen Charlotte einen beklommenen Blick zu. Ihnen war klar, dass sich der Zorn der Eingeborenen jetzt gegen den daktari richten würde, der sich als Einziger noch in ihrer Gewalt befand. Bitter dachte Charlotte daran, dass George in dieser Situation ganz sicher versucht hätte, auch seine Kameraden zu befreien, doch was half es, den beiden Vorhaltungen zu machen? Jetzt war es ohnehin zu spät dafür.
    » Da habt ihr wirklich Glück gehabt « , sagte sie daher und versuchte, ihren Ärger zu unterdrücken. » Und wie seid ihr zurück nach Morogoro gekommen? «
    » Finden zwei schwarze Träger von unsere Expedition, die mit uns zurück nach Morogoro gehen… «
    Einige der einheimischen Träger mussten die Feindseligkeiten vorausgesehen haben, sie hatten sich rechtzeitig versteckt und waren so der Gefangennahme entgangen.
    » War mein Mann gesund, oder hat er Fieber gehabt? «
    Daktari Johanssen sei nicht krank gewesen, nur vielleicht ein wenig müde. Er habe während der letzten Tage mit krummem Rücken im Sattel gesessen, doch er habe den Weg gekannt und sich niemals geirrt. Deshalb wollten sie alle beide zu Jesus Christus beten, dass ihr guter daktari heil und gesund zurückkäme. Sie wollten auch Opfer bringen, um die Götter von Uluguru zu besänftigen, denn es sei sicher besser, alle Götter auf seiner Seite zu haben.
    Charlotte hatte die beiden Afrikaner mit Reis, Bananen und Ziegenfleisch bewirtet, was sie mit großem Appetit verspeisten. Von der Zitronenlimonade dagegen zeigten sie sich weniger begeistert, sie hatten sich deutsches Bier erhofft. Sie blieben dennoch einige Stunden, um von der Expedition zu erzählen, lobten den daktari Johanssen und den bwana Gouverneur, der die Afrikaner vor den Pocken schützen ließ, und als sie das Haus endlich verließen, waren sie fest davon überzeugt, dass der weiße Arzt bald wieder bei ihnen sein würde.
    Charlotte lag noch lange wach, lauschte auf die nächtlichen Geräusche, und manchmal streckte sie den Arm aus, um das leere Kopfkissen neben sich zu fühlen. Die Berichte der beiden Afrikaner hatten ihre Befürchtungen zur Gewissheit werden lassen: George befand sich entweder noch in der Gewalt der Eingeborenen– dann konnte die angebliche Strafaktion der Askari für ihn lebensgefährlich ausgehen–, oder er war seinen Peinigern ebenfalls entkommen und versuchte, sich allein und ohne Reittier durch das unwegsame Gebirge zu schlagen. Möglicherweise kämpfte er dabei nicht nur gegen die Wildnis, sondern auch gegen das Fieber.
    Sie quälte sich mit allerlei Phantasien, sah ihn bald vom Fieber ausgezehrt in einer einsamen Schlucht liegen, dann wieder stellte sie sich vor, dass man seinen toten Körper nach afrikanischer Sitte zu Grabe trug, in ein erdfarbenes Tuch gewickelt, aus dem am oberen Ende

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